Multiple Sklerose: Frühwarnzeichen im Immunsystem4. Oktober 2024 Tests auf CD8-T-Zellen könnten helfen, MS künftig früher zu erkennen. (Foto: © jarun011 – stock.adobe.com) Durch den Vergleich eineiiger Zwillingen können Forschende der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigen, dass bestimmte Immunzellen bereits in frühen Stadien von Multipler Sklerose (MS) eine wichtige Rolle spielen. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, MS bereits in einem sehr frühen Stadium zu erkennen. Von CD8-T-Zellen ist bekannt, dass sie in Entzündungsherden im Gehirn von MS-Patienten vorkommen. Bisher war aber unklar, welche Rolle sie für die Erkrankung spielen: Sind sie Folgeerscheinung oder Auslöser, und was aktiviert sie für den Sprung aus dem Blut ins Zentrale Nervensystem? Diese Fragen haben die Forschenden um PD Dr. Lisa Ann Gerdes (Institut für Klinische Neuroimmunologie am LMU Klinikum und Biomedizinisches Centrum) nun mithilfe einer einzigartigen Patientenkohorte untersucht: Sie verglichen die CD8-T-Zellen von eineiigen Zwillingspaaren, bei denen ein Zwilling an MS erkrankt ist, während der andere keine klinischen Symptome zeigt. Zwillingskohorte ermöglicht Analyse von Hochrisikopatienten Bei MS spielen sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine wichtige Rolle. Deshalb stellen eineiige Zwillinge, bei denen diese Faktoren weitgehend gleich sind, eine wertvolle Vergleichsgruppe dar. Da der gesunde Zwilling ein bis zu 25 Prozent erhöhtes Risiko trägt, ebenfalls an MS zu erkranken, lassen sich insbesondere Frühstadien der MS mit dieser Patientenkohorte besser erforschen. „Sie bietet eine einzigartige Möglichkeit, Hochrisikopatienten zu untersuchen, bevor sich die Erkrankung bemerkbar macht“, erklärt Vladyslav Kavaka, der Erstautor der Publikation. Die Forschenden analysierten CD8-T-Zellen aus Blut- und Nervenwasserproben der Zwillingspaare mithilfe innovativer Methoden wie der Kombination von Einzelzell-RNA-Sequenzierung und T-Zell-Rezeptor-Analysen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass bei MS-Patienten und Personen mit frühen Anzeichen der Erkrankung CD8-T-Zellen mit denselben spezifischen Veränderungen vorkommen: Die Zellen wiesen eine erhöhte Wanderungsfähigkeit auf, waren entzündungsfördernd und stark aktiviert. „Diese Eigenschaften zeigen, dass diese CD8-T-Zellen im Blut migratorisch sind und sich sozusagen schon auf den Weg ins zentrale Nervensystem machen, wo wir dieselben Zellen wiederfinden“, erklärt Dr. Eduardo Beltrán, einer der leitenden Autoren. Auch im Gehirngewebe von MS-Patienten fanden die Forschenden diesen Zelltyp, was darauf hinweist, dass die Veränderungen im ZNS bestehen bleiben. Frühe Krankheitsstadien bereits sichtbar Besonders bemerkenswert ist nach Ansicht der Autoren, dass dieselben CD8-T-Zellen nicht nur bei Menschen mit bereits diagnostizierter MS auftraten: Sie fanden sich auch bei Personen, die noch keine eindeutigen klinischen Symptome zeigen, bei denen es aber Anzeichen für eine subklinische Neuroinflammation gibt. Das deutet darauf hin, dass diese Zellen bereits in den frühesten Phasen der Erkrankung eine Rolle spielen könnten – wahrscheinlich lange bevor MS diagnostiziert werden kann. Diese Erkenntnisse könnten möglicherweise neue Therapieansätze eröffnen, bei denen gezielt die Funktion von CD8-T-Zellen beeinflusst wird, um das Fortschreiten von MS zu verlangsamen oder zu verhindern, so die Autoren. Darüber hinaus könnten mithilfe der CD8-T-Zellen neue Diagnosemethoden entwickelt werden, die es erlauben, MS schon in einem sehr frühen Stadium zu erkennen, bevor irreversible Nervenschäden entstehen.
Mehr erfahren zu: "Vorstoß: Billigere „Basistarife“ für Kassenpatienten?" Vorstoß: Billigere „Basistarife“ für Kassenpatienten? Schon heute haben Gesetzlich Versicherte private Zusatzversicherungen, etwa für Zahnersatz. Wäre eine Wahl zwischen bestimmten Tarifen generell ein Ausweg, um immer höhere Beiträge zu vermeiden?
Mehr erfahren zu: "Wie Suizide verhindert werden könnten" Weiterlesen nach Anmeldung Wie Suizide verhindert werden könnten Mit wenig Aufwand könnte man viele Menschenleben retten, sagt Deutschlands einzige Professorin für Suizidprävention. Und empfiehlt konkrete Maßnahmen.
Mehr erfahren zu: "Virtueller Stent stoppt pulssynchronen Tinnitus" Virtueller Stent stoppt pulssynchronen Tinnitus Medizintechniker haben den Mechanismus des pulssynchronen Tinnitus patientenspezifisch modelliert und simuliert. Damit eröffnen sich neue Wege zur Diagnose und Therapie.