Myopie bei Kindern: Omega-3-Fettsäuren könnten schützend wirken

Eine Ernährung reich an Omega-3-Fettsäuren kann laut einer aktuellen Studie dazu beitragen, die Entwicklung von Myopie bei Kindern zu verhindern.Symbolbild.©xavier gallego morel-stock.adobe.com

Eine aktuelle chinesische Studie hat ergeben, dass eine Omega-3-Fettsäure-reiche Ernährung dazu beitragen kann, die Entwicklung von Myopie bei Kindern zu verhindern.

Die weltweite Verbreitung von Kurzsichtigkeit nimmt zu, insbesondere in Ostasien. Wissenschaftlichen Arbeiten zufolge könnte bis 2050 etwa die Hälfte der Weltbevölkerung davon betroffen sein. Zu den Risikofaktoren zählen nach Meinung der Forscher eine übermäßige Bildschirmzeit und zu wenig Zeit im Freien sowie eine vererbte Anfälligkeit.

Omega-3-mehrfach ungesättigte Fettsäuren (ω-3 PUFAs) können nur über die Ernährung aufgenommen werden. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sie mehrere chronische Augenerkrankungen verbessern, beziehungsweise vorbeugen, darunter Trockene Augen und altersbedingte Makuladegeneration. Bislang war aber unklar, ob sie auch zur Vorbeugung von Kurzsichtigkeit beitragen könnten.

Erhöhte Omega-3-Fettsäure-Aufnahme ist mit geringerem Risiko für Myopie verbunden

Deshalb untersuchten Forscher 1005 chinesische Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren, die zufällig aus der bevölkerungsbasierten Hong Kong Children Eye Study rekrutiert wurden. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „British Journal of Ophthalmology“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler untersuchten das Sehvermögen der Kinder und sammelten Daten über ihre regelmäßige Ernährung anhand eines Fragebogens, der mit Hilfe ihrer Eltern ausgefüllt wurde. Dieser umfasste 280 Lebensmittel, die in 10 Gruppen unterteilt waren: Brot/Getreide/Nudeln/Reis; Gemüse/Hülsenfrüchte; Obst; Fleisch; Fisch; Eier; Milch/Milchprodukte; Getränke; Dim Sum/Snacks/Fette/Öle; und Suppen.

Anhand der Antworten auf den Fragebögen wurden dann die Aufnahme von Energie, Kohlenhydraten, Proteinen, Gesamtfett, gesättigten Fetten, einfach ungesättigten Fetten, PUFAs, Cholesterin, Eisen, Kalzium, Vitamin A und C, Ballaststoffen, Stärke, Zucker und Nährstoffen berechnet.

Zudem wurde die Zeit, die die Kinder an Wochentagen und am Wochenende im Freien sowie vor Bildschirmen verbrachten, anhand der validierten Fragebogenantworten berechnet.

Die Analysen der Wissenschaftler ergaben, dass insgesamt etwa ein Viertel der Kinder (276; 27,5 %) von Kurzsichtigkeit betroffen war. Dabei konnte eine höhere Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung mit einem geringeren Risiko für diese Erkrankung in Verbindung gebracht werden.

Hohe Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren mit kürzerer Achsenlänge assoziiert

Für die Kinder (25 %) mit der geringsten Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung wurde die höchste Achsenlänge ermittelt. Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Gewicht (BMI), Zeit mit Naharbeit oder im Freien sowie die Kurzsichtigkeit der Eltern wurden dabei berücksichtigt. Am kürzesten war sie hingegen bei den Kindern (25 %) mit der höchsten Omega-3-Fettsäurezufuhr.

In ähnlicher Weise wurden für das zykloplegische sphärische Äquivalent (SE), das Refraktionsfehler wie den Grad der Kurzsichtigkeit misst, bei Kindern mit der geringsten Omega-3-Fettsäurezufuhr die höchsten und bei Kindern mit der meisten Aufnahme an Omega-3-Fettsäure die niedrigsten Werte ermittelt.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es sich bei ihrer Studie um eine Beobachtungsstudie handelt, die keine kausalen und zeitlichen Zusammenhänge herstellen kann. Zudem räumen sie ein, dass Fragebögen zur Ernährungshäufigkeit auf Erinnerungen beruhen und somit nur eine Momentaufnahme der Ernährung liefern können. Auch gab es auch keine objektiven Beweise für die Nährstoffaufnahme aus Blutproben.

Den Forscher zufolge gehört die Prävalenz von Myopie in Hongkong zu den höchsten weltweit. Ob ihre Ergebnisse auch auf andere ethnische Gruppen mit unterschiedlichen Lebensweisen und weniger Kurzsichtigkeit übertragbar sind, muss jedoch noch überprüft werden, wie sie hinzufügen.

Omega-3-Fettsäuren könnten Sklerahypoxie verhindern

Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass Omega-3-Fettsäuren die Kurzsichtigkeit unterdrücken könnten, indem sie die Durchblutung der Aderhaut erhöhen. So würden sie den Forschern zufolge eine Sklerahypoxie – einen Sauerstoffmangel im Weiß des Auges und einen Schlüsselfaktor für die Entwicklung von Kurzsichtigkeit – verhindern.

 „Diese Studie liefert den Nachweis, dass eine höhere Aufnahme von ω-3-PUFAs über die Nahrung mit einer kürzeren Augenachse und einer geringeren myopischen Refraktion verbunden ist, was ω-3-PUFAs als potenziellen Schutzfaktor gegen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit hervorhebt“, wie die Wissenschaftler abschließend hinzufügen.

(sas/BIERMANN)