Myxomatose-Ausbruch in Österreich21. Juli 2025 Europäischer Feldhase (Symbolbild) Foto: © prochym – stock.adobe.com In den vergangenen Wochen wurde in und rund um Wien sowie in mehreren Bezirken Niederösterreichs eine ungewöhnlich hohe Zahl toter Feldhasen (Lepus europaeus) und (Wild-)Kaninchen gefunden. Todesursache war Myxomatose, wie die Vetmeduni mitteilt. Die Myxomatose ist eine Krankheit, die vor allem für Wild- und Hauskaninchen (Oryctolagus cuniculus) als gefährlich gilt und mit einer hohen Todesrate einhergehen kann. Der aus Südamerika stammende Erreger aus der Familie der Pockenviren wurde in den 1950er-Jahren in Europa und auch in Australien freigesetzt, um Kaninchenpopulationen gezielt einzudämmen. Das Virus kommt seither in vielen Ländern der Erde vor. Im Jahr 2018 tauchte eine neue Virusrekombinante (ha-MYXV) auf der Iberischen Halbinsel auf und führte nicht nur zu vermehrten Krankheitsfällen bei Kaninchen, sondern auch zu erheblichen Rückgängen in den Populationen des Iberischen Hasen (Lepus granatensis). Mutiertes Virus hat Österreich erreicht Vor einigen Wochen ist dieses mutierte Virus nun auch in Österreich angekommen. So wurde in den vergangenen Wochen in und rund um Wien sowie in mehreren Bezirken Niederösterreichs eine ungewöhnlich hohe Anzahl toter Feldhasen (Lepus europaeus) und in letzter Zeit auch (Wild-)Kaninchen gefunden. Im Bereich des Wiener Handelskais haben sich in den vergangenen Jahren mehrere Kaninchen-Kolonien etabliert. Laut Federica Cappa vom Verein Kaninchen-Helpline werden in diesem Gebiet immer wieder Heimkaninchen ausgesetzt, die sich mit Wildkaninchen kreuzen und unkontrolliert vermehren. Seit Anfang Juni 2025 werden auch hier kranke Tiere beobachtet und täglich bis zu 20 Tierkadaver entsorgt. Innerhalb von fünf Wochen gab es im Bereich Handelskai/Brigittenauer Brücke über 100 dokumentierte Todesfälle. Wenige Tage nach der Infektion entwickeln infizierte Kaninchen und Hasen Schwellungen in Kopf- und Genitalbereich. Häufig sind die Augen betroffen und nicht selten führen Schwellungen und Entzündungen zur Orientierungslosigkeit und Erblindung. Fressunlust, fortschreitende Schwäche und häufig auftretende Sekundärinfektionen führen rasch zum Tod. Untersuchungen der Vetmeduni Bei den pathologischen Untersuchungen, die am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (kurz FIWI, Pathologisches Labor) an der Vetmeduni durchgeführt wurden, fielen typische Hautveränderungen auf, die auf eine Infektion mit dem Myxomavirus hinwiesen. Dies konnte am Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni molekularbiologisch bestätigt werden. In weiterführenden virologischen Untersuchungen der Experten für Infektiologie und Virologie konnte die neue, bisher nur in Spanien und Deutschland nachgewiesene genetische Variante identifiziert und für den Seuchenausbruch verantwortlich gemacht werden. Impfempfehlung für Haus- und Zuchtkaninchen Das Virus kann durch direkten Kontakt aber auch durch blutsaugende Insekten wie Stechmücken, Zecken oder Flöhe übertragen werden. Für Haus- und Zuchtkaninchen wird eine Impfung gegen Myxomatose empfohlen. Sie ist gut verträglich und bietet auch gegen die neue Virusvariante einen zuverlässigen Schutz. Zeitgleich können Kombinationsimpfstoffe auch gegen andere, häufig tödlich verlaufende Viruserkrankungen wie die Hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (RHD) schützen, die ebenfalls in den letzten Jahren immer wieder zu Seuchenzügen geführt hat. Für den Menschen stellt Myxomatose keine Gefahr dar. Allerdings können sich in immungeschwächten Kaninchen- und Hasenpopulationen auch andere Erreger besser ausbreiten (z.B.: Tularämie, Brucellose) die sehr wohl ein Risiko für den Menschen darstellen können. Daher ist ein sorgsamer Umgang mit toten Tierkörpern wie z. B. das Tragen von Handschuhen und Mundschutz gerade im Wildtierbereich unerlässlich.
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