Mittelohrcholesteatom: Histologische Untersuchung als Routine?24. Juli 2019 Foto: ©Nicodape / Adobe Stock Vor einer sanierenden Mittelohroperation werden häufig routinemäßige histologische Untersuchungen veranlasst; da ein Mittelohrcholesteatom in der Regel aber auch klinisch sicher diagnostiziert werden kann, ist fraglich, ob dieser Mehraufwand gerechtfertigt ist und wie es sich mit den Kosten für diesen Mehraufwand verhält. Das Ziel einer aktuell publizierten Studie war die Klärung der Frage, inwieweit die Diagnose des operierenden Arztes und die des Pathologen übereinstimmen; hierzu wurde auch ein Vergleich der in der Literatur vorhandenen Daten durchgeführt. Außerdem wurde eine Analyse der Kosten erstellt und mittels einer Umfrage an deutschen HNO-Kliniken (deutschlandweite postalische Umfrage an HNO-Kliniken) die Handhabung der histologischen Untersuchung bei Cholesteatomverdacht beleuchtet. Hierzu unternahmen die Autoren eine retrospektive Auswertung der Cholesteatomfälle, die an der HNO-Klinik der Universitätsmedizin Mainz in den Jahren 2010–2015 auftraten. Es wurden insgesamt 449 Mittelohroperationen zur Sanierung eines Mittelohrcholesteatoms dokumentiert, wovon 312 (69,5 %) auf Erstdiagnosen 137 (30,5 %) auf Rezidivfälle entfielen. In 78,6 % der Fälle wurde eine histologische Untersuchung durchgeführt. Bei Erstdiagnosen lag die Sensitivität der klinischen Einschätzung bei 97,9 %, die Spezifität bei 10 %, der positiv prädiktive Wert bei 96,3 % und der negativ prädiktive Wert bei 16,7 %. Bei Rezidiven zeigten sich Werte von 100 %, 40 %, 97,1 % und 100 %. Unerwartete maligne Befunde ergaben sich nicht. An 58,6 % der befragten deutschen HNO-Kliniken erfolgt eine routinemäßige histologische Untersuchung. Insgesamt 80 % der Befragten hielten dies für sinnvoll. Eine histologische Untersuchung kostete im Durchschnitt 14,06 €. Intraoperativ besteht eine hohe Treffsicherheit bei der Diagnose Cholesteatom. Der Kostenfaktor der histologischen Untersuchung ist gering und sollte nicht Entscheidungsgrundlage sein. Die Ohrmikroskopie und die Erfahrung des Ohrchirurgen sollten den Ausschlag für die Entscheidung zur histologischen Untersuchung geben. (am)
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