MOGAD und MS: Die OCT ermöglicht eine frühe Unterscheidung

Untersuchung mittels optischer Kohärenztomographie. Symbolbild.©auremar-stock.adobe.com

Multiple Sklerose (MS) sowie die Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein-IgG-assoziierten Erkrankungen (MOGAD) manifestieren sich häufig mit einer Optikusneuritis (ON). Ein Wissenschaftsteam aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich zeigt nun, dass die Erkrankungen mithilfe der optischen Kohärenztomographie (OCT) unterschieden werden können.

Ihre Studie umfasste 162 Patienten aus sieben Zentren, die sich mindestens sechs Monate nach der ersten ON einer Standard-OCT und einer Hochkontrast-Sehschärfenbestimmung (HCVA) unterzogen. Davon bildeten 100 Patienten (32 MOGAD, 68 MS) die primäre Untersuchungskohorte, während 62 Patienten (31 MOGAD, 31 MS) eine Validierungskohorte bildeten.

Der Vergleich der MS- und MOGAD-Gruppen ergab, dass bilaterale simultane ON bei MOGAD häufiger auftrat als bei MS (46,9% vs. 11,8%; p < 0,001). Die OCT zeigte bei MOGAD eine stärkere Atrophie der peripapillären retinalen Nervenfaserschicht (pRNFL) in allen Segmenten im Vergleich zu einer vorwiegend temporalen pRNFL-Atrophie bei MS (p < 0,001). Die HCVA war bei MS zudem besser erhalten (p = 0,007). Zur Unterscheidung von MOGAD und MS eignete sich die pRNFL-Dicke in allen Segmenten außer des temporalen.

Mittels multivariater logistischer Regression entwickelte das Autorenteam um Ilya Ayzenberg von der Ruhr-Universität Bochum einen Composite Score zur Unterscheidung zwischen MOGAD und MS. In diesen nahmen die Autoren die gleichzeitige bilaterale ON sowie die kritische Atrophie in den nasalen (< 58,5 µm) und temporalen superioren (< 105,5 µm) Segmenten als drei unabhängige Prädiktoren für MOGAD auf. Der Composite Score unterschied MOGAD von MS mit einer Sensitivität von 75 Prozent und einer Spezifität von 90 Prozent in der Untersuchungskohorte und einer Sensitivität von 68 Prozent und einer Spezifität von 87 Prozent in der Validierungskohorte.

Die Autoren resümieren, dass MOGAD nach einer einzigen ON-Episode im Vergleich zu MS eine ausgeprägtere globale pRNFL-Atrophie und eine geringere Sehschärfe nach ON aufweist. Der von ihnen entwickelte OCT-basierte Composite Score habe die Differenzierung zwischen den beiden Entitäten ermöglicht.