Monitoring gesundheitlicher Disparitäten

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Erste Daten aus dem Rheuma-Facts-Projekt der Euro­päische Allianz der Rheumatologie­verbände (EULAR) legen Ungleichheiten zwischen den Ländern offen.

Rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen (RMD) sind weltweit die häufigste Ursache für Beeinträchtigungen. Sie verursachen erhebliche Kosten im Gesundheitswesen und bei der sozialen Unterstützung. Gründe für diese zunehmende Belastung scheinen die ungleiche Anzahl und Art verfügbarer Ressourcen in Europa zu sein sowie unterschiedlich organisierte Gesundheitssysteme.

Auf dem im Juni stattgefunden EULAR-Kongress wurden neue Arbeiten vorgestellt, die sich mit gesundheitsbezogenen Indikatoren für RMD aus allen EULAR-Mitglieds­ländern befassen. Diese wurden im Rahmen des RheumaFacts-Projektes erhoben, einer Studie, die potenzielle Ungleichheiten zwischen den Ländern identifiziert.

Bislang haben 31 Länder Daten übermittelt zu einer Vielzahl von ­Themen, darunter der Zugang zu erstattungsfähiger Physiotherapie und psychologischer Betreuung, die Möglichkeit für Patienten, selbst einen Rheumatologen zu konsultieren, die Anzahl rheumatologischer Abteilungen und Rheumatologen sowie die Verfügbarkeit von Therapien.

Bedarfsgerechte Versorgung mit großen Unterschieden

Die Ergebnisse zeigen, dass die Anzahl der rheumatologischen Abteilungen pro 100.000 Einwohner zwischen 0,02 und 0,9 liegt und die überwiegende Mehrheit (70 %) nicht bei der Hochschulmedizin angesiedelt ist. Innerhalb dieser Zentren lag die Anzahl der Rheumatologen pro 100.000 Einwohner in einem weit größeren Spektrum, nämlich zwischen 0,6 und 8,27. Die absolute Zahl der Kinder­rheumatologen, differierte zwischen vier und 84 noch stärker. Nur in 17 Ländern war es Patienten möglich, selbst einen Rheumatologen aufzusuchen. In den meisten Ländern (93 %) war die Versorgung mit konventionellen systemischen krankheitsmodifizie­renden Medikamenten (csDMARD) gewährleistet, während nur 37 beziehungsweise 47 Prozent Zugang zu allen biologischen und zielgerichteten synthetischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (b/tsDMARD) hatten. Mit einer Ausnahme verfügten jedoch alle Länder über mindestens ein bDMARD (meist TNFi).

Nur 63 Prozent der teilnehmenden Länder gaben an, Zugang zu erstattungsfähiger Physiotherapie für RMD-Patienten auf chronischer Basis zu haben. Zugang zu psychologischer Betreuung war bei nur 30 Prozent der Länder gewährleistet.

„Die Unterschiede zwischen den Ländern in Europa sind groß“, konstatierte Studienerstaurtorin Anna Moltó in Barcelona. Nur etwa die Hälfte der Länder habe unein­geschränkten Zugang zu Medikamenten und erstattungsfähigen nicht pharmakologischen Behandlungen. „RheumaFacts sollte es uns ermöglichen, dies zu beobachten, und wir hoffen, dass die Ungleichheiten abnehmen, um die allgemeine Gesundheit von Patienten mit RMD zu verbessern“, so Moltó.

(hr/BIERMANN)