„Mobile Miniapotheken“ im Praxistest11. Dezember 2020 Im GMP-Labor der Medizin 5 werden die neuen CAR-T-Zellen für die vom BMBF geförderte Studie selbst hergestellt. Bild: © Knut Pflaumer Wenn der Krebs wiederkehrt, ist die Hoffnung vieler Patienten die CAR-T-Zell-Therapie. Bei dieser Behandlung sollen gentechnisch veränderte Immunzellen die Krebszellen aufspüren und vernichten. Um die Einsatzmöglichkeiten dieses Ansatzes zu untersuchen, fördert das BMBF jetzt ein Verbundprojekt von vier deutschen Uni-Klinika und einem Biotechnologieunternehmen mit sechs Millionen Euro. „Ziel ist es, hochwirksame CAR-T-Zellen zu entwickeln, die nicht nur bestimmte Formen der Leukämie erfolgreich behandeln können, sondern auch andere bösartige Tumoren mit bislang ungünstiger Prognose“, erklärt Prof. Andreas Mackensen, Projektkoordinator am Standort Erlangen. Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen. Bild: © Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen Bei einigen Leukämien und Lymphomen ist es bereits gelungen, die T-Zellen so zu verändern, dass sie die Krebszellen als fremd erkennen und abstoßen. Dazu werden den Patienten T-Zellen aus dem Blut entnommen und mit speziellen „Fühlern“ für die Krebszellen ausgestattet – sogenannten chimären Antigen-Rezeptoren, kurz CAR. Nach einer milden und kurzen Chemotherapie werden dem Patienten die Zellen zurückgegeben. Im Körper vermehren sie sich, spüren Krebszellen auf und vernichten diese. „Anschließend schützen die CAR-T-Zellen den Patienten oft noch über viele Monate und sogar Jahre gegen eine Rückkehr der Erkrankung“, betont Mackensen. Bisher wurde die Behandlung mit CAR-T-Zellen nur bei sehr wenigen Krebserkrankungen erfolgreich angewendet. Gegen die meisten Tumoren reicht die Wirksamkeit verfügbarer CAR-T-Zell-Therapeutika nicht aus, denn: Solide Tumoren können sich sehr gut gegen das Abwehrsystem schützen.Deshalb erarbeitet eine Forschergruppe aus Erlangen, Hannover, Münster und Regensburg gemeinsam mit dem Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec ein neues Wirkprinzip, das die Aktivität von CAR-T-Zellen gegen solche widerstandsfähigen Tumoren gezielt verstärkt. Dafür tragen die Therapiezellen einen Wirkstoff in sich, den sie erst nach der Bindung an die Tumorzellen freigeben. Dabei handelt es sich um einen starken Botenstoff des Abwehrsystems, der die Wirkung der T-Zellen gegen den Tumor vervielfacht und es ihnen ermöglicht, sich im Tumor zu vermehren und optimal zu funktionieren. „CAR-T-Zellen werden also wie mobile Miniapotheken benutzt, die den Wirkstoff dahin tragen, wo er gebraucht wird. Das soll Nebenwirkungen an gesunden Geweben vermeiden“, erläutert Mackensen. Das im Verbund entwickelte Zellprodukt erkennt ein Merkmal, das auf Neuroblastomen – bösartigen Tumoren des Kindesalters – vorkommt. Zudem findet sich dieses Merkmal auch bei einigen Fällen von Knochensarkomen und Brustkrebs.Die Förderung durch das BMBF in Höhe von sechs Millionen Euro ermöglicht die klinische Prüfung dieser neuen, vielversprechenden Strategie. In einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren werden die Wissenschaftler in ihren Laboren die neuen CAR-T-Zellen weiterentwickeln. Gleichzeitig wird an den zwei akademischen Standorten Münster und Erlangen die Herstellung des Zellprodukts nach pharmazeutischen Sicherheitsstandards etabliert. Schließlich werden in einer klinischen Studie an allen vier beteiligten Standorten die Sicherheit und die Wirksamkeit der klinischen Anwendung des neuen CAR-T-Zell-Produkts bei Kindern und Erwachsenen mit bislang unheilbaren Krebserkrankungen geprüft.
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