Nach 18 Jahren: Rudolf Hagen nimmt Abschied von der HNO-Klinik der Uniklinik Würzburg21. September 2023 Rudolf Hagen leitete seit 2005 als Direktor die HNO-Klinik am Universitätsklinikum Würzburg. Ende September scheidet er nun aus dem Amt aus. Foto: UKW Seit 2005 war Prof. Rudolf Hagen Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Ende September scheidet er aus, bleibt der Universitätsmedizin aber erhalten – im Rahmen einer Seniorprofessur. Es gibt nicht viele Mediziner, mit deren Namen Fachverfahren und Methoden bezeichnet werden. Hagen wurde diese besondere Ehre zuteil. Sein Wissen und seine Kompetenz setzte er seit 2005 als Direktor der HNO-Klinik am UKW in der Versorgung der Patienten ein und gab dieses Wissen weiter an Studierende sowie Fachkollegen aus aller Welt. Ende September scheidet er nun aus dem Amt aus. Dabei hätte er auch durchaus einen anderen Berufsweg einschlagen können. Denn nach dem Abitur studierte der gebürtige Bamberger (Jahrgang 1957) zunächst Medizin an der Universität Würzburg und gleichzeitig Gesang an der Musikhochschule Würzburg. Als er sich dann für die medizinische Laufbahn entschied, riet ihm sein damaliger Gesangsprofessor: „Dann aber bitte in einer Disziplin, von der Sänger besonders profitieren“, so Hagen. Also führte ihn sein Weg zum Schwerpunkt HNO: „Diese Entscheidung habe ich nie bereut.“ Für ihn steht auch fest: „Die HNO-Klinik zählt zu den renommiertesten Kliniken in ganz Deutschland. Diese Tradition zu wahren, ist natürlich ein großer Ansporn für mich gewesen.“ Welche Strahlkraft die Klinik hat und wie Prof. Hagen auch dazu beigetragen hat, zeigt sich auch in den Habilitationen während seiner Amtszeit: 20 Habilitationen erfolgten in den vergangenen 18 Jahren – und dies in einem vergleichsweise kleinen Fach. 20 Habilitationen seit 2005 in Würzburg Einer seiner Schwerpunkte in der Patientenversorgung liegt in der rekonstruktiven Chirurgie, die er maßgeblich mitprägte. So entwickelte Hagen eine mikrochirurgische Methode zur Rekonstruktion des Kehlkopfes. Dabei wird Gewebe des Unterarmes eingesetzt, um den Kehlkopf wiederherzustellen, wenn dieser, zum Beispiel nach einer Krebsoperation, entfernt werden musste. Für diese nach ihm benannte Laryngoplastik nach Hagen, wurde er mit dem „Anton-von-Tröltsch-Preis“ ausgezeichnet. Das ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenkeilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Und hier zeigt sich auch die enorme Tradition und Historie der HNO-Medizin in Würzburg: Anton von Tröltsch (1829 bis 1890) zählt zu den Begründern der modernen Ohrenheilkunde im deutschsprachigen Raum. Von Tröltsch war Professor in Würzburg, seine Büste steht in der HNO-Klinik. Eine Herzensangelegenheit ist für Hagen die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit bösartigen Tumoren. „Das sind Momente und Eindrücke, die bleiben. Auch nach jahrzehntelanger Erfahrung.“ Etwa die Erinnerung an ein dreijähriges Mädchen mit einem großen Tumor an der Zunge, den zuvor niemand operieren wollte. Hagen und sein Team wagten sich an den Eingriff – mit Erfolg. Das Mädchen konnte wieder sprechen – bis heute gibt es Kontakt. Inzwischen ist aus dem Mädchen eine junge Frau geworden. Raum für Wissenschaft Bei der Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte habe zudem eine Vorgabe für ihn Priorität gehabt: „Jeder, der an die Klinik kommt, muss wissenschaftlich arbeiten. Das ist die Kernaufgabe der Universitätsmedizin.“ Das wurde auch deutlich bei der täglichen Frühbesprechung in der Klinik: „Dort müssen die junge Kolleginnen und Kollegen einen kurzen Fachvortrag in drei Minuten halten. So ist der wissenschaftliche Austausch integraler Bestandteil im Klinikalltag. Ein großer Vorteil für die starke wissenschaftliche Leistung unserer Klinik ist natürlich auch die Infrastruktur als Bestandteil in der weltweit ersten Kopfklinik hier in Würzburg.“ Erst im vergangenen Juli erhielten Hagen und sein Team den Lehrpreis der Medizinischen Fakultät in Würzburg. Bereits seit 1989 bietet die HNO-Klinik Fortbildungskurse an, bei denen-Operationen live aus dem OP in den Hörsaal übertragen werden. Zuletzt wurde eine dreidimensionale Live-Übertragung in ultrahoher Auflösung eingerichtet, die auch in der studentischen Lehre zum Einsatz kommt. Seniorprofessur folgt 2009 gründete Hagen an der Würzburger HNO-Klinik das erste interdisziplinäre Hörzentrum, das Comprehensive Hearing Center (CHC). Dort werden die Kompetenzen aller Expertinnen und Experten am Würzburger Universitätsklinikum zu den Arbeitsschwerpunkten Ohr und Hören gebündelt. Diesem Vorreitermodell folgten viele weitere Kliniken. Weltweit haben sich inzwischen 33 solcher Zentren zur Dachorganisation „Hearring“ zusammengeschlossen. Hier wird Hagen in Zukunft als Präsident dieser Dachorganisation wirken. Und auch der Universitätsmedizin Würzburg bleibt er erhalten – im Rahmen einer Seniorprofessur, die am Institut für Allgemeinmedizin angedockt ist. Dort wird es dann u.a. um das Thema „Hörscreening bei Erwachsenen“ gehen. Prof. Hagen: „Schwerhörigkeit ist ein wesentlicher Faktor für Vereinsamung und für Demenz. Mit einem solchen Hörscreening bei älteren Erwachsenen könnten wir frühzeitig diesen Risikofaktor erkennen. Angesichts der demographischen Entwicklung wäre das ein wichtiger Schritt zur Demenzprävention. Auch wenn es sicher eine lange Diskussion geben wird.“ Das sei übrigens vor einigen Jahren schon so gewesen, als es um das Thema „Hörscreening bei Neugeborenen“ ging. Hagen: „Aber auch das konnten wir seinerzeit mit guter wissenschaftlicher Arbeit in die Regelversorgung bringen. Heute kann dadurch schon direkt nach der Geburt auf mögliche Erkrankungen reagiert werden – eine enorme Verbesserung.“ Der Vorstand des Universitätsklinikums Würzburg dankt Hagen für seine großen Verdienste um die Würzburger Universitätsmedizin: „Sein enormer Einsatz in der Ausbildung der Studierenden und in zahlreichen Forschungsprojekten hat ganz wesentlich zum hervorragenden Ruf der HNO-Klinik weit über Würzburg hinaus beigetragen“, so Prof. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät. Prof. Ralf-Ingo Ernestus, kommissarischer Ärztlicher Direktor am UKW, betont: „Viele Patientinnen und Patienten haben von seinem Können und seinem Wissen enorm profitiert und so eine bessere Teilhabe am Leben erlangt. Mit seinen Innovationen hat er maßgeblich zur Weiterentwicklung auf dem Gebiet der HNO-Medizin beigetragen. Als Neurochirurg habe ich mit Rudolf Hagen in der Kopfklinik ganz besonders eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Für seine Leistungen hier in Würzburg gebührt ihm mein herzlicher Dank.“
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