Mit mRNA-Technologie maßgeschneiderte Medikamente entwickeln: Özlem Türeci erhält den Jung-Preis für Medizin 20234. Mai 2023 Der Jung-Preis für Medizin 2023 geht an Özlem Türeci. Foto: ©Wolfgang Wilde/BioNTech SE Die Mitbegründerin von Biontech und Professorin Dr. med. Dr. h.c. mult. Özlem Türeci erhält den Jung-Preis für Medizin 2023 für ihre Forschung zur Prävention und Behandlung von Tumorerkrankungen, Infektionskrankheiten und anderen schweren Erkrankungen. Das Potential der mRNA-Impfstoffe prägt den wissenschaftlichen Diskurs heute in vielfältiger Weise und ist, seit sie dazu beigetragen haben, die Folgen der COVID-19-Pandemie zu lindern, auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Doch die Grundlagen- und translationale Forschung ebenso wie die Entwicklung der mRNA-Technologie, die die rasche Reaktion, Entwicklung und damit die schnelle Verfügbarkeit eines Impfstoffes gegen COVID-19 möglich gemacht haben, begann bereits vor Jahrzehnten. Als Mitbegründerin von Biontech ist Türeci eine präsente Persönlichkeit auf diesem Gebiet. Und ihre Forschung im Bereich der Immunologie und der mRNA-Technologie bietet auch über COVID-19 hinaus Entwicklungsperspektiven zur Prävention und Behandlung von Tumorerkrankungen, Infektionskrankheiten und anderen schweren Erkrankungen. Dafür erhält sie von der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung den mit 300.000 Euro dotierten Jung-Preis für Medizin. Das Preisgeld kann Türeci frei für ihre zukünftige Forschung einsetzen. Der Jung-Preis für Medizin wird bereits seit 1976 vergeben und würdigt Forscherinnen und Forscher und ihre Projekte, die wesentlich zum Fortschritt der Humanmedizin beigetragen haben und dies auch in der Zukunft erwarten lassen. Er gehört zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas. „Solange ich zurückdenken kann, interessiere ich mich für Medizin und das menschliche Immunsystem. Zu verstehen, wie diese Mechanismen funktionieren, und Wege zu finden, wie man diese Erkenntnisse nutzen kann, um etwas Nützliches für den Menschen oder die Menschheit zu tun – das ist der Gegenstand meiner tagtäglichen Arbeit.“ Genau das ist es, was Türeci mit ihrem Wissen tut: Mit ihrer Forschung hat sie nicht nur zur Entwicklung des ersten zugelassenen Impfstoffs gegen COVID-19 beigetragen, sondern auch potenzielle neue, personalisierte Behandlungsmöglichkeiten für Krebspatientinnen und Krebspatienten von der Forschung in die klinische Entwicklung gebracht. Aktuell erfolgt die Behandlung schwerpunktmäßig mit klassischer Chemotherapie, Strahlentherapie oder oftmals operativen Eingriffen. Wenn es nach Türeci geht, dann liegt die Zukunft der Medizin in der Frühdiagnostik und personalisierten Medizin. „Unsere Vision ist es, dass wir wirklich für jeden einzelnen Patienten verstehen können, was seinen Krebs ausmacht und passend dazu eine maßgeschneiderte Therapie entwickeln zu können.“ Ärztin, Forscherin, Gründerin: Der Werdegang von Özlem Türeci Inspiration für ihren Lebensweg war ihr Vater: „Mein Vater war Chirurg, der sich sehr um seine Patienten gekümmert hat, aber auch immer interessiert war, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu nutzen. Genau das wollte ich auch tun.“ Während des Studiums an der Universität des Saarlandes in Homburg kristallisierte sich schnell ein Interesse an der Onkologie heraus. So widmete sich Türeci bereits in ihrer Doktorarbeit dem Thema, bevor sie zur Junior Residency in die Onkologie des Universitätsklinikums des Saarlandes ging. Auch nach Abschluss ihrer Residenz blieb sie der Universität erhalten – als Leiterin einer Forschungsgruppe, die sich mit dem molekularen und immunologischen Profiling von soliden Tumoren beschäftigte. Im Jahr 2000 zog es sie dann nach Mainz, wo sie an der Johannes-Gutenberg-Universität ebenfalls eine Forschungsgruppe im Bereich der Krebsforschung leitete und 2002 ihre Habilitation schrieb. Noch vor deren Abschluss war sie Mitgründerin von Ganymed Pharmaceuticals, einem biopharmazeutischen Unternehmen, das hoch tumorspezifische Antikörperwirkstoffe gegen neue Zielstrukturen zur präzisen Behandlung solider Tumore entwickelte. 2009 war Türeci wiederum Mitgründerin des Biotechnologieunternehmens Biontech, bei dem sie zunächst als Vorstand das Kuratorium leitete und seit 2018 die Position des Chief Medical Officer bekleidet. Die Entscheidung, Unternehmerin zu werden, ergab sich von selbst. „Irgendwann habe ich festgestellt, dass man die Medikamentenentwicklung selbst kennen muss, um die eigene Forschung in Medizin zu verwandeln. Und das ist die Vision, die auch hinter BioNTech steht: Das, was wir hier wissenschaftlich machen, zu den Menschen zu bringen, um ihr Leben nachhaltig zu verbessern.“ Jung-Preis für Medizin 2023 für bahnbrechende Forschung zu mRNA-Wirkstoffen Natürlich braucht es neben der Arbeit auch einen passenden Ausgleich – und den findet Özlem Türeci im Bücherregal. Besonders Biographien haben es ihr angetan: „Mein Vater hat immer gesagt, wenn man in die Leben und Erfahrungen anderer Menschen hineinschaut, kann man selbst viele Leben leben und davon lernen.“ Ihr eigenes Leben ist durch die erfolgreiche Entwicklung und Einführung des COVID-19-Impfstoffes und die damit einhergehende Bekanntheit kaum beeinflusst worden. „Die Rahmenbedingungen, unter denen ich heute meine Forschung und Entwicklung durchführe, sind natürlich anders. Mein Leben als solches und auch das Relevante, nämlich unsere Vision, haben sich aber nicht geändert: Die Erkenntnisse und potenziellen Therapien, die unsere Forschung ans Licht befördert, tatsächlich auch zu den Menschen zu bringen.“ Mit dem Jung-Preis für Medizin ehrt die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung laut eigenen Worten in diesem Jahr nicht nur eine Medizinerin, die bahnbrechende Forschung geleistet hat, sondern auch eine Wissenschaftlerin, die mit der Stiftungsphilosophie, das Leiden von Menschen zu lindern, in perfektem Einklang steht. „Ich fühle mich sehr geehrt, von der Jung-Stiftung ausgezeichnet zu werden. Die Stiftung fördert die Forschung und den medizinischen Fortschritt, der dem Gemeinwohl dient – einem der nobelsten Ziele der Medizin, dem ich mich persönlich ebenfalls verpflichtet habe.“ Jedes Jahr vergibt die Jung-Stiftung Auszeichnungen im Gesamtwert von 540.000 Euro, die damit zu den höchstdotierten in Europa zählen. Unter dem Motto „Ausgezeichnete Humanmedizin“ trägt die Jung-Stiftung so maßgeblich zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten bei.
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