MOGAD: Puzzleteil zur Krankheitsentstehung gefunden

Einem internationalen Forschungsteam ist es gelungen MOG-reaktive B-Zellen aus Patientenblut zu identifizieren. Anhand des darin befindlichen genetischen Codes für die anti-MOG-Antikörper ermöglichte es den Forschern, diese auch im Labor herzustellen und ihre Funktionen zu testen.Symbolbild:©vipman4-stock.adobe.com

Einem internationalen Forschungsteam ist es gelungen, den Bauplan der Anti-MOG-Antikörper zu entschlüsseln.

Die Wissenschaftler sehen ihre Ergebnisse zur fehlgeleiteten Immunantwort, die im Fachjournal „Neurology, Neuroimmunology & Neuroinflammation“ veröffentlicht wurden, als Basis, um spezifische MOGAD-Therapien zu entwickeln.

Bislang konnten die krankheitsbedingenden Mechanismen der MOG Antibody-associated Disease (MOGAD) nur schwer untersucht werden, da der Aufbau der Anti-MOG-Antikörper unbekannt war. Bei der Therapie ist es wichtig, die in Schüben auftretende Autoimmunerkrankung, die Gehirn, Sehnerv und Rückenmark betreffen kann, von einer Multiplen Sklerose zu unterscheiden.

Weiße Blutkörperchen enthalten Bauanleitung für MOG-Antikörper

Dem internationalen Forschungsteam um Prof. Anne-Katrin Pröbstel vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) sowie von den Universitäten Basel, Schweiz, und Bonn gelang es in Zusammenarbeit mit der Yale School of Medicine, New Haven, USA, sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), aus Patientenblut MOG-reaktive B-Zellen zu identifizieren. Darin befand sich die genetische Anleitung für die anti-MOG-Antikörper.

„Bereits anhand dieser konnten wir feststellen, dass MOG-Reaktivität in verschiedenen B-Zell-Subtypen vorhanden ist“, erklärte Dr. Nora Wetzel und Dr. Laila Kulsvehagen ergänzt: „Zum Beispiel gibt es B-Zellen, die von Anfang an spezifisch sind für MOG, während andere B-Zellen erst im Verlauf ihrer Reifung diese Reaktivität entwickeln.“ Die beiden Co-Erstautorinnen der Studie gehören zur Forschungsgruppe von Pröbstel.

Der genetische Code erlaubte es den Forschern, die Antikörper auch im Labor herzustellen und ihre Funktionen zu testen. Dabei zeigte sich, dass die Antikörper sich verschiedener Mechanismen bedienen, um MOG-produzierende Zellen zu eliminieren.

„Interessanterweise waren nicht alle MOG-Antikörper gleich effektiv darin, diese verschiedenen Mechanismen zu nutzen. Während dies einerseits auf die Bindungskapazität der Antikörper zurückzuführen war, vermuten wir, dass die strukturelle Interaktion des MOG-Antigens und des Antikörpers relevant ist, insbesondere für die Aktivierung der Abwehrkaskade“, erörterte Pröbstel, geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Neurologie am UKB, Mitglied im Exzellenzcluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn und Forschungsgruppenleiterin am DZNE.

Anti-MOG-Antikörper tragen zur Krankheitsentstehung bei

Diese Studie bestätigt den Wissenschaftlern zufolge vorhergehende Arbeiten, die sich mit Patientenseren und Gehirnautopsien beschäftigten. Zudem bestärke sie die Hypothese, dass die anti-MOG-Antikörper zur Krankheitsentstehung beitragen.

Pröbstel unterstreicht: „Das neue Verständnis zum Ursprung der MOG-reaktiven B-Zellen und der Antikörper-Funktionen ist wichtig, um spezifische Therapien zu entwickeln.“