Mundspülungen könnten Corona-Übertragungsrisiko senken10. August 2020 Foto: ©Andrey Popov/Adobe Stock Im Mund-Rachenraum von COVID-19-Patienten können zum Teil hohe Viruslasten nachgewiesen werden. Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass sich SARS-CoV-2 mit bestimmten handelsüblichen Mundspülungen inaktivieren lässt. Die Anwendung von SARS-CoV-2-wirksamen Mundspülungen könnte somit helfen, kurzzeitig die Viruslast und damit eventuell das Risiko einer Übertragung der Coronaviren zu senken. Dies könnte beispielsweise vor zahnärztlichen oder anderen ärztlichen Behandlungen oder Untersuchungen nützlich sein. Mundspülungen eignen sich jedoch nicht, um eine COVID-19-Infektion zu behandeln oder um sich selbst vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Durchgeführt wurde die Studie von VirologInnen der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit Kollegen aus Jena, Ulm, Duisburg-Essen, Nürnberg und Bremen in Zellkulturexperimenten. Die Ergebnisse beschreibt das Team um Toni Meister, Prof. Stephanie Pfänder und Prof. Eike Steinmann aus der Bochumer Forschungsgruppe Molekulare und Medizinische Virologie im Journal of Infectious Diseases, online veröffentlicht am 29. Juli 2020. Eine Überprüfung der Laborergebnisse in klinischen Studien steht noch aus. Acht Mundspülungen im Zellkulturtest Die ForscherInnen testeten acht Mundspülungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen, die in Apotheken oder Drogeriemärkten in Deutschland erhältlich sind. Sie mischten jeweils die Mundspülung mit Viruspartikeln und einer Belastungssubstanz, die den Effekt des Speichels im Mund nachstellen sollte. Das Gemisch wurde dann für 30 Sekunden geschüttelt, um den Effekt des Gurgelns zu simulieren. Anschließend nutzten sie zur Bestimmung des Virustiters Vero-E6-Zellen, welche besonders empfänglich für SARS-CoV-2 sind. Zur Bewertung der Wirksamkeit behandelten die ForscherInnen die eingesetzten Virussuspensionen vor Zugabe auf die Zellkultur parallel mit Zellkulturmedium anstatt Mundspülung. Alle getesteten Präparate reduzierten den initialen Virustiter. Drei Mundspülungen verringerten ihn so weit, dass nach 30 Sekunden Einwirkung kein Virus mehr zu detektieren war. Ob dieser Effekt sich in der klinischen Praxis bestätigt und wie lange er anhält, muss in weiteren Studien untersucht werden. Die AutorInnen weisen darauf hin, dass Mundspülungen nicht zur Behandlung von COVID-19-Erkrankungen geeignet sind. „Das Gurgeln mit einer Mundspülung kann nicht die Produktion der Viren in den Zellen hemmen“, erklärt Toni Meister, „könnte aber die Viruslast kurzfristig dort senken, wo das größte Ansteckungspotenzial herkommt, nämlich im Mund-Rachen-Raum – und das könnte in bestimmten Situationen wie beim Zahnarzt oder der medizinischen Versorgung von COVID-19-Patienten nützlich sein.“ Klinische Studien in Arbeit Die Bochumer Gruppe prüft die Möglichkeiten einer klinischen Studie zur Wirksamkeit von Mundspülungen auf SARS-CoV-2-Viren, in der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler testen wollen, ob der Effekt auch bei Patienten nachweisbar ist und wie lange er anhält. Ähnliche Arbeiten laufen bereits in San Francisco; das Bochumer Team steht mit den US-amerikanischen Forscherinnen und Forschern dazu in Kontakt. Förderung: Die Arbeiten wurden gefördert von der Europäischen Union im Rahmen des Horizon-2020-Programms (Grantnummer 101003555) sowie von der Stiftung Universitätsmedizin Essen. Originalpublikation:Meister TL et al. Virucidal efficacy of 1 different oral rinses against SARS-CoV-2, in: Journal of Infectious Diseases, 2020.
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