Mutter werden trotz rheumatischer Erkrankung?

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Eine aktuelle südkoreanische Studie kommt zum Ergebnis, dass sich Babys und Kleinkinder von Müttern mit ankylosierender Spondylitis (AS) in Wachstum und Entwicklung nicht vom Nachwuchs anderer Mütter unterscheiden.

Die AS ist eine komplexe chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule mit Beteiligung des Iliosakralgelenks, die zumeist im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt beginnt. „Weibliche Patienten mit AS sind somit meist im gebärfähigen Alter und mitunter unsicher, ob sie ihren Kinderwunsch trotz ihrer chronischen Erkrankung verwirklichen können“, sagt EULAR-Präsident Prof. Iain B. McInnes, Direktor des Instituts „Infection, Immunity and Inflammation“ an der Glasgow Universität, Schottland.

Eine südkoreanische bevölkerungsbasierte Fallstudie, die auf dem Jahreskongress der Europäischen Rheumaliga (European League Against Rheumatism, EULAR) 2020 vorgestellt wurde, ging der Frage nach, ob und welche Auswirkungen die Erkrankung AS bei Frauen auf Wachstum und Entwicklung ihrer Kinder in den ersten Lebensjahren hat – eine Fragestellung, die bisher noch nicht Gegenstand einer Untersuchung war.

Das Team um Sung Hae Chang vom Soonchunhyang University College of Medicine Cheonan Hospital, dem Chungbuk National University Hospital sowie der Korea University College of Medicine, wertete dazu zwei südkoreanische Datenbanken aus, die vom National Health Insurance Service (NHIS) verwaltet werden: Das nationale Gesundheitsscreening-Programm für Kinder, welches wachstums- und entwicklungsbezogene Untersuchungsergebnisse aller Kinder registriert und die NHIS-Datenbank, welche umfassende gesundheitsbezogene Daten der Gesamtpopulation abdeckt. In die Auswertung wurden alle zwischen 2008 und 2013 geborenen Kinder einbezogen, die jeweils dreimal untersucht wurden: Die erste Untersuchung fand im Alter von vier bis sechs Monaten statt, die zweite im Alter zwischen neun und zwölf Monaten, die dritte entweder zwischen 54 bis 65 oder zwischen 66 bis 71 Monaten.

„Insgesamt haben wir die Daten von 794.544 Kindern analysiert“, erläutert der Erstautor der Studie, Sung Hae Chang vom Soonchunhyang University College of Medicine Cheonan Hospital: Darunter befanden sich 369 Kinder mit an AS erkrankten Müttern. Davon hatten 124 Frauen bereits vor der Geburt die AS-Diagnose erhalten, bei 245 wiederum wurde die Erkrankung erst nach der Geburt festgestellt.

Dabei zeigte sich: Das Wachstum und die Entwicklung der Kinder von an AS erkrankten Müttern war vergleichbar mit dem vom Nachwuchs anderer Frauen. Und obwohl jene Mütter mit einer schon vorher diagnostizierten AS eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für ein bei der Geburt untergewichtiges Baby hatten als jene Frauen, bei denen erst nach der Geburt ihres Kindes die AS festgestellt wurde, entwickelten sich ihre Nachkommen im Beobachtungszeitraum von bis zu 71 Monaten nach Geburt insgesamt vergleichbar. „Eine chronische Erkrankung wie AS muss somit kein Hindernis für betroffene Frauen darstellen, gesunde Kinder zu bekommen“, sagt Prof. John Isaacs, The University of Newcastle, Großbritannien, Vorsitzender des wissenschaftlichen Programm-Komitees beim EULAR: „Wir raten an AS erkrankten Frauen mit Kinderwunsch jedoch zu einer geplanten Schwangerschaft und einer vorherigen Beratung bei ihrem behandelnden Rheumatologen.“

Literaturhinweis:
Sung Hae Chang, In Ah Choi, Jihyoun Kim, Sung Won Lee et al. Growth and development of children from mothers with ankylosing spondylitis. DOI:10.1136/annrheumdis-2020-eular.3682