Multiresistente Keime bei städtischen Wanderratten nachgewiesen11. September 2019 Foto: © nakornchaiyajina /Adobe Stock Von Ratten könnte eine große Gefahr für die Verbreitung multiresistenter Keime in Städten ausgehen. Zu diesem Ergebnis ist ein Forscherteam aus Österreich und Deutschland nach Untersuchungen von Rattenpopulationen in Wien gekommen. Die Forscher konnten zeigen, dass die Tiere Hochrisiko-Erreger tragen, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Auch aufgrund der immer häufigeren warmen und trockenen Sommer mehren sich in europäischen Städten die Berichte von Rattenplagen – sowohl in Deutschland, als auch in Österreich. In Wien hat ein internationales Forscherteam nun genauer untersucht, welche Krankheitserreger durch die Nager verbreitet werden könnten. Zwischen 2016 und 2017 ließen die Wissenschaftler am Wiener Karlsplatz und an der Promenade des Donau-Kanals insgesamt 76 Wanderratten (Rattus norvegicus) mit Lebendfallen einfangen. Beide Orte wurden gezielt ausgewählt: Einerseits kommen die Tiere an diesen Plätzen häufiger in Kontakt mit Menschen. Andererseits häuften sich Berichte, nach denen die eigentlich nachtaktiven Tiere an diesen Orten auch tagsüber gesichtet wurden – ein Hinweis auf eine übermäßig große Rattenpopulation. Charakterisierung der Bakterien Im Labor wurden später Proben aus dem Darmtrakt und dem Nasen-Rachenraum von 62 Tieren untersucht. Insgesamt konnten bei 39 Ratten (rund 62,9 %) antibiotikaresistente Bakterien identifiziert werden, von denen 12 Tiere multiresistente Varianten der Erreger aufwiesen. „Wir haben Bakterien gefunden, die bereits gegen bis zu vier Antibiotikaklassen resistent waren. Von diesen hochresistenten Erregern geht eine große Gefahr aus, da sie ihre Resistenzgene auch auf andere Bakterienspezies übertragen können“, erklärt InfectoGnostics-Forscher Prof. Dr. Ralf Ehricht vom Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT). Das Team um Prof. Ehricht und Dr. Stefan Monecke (ebenfalls Leibniz-IPHT) führte in der Studie die Genanalyse des Wiener Probenmaterials durch und nutzte dazu unter anderem den am Forschungscampus entwickelten CarbDetect-AS-2-Kit. Häufigkeit multiresistenter Keime besorgniserregend Nach Einschätzung der Hauptautoren der Studie von der Vetmeduni Vienna sei die genaue Wechselwirkung zwischen multiresistenten Keimen in Ratten und dem Risiko für die menschliche Gesundheit derzeit zwar noch nicht geklärt, aber in dieser Häufigkeit durchaus besorgniserregend. Die Veterinärmediziner weiter: „Eine der von uns untersuchten Ratten wurde beispielsweise in einem Grünbereich gefangen, der im Sommer von Obdachlosen als Schlafstelle genutzt wird. Diese besondere Situation erhöht das Risiko einer Übertragung der resistenten Bakterien. Grundsätzlich ist für eine Übertragung aber auch eine Vielzahl weiterer Szenarien denkbar. Die Bekämpfung von Ratten, aber auch anderer Nagetiere wie Mäuse, ist und bleibt in Städten deshalb eine wichtige Priorität für die öffentliche Gesundheit.“ Ratten – ein gefährlicher Krankheitsüberträger In Bezug auf die Verbreitung und Entwicklung multiresistenter Keime sind Wanderratten besonders relevant. Ratten gelten als die produktivste und am weitesten verbreitete städtische Schädlingsart. Sie ernähren sich von menschlichen Abfällen und besiedeln das Abwassersystem, wodurch sie häufig mit menschlichen Fäkalien interagieren und multiresistente Bakterien aufnehmen und verbreiten können. Über die genaue Rolle von Ratten in der Epidemiologie multiresistenter Keime ist bisher noch wenig bekannt. Die vorliegende Studie liefert deshalb einen wichtigen Beitrag, um den Kenntnisstand in diesem Bereich zu verbessern. Für die Studie kooperierten Forscher der Vetmeduni Vienna (Forschungsinstitut für Wildtierkunde/Ökologie, Institut für Mikrobiologie), der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), der Freien Universität Berlin sowie des Leibniz-IPHT am InfectoGnostics Forschungscampus Jena.
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