Mutationsanalyse weist bei vielen Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs den Weg zur Therapie10. Dezember 2024 „Es gefällt mir, dass wir mit der molekularen Testung auf BRCA-Genmutationen bei Prostatakrebs eine weitere Subgruppe gefunden haben, der sinnvoll geholfen werden kann”, sagt Glen Kristiansen, Präsident der Internationalen Gesellschaft für Urologische Pathologie. Foto: Universitätsklinikum Bonn Prof. Glen Kristiansen, Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Bonn und derzeitiger Präsident der Internationalen Gesellschaft für Urologische Pathologie (ISUP), schätzt, dass durch genetische Testung inzwischen ein Sechstel der Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs eine spezifische Therapieoption erhalten kann. „Der Pathologe hatte früher mit einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung nichts zu tun. In den letzten 10 Jahren hat sich das geändert. Die neuen zielgerichteten Medikamente führen dazu, dass wir wieder eingebunden werden, weil im weiteren Verlauf der Krankheit Gensequenzierungen durchgeführt werden müssen“, erklärt Kristiansen „Bei metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs weisen etwa 11 Prozent der Patienten Genmutationen auf, wobei etwa 5 Prozent therapierelevante pathogene Mutationen haben. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Wir haben hier in Bonn 200 Fälle in 5 Jahren dokumentiert“, berichtet der Pathologe. „Für diese Patienten ist seit Ende 2020 eine zielgerichtete Therapie mit PARP-Inhibitoren wie Olaparib zugelassen. Obwohl die Anzahl der betroffenen Patienten statistisch gesehen gering ist, sind die Testung und die Therapiemöglichkeiten für den Einzelnen natürlich sehr bedeutsam.“Die bekanntesten Gene, die bei Prostatakrebs eine Rolle spielen, sind BRCA1 und BRCA2. Die Abkürzung steht für „Breast Cancer“, also Brustkrebs, bei dem deren Bedeutung zuerst entdeckt wurde. Ihre Genprodukte sind wichtig für eine reibungslose DNA-Reparatur. Doch es gibt noch andere relevante Gene beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom. „Wenn wir zusätzlich auch den Mikrosatellitenstatus (MSS) bestimmen, würde sich für eine weitere Subgruppe eine Therapieoption eröffnen, und zwar mit Checkpoint-Inhibitoren. Und wenn ich in einem Biopsat sehe, dass sich das ursprüngliche Prostatakarzinom histologisch zu einem kleinzelligen Karzinom umdifferenziert hat, gibt es dafür ebenfalls die passende Medikation“, erklärt der Bonner Institutsdirektor. „Das sind jeweils nicht viele Fälle, aber in Summe – BRCA, MSS, Umdifferenzierung – sprechen wir von einem Sechstel der Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, denen wir dank Pathologie und Molekularpathologie helfen können.“ Zunehmend werden laut Kristiansen nicht nur der Primärtumor, sondern auch seine Metastasen biopsiert und pathologisch klassifiziert. „ Wir testen sicherlich auch das Primärtumorgewebe, wenn der Patient eine Biopsie der Metastase ablehnt, aber die Metastasenbiopsie liefert aktuellere Informationen“, so der ISUP-Präsident. „Wir haben dabei gelernt, dass auch bei Knochenmetastasen DNA in hoher Qualität zu extrahieren ist,– das hatten wir so nicht unbedingt erwartet. Die Wahl der zu biopsierenden Metastase bei multiplen Metastasen bleibt aber eine Herausforderung. Ich könnte mir vorstellen, dass in Zukunft die sogenannte ‚Liquid Biopsy‘, das heißt eine Blutuntersuchung, die Metastasenbiopsie ergänzen kann.“ (ms)
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