Multi-Krebs-Früherkennungstest bei symptomatischen Patienten

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Die Analyse zirkulierender Tumor-DNA könnte das Krebsrisiko bei symptomatischen Patienten stratifizieren. Inwieweit kann ein Methylierungs-basierter Multi-Krebs-Früherkennungstest (MCED) helfen, symptomatische Patienten zu bewerten, die aus der Primärversorgung überwiesen wurden?

Eine Beobachtungsstudie hierzu erfolgte an Krankenhausstandorten des National Health Service (NHS) in England und Wales. Eingeschlossen wurden Erwachsene mit unspezifischen Symptomen oder Symptomen, die möglicherweise auf gynäkologische Karzinome, Lungenkrebs oder Krebserkrankungen des oberen oder unteren Magen-Darm-Traktes zurückzuführen waren.

Sie gaben eine Blutprobe ab, wenn sie sich zu einer dringenden Untersuchung vorstellten. Dabei schloss das Team um PD Dr. Brian D. Nicholson von der University of Oxford, Großbritannien, solche Patienten aus, die in der Vorgeschichte eine invasive oder hämatologische Malignität hatten, die innerhalb der letzten 3 Jahre diagnostiziert worden war, oder dagegen behandelt worden waren, zytotoxische oder demethylierende Substanzen einnahmen, die den Test beeinträchtigen könnten, oder an einer anderen Studie zu einem GRAIL MCED-Test teilgenommen hatten. Die Patienten wurden bis zur diagnostischen Klärung oder bis zu 9 Monate lang beobachtet. Zellfreie DNA wurde isoliert und der MCED-Test verblindet für das klinische Ergebnis durchgeführt.

Insgesamt konnten die Wissenschaftler 6238 Teilnehmende an 44 Einrichtungen rekrutieren (07.07.–30.11.2021). Davon wurden 387 ausgeschlossen, weil das Personal nicht in der Lage war, Blut zu entnehmen, es zu Fehlern bei den Proben kam, der Teilnehmer sich zurückzog oder nach der Einschreibung eine mangelnde Eignung festgestellt wurde. Von 5851 klinisch auswertbaren Teilnehmern hatten 376 kein MCED-Testergebnis und 14 keine Informationen zur endgültigen Diagnose.

Dies führte dazu, dass 5461 mit einem auswertbaren MCED-Testergebnis und diagnostischen Ergebnis in die endgültige Kohorte zur Analyse aufgenommen wurden (368 [6,7%] mit Krebsdiagnose und 5093 [93,3%] ohne). Das mediane Alter betrug 61,9 Jahre (IQR 53,4–73,0; 3609 Frauen [66,1%], 1852 Männer [33,9%]).

Wie das Team berichtet, erkannte der MCED-Test ein Krebssignal in 323 Fällen. Unter diesen wurden 244 Krebserkrankungen diagnostiziert, was einen positiven Vorhersagewert von 75,5% (95%-KI 70,5–80,1) und einen negativen Vorhersagewert von 97,6% (95%-KI 97,1–98,0), eine Sensitivität von 66,3% (95%-KI 61,2–71,1) und eine Spezifität von 98,4% (95%-KI 98,1–98,8) ergab. Ferner beobachteten die Autoren, dass die Empfindlichkeit mit zunehmendem Alter und Krebsstadium stieg, von 24,2% (95%-KI 16,0–34,1) im Stadium I auf 95,3% (95%-KI 88,5–98,7) im Stadium IV.

Außerdem zeigte sich, dass wenn bei Krebspatienten ein Krebssignal festgestellt wurde, die Vorhersage des MCED-Tests zum Ursprungsort in 85,2% (95%-KI 79,8–89,3) der Fälle korrekt war. Die Sensitivität (80,4%; 95%-KI 66,1–90,6) und der negative Vorhersagewert (99,1%; 95%-KI 98,2–99,6) waren bei Patienten mit Symptomen, die eine Untersuchung auf Krebs des oberen Gastrointestinaltraktes erforderlich machten, am höchsten.

Fazit
Die groß angelegte prospektive Evaluation eines diagnostischen MCED-Tests belegt die Machbarkeit seines Einsatzes, um Ärzten bei Entscheidungen hinsichtlich der Dringlichkeit und dem Pfad der Überweisung aus der Primärversorgung zu assistieren. (sf)

Autoren: Nicholson BD et al.
Korrespondenz: Mark R. Middleton; [email protected]
Studie: Multi-cancer early detection test in symptomatic patients referred for cancer investigation in England and Wales (SYMPLIFY): a large-scale, observational cohort study
Quelle: Lancet Oncol 2023;24(7):733–743. (open access)
Web: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(23)00277-2