Nach Organtransplantation: Mycophenolsäure kann Entstehung neuer SARS-CoV-2-Virusvarianten begünstigen

Darstellung von SARS-CoV-2. (Abbildung: © Sarut/stock.adobe.com)

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Ruhr-Universität Bochum und des Leibniz-Institutes für Virologie haben herausgefunden, dass der immunhemmende Wirkstoff Mycophenolsäure (MPA) die Entstehung neuer SARS-CoV-2-Virusvarianten begünstigen kann.

In Studien traten bestimmte Veränderungen im Erbgut von SARS-CoV-2 auf (Mutationen S P812R, ORF3 Q185H und E S6L). Der Wirkstoff MPA wirkt somit zwar antiviral, aber Viren wie SARS-CoV-2 können den Mechanismus umgehen, indem sie sich anpassen.

„Das weist darauf hin, dass unter immunsuppressiven Bedingungen neue, angepasste Virusvarianten entstehen können – ein möglicher Risikofaktor, der bei Patient:innen mit geschwächtem Immunsystem berücksichtigt werden sollte“, erklärt Dr. Toni Luise Meister, Erstautorin und Forschungsgruppen­leiterin im Institut für Infektions­forschung und Impfstoffentwicklung des UKE. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jüngst im Fach­magazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.

Gezielte Hemmung des Immunsystems nach Organtransplantation

Der Wirkstoff MPA, ein Antimetabolit, wird eingesetzt, um das Immunsystem gezielt zu unter­drücken, besonders nach Transplantationen von Organen wie Niere, Leber oder Herz. Ziel ist es, damit eine Abstoßung des transplantierten Organs zu verhindern. Dabei hemmt MPA zugleich die Vermehrung verschiedener Viren, darunter SARS-CoV-2, das respiratorische Synzy­tialvirus (RSV) und das Mpox-Virus (MPXV). Die Untersuchungen haben aber gezeigt, dass das Viruskann diese Hemmung umgehen kann.