Mit mehr Wissen der Volkskrankheit Rücken entgegenwirken28. Dezember 2020 © Kzenon/AdobeStock In vielen Berufen wie der Pflegebranche oder im Handwerk müssen Beschäftigte kräftig mit anpacken, was auf Dauer eine hohe Belastung für Rücken und Gelenke darstellt. Umso wichtiger sind Vorgaben, um körperliche Belastungen bewerten und die maximale Belastung einschätzen zu können. Forschende des Leibniz-Institutes für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben im Zuge eines Projektes zahlreiche Tätigkeiten analysiert sowie Bewertungsmethoden hinterfragt und weiterentwickelt. Ziel ist es, mögliche Belastungsrisiken für mehr berufliche Tätigkeiten zu erkennen. In dem Projekt “MEGAPHYS” haben sich sechs Forschungspartner zusammengeschlossen, um ein Methodeninventar zur „Mehrstufigen Gefährdungsanalyse von physischen Belastungen“ für verschiedene berufliche Tätigkeiten zu entwickeln. Als Ergebnis wurde nun eine Handreichung für Verantwortliche im Bereich Arbeitssicherheit erstellt. Beteiligt an diesem Projekt ist auch die IfADo-Forschungsgruppe Biomechanische Ergonomie um PD Dr. Matthias Jäger. Die Gruppe befasst sich seit rund 40 Jahren mit körperlichen Belastungen bzw. potenziellen Überlastungen des Muskel-Skelett-Systems mit einem besonderen Augenmerk auf Rücken und Wirbelsäule. Empfehlungen zu maximalen Rückenbelastungen Für das neue, vielfältige und abgestufte Methodeninventar haben die Forschenden zahlreiche Verfahren zur Erfassung von Belastungen bei beruflichen Tätigkeiten evaluiert und weiterentwickelt. Im Zuge dessen wurden beispielsweise die etablierten „Dortmunder Richtwerte“ durch Auswertung zwischenzeitlich durchgeführter Studien zur Kompressionsfestigkeit der Wirbelsäule aktualisiert. Diese „Revidierten Dortmunder Richtwerte“ geben Empfehlungen, wie hoch der untere Rücken maximal belastet werden sollte. Aufgrund der biologischen Unterschiede und Veränderungen sind die Empfehlungen sowohl geschlechtsspezifisch als auch altersabhängig. Ermittlung der Rückenbelastung im Zeitverlauf Für die Bestimmung der Belastung der Lendenwirbelsäule in überlastungsrelevanten Situationen wird beispielsweise das am IfADo entwickelte Simulationswerkzeug „Der Dortmunder“ verwendet. Damit können die in der Wirbelsäule wirkenden Kräfte berechnet werden. Dieses biomechanische Modell wurde nun mit dem Messsystem „CUELA“ des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV gekoppelt. Mithilfe des „CUELA-Dortmunder“ kann nun die Lendenwirbelsäulenbelastung vergleichsweise einfach über ganze Arbeitsschichten ermittelt werden. Bislang dauerte es mehrere Monate, um ein einziges derartiges Schichtmonitoring zu erstellen. Register für Rückenbelastungen und Prüfung bekannter Verfahren Zur Erhöhung der allgemeinen Verfügbarkeit von Untersuchungsergebnissen zur Wirbelsäulenbelastung wurde der Aufbau eines „Lumbalbelastungsatlas“ weitergeführt. Dabei handelt es sich um ein Register zur Wirbelsäulenbelastung von Standardfällen des Berufsalltags zum Heben und Tragen oder auch Schieben und Ziehen von Lasten. Ein weiterer Schwerpunkt der IfADo-Arbeiten zielt auf die biomechanische Evaluierung etablierter Screeningverfahren zur Beurteilung körperlicher Belastungen durch manuelle Lastenhandhabung ab, wie die Leitmerkmalmethoden der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin (BAuA). Neben einer weitgehenden Entsprechung von Screeningbewertungen und korrespondierenden Wirbelsäulenbelastungen wurden auch Empfehlungen zu Wichtungsanpassungen abgeleitet. Über das Projekt MEGAPHYS:Ziel des gemeinsamen Forschungsvorhabens unter Leitung der BAuA und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) war es, ein umfassendes Methodeninventar zur Durchführung der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung bei physischen Belastungen durch manuelle Lastenhandhabung, repetitive Arbeitsprozesse, kraftbetonte Tätigkeiten, Körperhaltungen und bewegungsintensive Tätigkeiten sowie kombinierte Belastungen bei Mischarbeit zu entwickeln.Dazu kooperierten ExpertInnen aus den Bereichen Arbeitswissenschaft, Arbeitsmedizin, Biomechanik, Ergonomie und Arbeitsphysiologie. MEGAPHYS wurde insgesamt über fünf Jahre gefördert. Weitere beteiligte Kooperationspartner waren das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie (ASER), das Institut für Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Darmstadt (IAD), die Arbeitsmedizinische Ergonomieberatung ArMedErgo sowie das IfADo. Der aktuell veröffentlichte zweite Band des Forschungsberichtes wird von der DGUV herausgegeben.
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