Möglicher Zusammenhang zwischen hohem mütterlichem Cortisol und unvorhergesehenen Geburts-Komplikationen entdeckt

Foto: © MP-Studio/stock.adobe.com

Eine Haarprobe kann den Stresspegel einer Schwangeren aufzeigen und könnte eines Tages vor unerwarteten Geburtsproblemen warnen. Das zeigt eine Studie der Washington State University (WSU).

Forscher der Washington State University, USA, maßen das Stresshormon Cortisol in Haarproben von 53 Frauen im dritten Schwangerschaftsdrittel. Bei 13 Frauen dieser Gruppe, die einen erhöhten Cortisol-Spiegel aufwiesen, traten später unvorhergesehene Geburts-Komplikationen auf, wie etwa eine Frühgeburt oder Blutungen. Obwohl weitere Untersuchungen mit größeren Gruppen erforderlich sind, könnte dieses vorläufige Ergebnis schließlich zu einer nicht-invasiven Methode führen, um diejenigen zu identifizieren, die ein Risiko für solche Komplikationen haben. Die Forscher berichteten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Psychoneuroendocrinology“.

„Ansonsten gab es bei diesen Frauen nichts, was auf eine Krankheit oder andere Komplikationen während der Schwangerschaft schließen ließe. Dies bestätigte einige Hypothesen, dass Stress, insbesondere in Bezug auf den Cortisol-Spiegel, mit ungünstigen Geburtsergebnissen in Verbindung gebracht werden könnte“, erklärt Erica Crespi, Entwicklungsbiologin an der WSU.

Im Rahmen der Studie beantworteten alle Teilnehmerinnen Fragen zu ihrem psychischen Leidensdruck und ließen zusätzlich Cortisol-Messungen im dritten Schwangerschaftsdrittel und nach der Geburt durchführen. Die Frauen, bei denen es zu unerwarteten Geburts-Komplikationen kam, wiesen erhöhte Cortisol-Konzentrationen in ihren Haaren auf, ein Maß, das den im Körper zirkulierenden Spiegel des Stresshormons in den drei Monaten vor der Messung anzeigt. Diese Frauen berichteten auch über Gefühle von Stress, Angst und Depression, aber im Durchschnitt zeigten nur hohe Cortisol-Werte während der Schwangerschaft einen starken Zusammenhang mit ungünstigen Geburtsergebnissen.

Während der Schwangerschaft steigt der Cortisol-Spiegel auf natürliche Weise zwei- bis viermal an und erreicht im dritten Trimester seinen Höhepunkt. Die Messungen in dieser Studie zeigten jedoch, dass der Cortisol-Spiegel bei den Frauen, die unerwartete Geburts-Komplikationen hatten, noch stärker erhöht war.

„Wenn sich dieses Ergebnis bestätigt, könnte dies ein nicht-invasiver Weg sein, um einen besseren Einblick in die Risikogruppen zu erhalten, da es sich um Informationen handelt, die wir aus der Umfrage nicht erhalten haben“, kommentiert Sara Waters, Forscherin für menschliche Entwicklung an der WSU. „Das war etwas, was wir nicht herausfinden konnten, indem wir die Leute einfach nach ihrem Stress fragten“, fügt sie hinzu.

Zwei Monate nach der Geburt wies die Gruppe, bei der es zu Geburts-Komplikationen gekommen war, weiterhin einen erhöhten Cortisol-Spiegel auf und gab in einer Umfrage an, dass sie weiterhin unter Stress, Angst und Depression litt. Sechs Monate nach der Geburt war der Cortisol-Spiegel weiterhin erhöht, aber die Befragten gaben in der Umfrage weniger psychische Probleme an, was nach Ansicht der Autoren ein Zeichen für eine Erholung sein könnte.

Wenn man Wege findet, den Stress rund um die Geburt zu reduzieren, könnte dies die Ergebnisse sowohl für das Kind als auch für die Mutter verbessern, so die Forscher. Sie weisen darauf hin, dass ungünstige Geburtsergebnisse in den USA zunehmen. Außerdem haben die USA bekanntermaßen eine der höchsten Mütter-Sterblichkeitsraten unter den Industrieländern. Es müsse mehr getan werden, um die Gesundheitsversorgung und die Unterstützungssysteme für Schwangere und frischgebackene Eltern zu verbessern, betont Waters. Diese Studie sei auch eine Mahnung an werdende und frischgebackene Mütter, ihrer Gesundheit Priorität einzuräumen.