Myopie bei Kindern: Wie multifokale Kontaktlinsen zur Bekämpfung beitragen

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Eine Studie der Universität Houston (USA) zeigt, wie die Behandlung kindlicher Myopie mit multifokalen Kontaktlinsen das Augenwachstum bei Kindern verlangsamt.

Immer mehr Kinder tragen eine Brille. Weltweite Untersuchungen zeigen, dass 35 Prozent der Kinder von Kurzsichtigkeit betroffen sind und eine Brille benötigen, um in der Ferne klar sehen zu können. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird die Zahl bis 2050 voraussichtlich auf 40 Prozent oder mehr als 740 Millionen Kinder ansteigen.

Solche Statistiken veranlassten David Berntsen, Golden-Golden-Professor für Optometrie und Vorsitzender der klinischen Wissenschaften am College of Optometry der University of Houston, und seine Mitarbeiter an der Ohio State University, nach wirksamen Methoden zur Eindämmung der Myopie zu suchen. 

Erfolgreiche Progressionsverlangsamung

Mit finanzieller Unterstützung des National Eye Institute haben Berntsen und das BLINK-Studien-Team (Bifocal Lenses In Nearsighted Kids) gezeigt, dass das Tragen von multifokalen Kontaktlinsen mit hoher Addition bei Kindern mit Kurzsichtigkeit das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Zudem konnten die Wissenschaftler bestätigen, dass die Wirkung der Behandlung auch dann anhält, wenn ältere Kinder die Linsen nicht mehr tragen.

Nun berichtet Berntsen über die biologischen Veränderungen, die mit der Verlangsamung des Augenwachstums beim Tragen von Multifokallinsen verbunden sind. Diese Drosselung der Progression ist von entscheidender Bedeutung, da Kinder vor allem deshalb kurzsichtig werden, weil ihre Augen zu lang werden. Dadurch wird das Licht vor der Netzhaut statt direkt auf ihr fokussiert. Das führt zu einer verschwommenen Fernsicht.

Fokus auf die Aderhaut

Die Aderhaut ist eine Schicht aus Blutgefäßen, die die Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die aktuelle Studie zeigt, dass bei Kindern, die hochgradig multifokale Kontaktlinsen tragen, sich die Aderhaut leicht verdickt. Das sind dieselben Kinder, die in der BLINK-Studie ein langsameres Augenwachstum aufweisen. Dieser Befund deutet den Autoren zufolge darauf hin, dass die Aderhaut möglicherweise an der Regulierung des Augenwachstums beteiligt ist, wenn Kinder multifokale Kontaktlinsen mit hoher Addition tragen. 

„Wir haben Veränderungen der subfovealen Aderhautdicke und -fläche bei Kindern untersucht, die weiche multifokale Kontaktlinsen zur Myopiekontrolle tragen“, berichtet Berntsen in der Fachzeitschrift Investigative Ophthalmology and Visual Science. „Nach Beginn des Kontaktlinsentragens nahmen die subfoveale Aderhautdicke und die Aderhautfläche in der Gruppe, die hochadditive multifokale Kontaktlinsen trug, im Vergleich zu denen, die Standardkontaktlinsen trugen, zu – ein Unterschied, der während der gesamten dreijährigen Studie bestehen blieb. Eine erhöhte Aderhautdicke und -fläche nach zwei Wochen war mit einer geringeren axialen Verlängerung über drei Jahre verbunden.“ 

Für die Analysen wurden 281 kurzsichtige Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren in die Studie aufgenommen. Diese mussten nach dem Zufallsprinzip entweder Einstärken-Kontaktlinsen oder multifokale Kontaktlinsen tragen.

„Während es in der Einstärken-Gruppe keine Veränderungen der Aderhautdicke oder -fläche gab, blieben die Augen in der Gruppe mit hochadditiven multifokalen Kontaktlinsen, die weniger wuchsen, während der dreijährigen Tragedauer der multifokalen Linsen etwas dicker“, erklärte Berntsen.

Die Autoren merken an, dass die BLINK-Studie den längsten Längsschnittbericht über Veränderungen der Aderhaut bei kurzsichtigen Kindern, die Einstärken- und multifokale weiche Kontaktlinsen tragen, liefert.

(SaS)