Myopie bei Kindern: HAL zeigen langfristige Wirksamkeit2. April 2025 Eine chinesische Langzeitstudie konnte belegen, dass hochasphärische Brillengläser (HAL) das Fortschreiten von Myopie bei Kindern um 58 Prozent verlangsamen können. Durch veränderte Lebensgewohnheiten wie vermehrte Bildschirmzeiten und weniger Aufenthalte im Freien ist die Myopie auf dem Vormarsch. Bei Kindern führt ein unkontrolliertes Fortschreiten oft zu einer hohen Myopie. Diese erhöht das Risiko einer irreversiblen Sehbehinderung drastisch. Für derzeitige Maßnahmen wie Atropin-Augentropfen und speziell entwickelte Kontaktlinsen gibt es kaum Langzeitdaten. Und aus ethischen Gründen können in pädiatrischen Studien nur unbehandelte Kontrollgruppen eingesetzt werden. Es werden also dringend skalierbare, evidenzbasierte Lösungen benötigt, die das Fortschreiten der Myopie von klein auf sicher eindämmen können. HAL sind langfristig wirksam In der Fachzeitschrift „Eye and Vision“ berichtete ein Team der Augenklinik der Medizinischen Universität Wenzhou, Wenzhou, China, über Fünf-Jahres-Ergebnisse von Kindern, die hochasphärische Brillengläser (HAL) tragen. Die Studie verwendete ein extrapoliertes Kontrollmodell, um die ethischen Herausforderungen von Langzeitstudien in der Pädiatrie zu bewältigen. Die Forscher ermittelten eine Myopieprogression von -1,27 dpt in der HAL-Gruppe gegenüber -3,03 dpt bei den Kontrollen. Für die axiale Verlängerung wurden bei den HAL 0,67 mm gegenüber 1,40 mm in der Kontrollgruppe beobachtet. Dies ist den Wissenschaftlern zufolge eine der ersten Studien, die die langfristige Wirksamkeit optischer Maßnahmen zur Kontrolle der Myopie überzeugend nachweist. HAL-Brillen verlangsamen Myopieprogression um 58 Prozent Die Studie wurde als randomisierte Fünf-Jahres-Studie durchgeführt und verfolgte 43 Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren, die eine HAL-Brille trugen. Die Ergebnisse wurden mit einer extrapolierten Kontrollgruppe, die auf historischen Daten beruhte, verglichen. Die Forscher konnten zeigen, dass HAL-Brillen das Fortschreiten der Myopie um 58 Prozent und die Achsenverlängerung um 52 Prozent verlangsamten. Nur neun Prozent der Kinder in der HAL-Gruppe entwickelten eine hohe Myopie im Vergleich zur Kontrollgruppe mit 38 Prozent. Laut den Angaben der Wissenschaftler wurde das extrapolierte Kontrollmodell sorgfältig anhand von realen Studiendaten validiert. Dies biete eine strenge und zugleich ethisch vertretbare Lösung für die pädiatrische Langzeitforschung. HAL mit gutem Sicherheitsprofil Des Weiteren berichteten die Forscher, dass die Verlangsamung des Fortschreitens der Myopie mit der Zeit immer deutlicher wurde, was auf kumulative Effekte hindeute. Jüngere Kinder zeigten stärkere Reaktionen. Zudem sei das Sicherheitsprofil gut, denn es seien keine unerwünschten Wirkungen wie Schwindel oder verschwommenes Sehen gemeldet worden. Einschränkungen der Studie Die Forscher sehen die geringe Stichprobengröße der Studie und die Abhängigkeit von modellierten Kontrollen über zwei Jahre hinaus als Einschränkungen. Dennoch sind sie überzeugt, dass die Übereinstimmung mit unabhängigen Studien – wie der LAMP-Studie über niedrig dosiertes Atropin – die Glaubwürdigkeit ihrer Arbeit unterstreicht. Die Wissenschaftler sind zudem davon überzeugt, dass HAL eine praktische, wirksame und sichere Langzeitmaßnahme zur Behandlung der Myopie bei Kindern sind. „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass HAL eine praktikable Langzeitoption für die Myopiekontrolle sind“, so Dr. Jinhua Bao, Mitautor der Studie. „Obwohl größere Studien erforderlich sind, bietet diese Arbeit einen wertvollen Rahmen für die ethische Langzeitforschung in der pädiatrischen Augenheilkunde.“ Der Myopieexperte Mark Bullimore, der nicht an der Studie beteiligt war, kommentierte: „Das Design der extrapolierten Kontrolle ist ein neuer Ansatz. Für die praktische Umsetzung wird es wichtig sein, die Kosteneffizienz der HAL in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung zu bewerten.“ HAL zeigen keine Anwendungsbarrieren Die Forscher sind der Meinung, dass HAL mit ihrem nichtinvasiven Design und der einfachen Integration in die Standard-Sehhilfe die Strategien des öffentlichen Gesundheitswesens zur Bekämpfung der Myopie neu gestalten könnten, insbesondere in Regionen mit hoher Inzidenz wie Asien. Im Gegensatz zu pharmakologischen oder Kontaktlinsen-Alternativen seien HAL skalierbar und hätten nicht die gleichen Anwendungsbarrieren. Darüber hinaus schaffe diese Studie einen neuen Präzedenzfall für den Einsatz von modellierten Kontrollgruppen in pädiatrischen Langzeitstudien. In Zukunft wollen die Forscher die Synergieeffekte zwischen HAL und anderen Maßnahmen, wie zum Beispiel verstärkte Aktivitäten im Freien, und die realen Adhärenzmuster untersuchen. Da die Prävalenz der Myopie weiter ansteige, könnten Lösungen wie HAL eine entscheidende Rolle bei der Minderung der langfristigen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastung durch hohe Myopie spielen, merkten die Wissenschaftler abschließend an.
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