Nanoplastik in Tierzellen nachgewiesen – FBN-Studie warnt vor möglichen Folgen13. Oktober 2025 Granulosazellen aus dem Rindereierstock nach acht Tagen Kontakt mit Nanoplastikpartikeln. Die grün-fluoreszierenden Polystyrolpartikel (100 nm) zeigen, wie das Nanoplastik in die Zellen aufgenommen wurde. Abb.: © FBN (Ausschnitt) Forschende des FBN und der Uni Udine haben die Aufnahme von Nanoplastik in Nutztierzellkulturen nachgewiesen. Die Ergebnisse liefern Hinweise auf mögliche Risiken für Tiergesundheit, Fleischerzeugung und für die Ernährungssicherheit des Menschen. In der gemeinsamen Studie haben Forschende des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf und der Universität Udine, Italien, nachgewiesen, dass Nanoplastikpartikel aus Polystyrol in Zellkulturen von Rindern und Schweinen aufgenommen werden. Diese Aufnahme führte zu Veränderungen, die langfristig die Zellfunktion und Gesundheit der Tiere beeinträchtigen könnten. FBN-Studie: Nanoplastik dringt in Nutztierzellkulturen ein Plastiktüten, Verpackungen, Joghurtdeckel – was achtlos weggeworfen wird, zerfällt über Jahre zu winzigen Plastikteilchen. Sie landen in Böden, Gewässern und schließlich in unserer Nahrungskette. Zwar haben zahlreiche Studien bereits gezeigt, dass Mikroplastik Meerestiere, Vögel und Insekten schädigen kann, doch die Auswirkungen von Nanoplastik auf Nutztiere sind bislang kaum erforscht.Im Unterschied zu Mikroplastik (1 µm – 5 mm) gibt es derzeit kaum adäquate Analysemethoden zum Nachweis von Nanoplastik (< 1 µm) in Mensch und Tier. Forschende gehen jedoch davon aus, dass sich auch diese kleinen Partikel in Geweben anreichern können. „Da wir über Nanoplastik noch viel zu wenig wissen und der Nachweis schwierig ist, sind unsere Ergebnisse besonders wichtig, um die Risiken besser abschätzen zu können“, erläutert Dr. Anja Baufeld von der Arbeitsgruppe Zellphysiologie und Reproduktion am FBN. „Als wir sahen, dass Nanoplastik in die Zellen eindringt, wussten wir, dass dies weitreichende Folgen haben könnte“, so Baufeld weiter. Folgen für Fruchtbarkeit und Fleischerzeugung möglich Untersucht wurden Granulosazellen von Rindern, die eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung spielen, sowie Myoblasten von Schweinen, aus denen Muskelgewebe gebildet wird. Bereits geringe Konzentrationen führten zu mikroskopisch sichtbaren Einlagerungen. Diese könnten die Fruchtbarkeit der Tiere sowie deren Produkte beeinträchtigen. Kombinierte Hellfeld- und Fluoreszenzmikroskopie von Rinderzellen: Zellkerne (blau, DAPI), Cytoskelett (rot, Phalloidin) und aufgenommene Polystyrol-Nanoplastikpartikel (grün, 100 nm). Abb.: © FBN Risiken für den Menschen nicht ausgeschlossen Nutztiere sind Teil der menschlichen Nahrungskette. Direkte gesundheitliche Risiken für Verbraucher lassen sich derzeit nicht ableiten. Dennoch mahnen die Forschenden, die langfristigen Folgen von Mikro- und Nanoplastik genauer zu untersuchen.„Unsere Forschung zeigt, dass Nanoplastik nicht nur ein Umweltproblem ist, sondern potenziell auch direkte Folgen für die Gesundheit von Nutztieren haben könnte. Diese ersten Hinweise machen deutlich, wie wichtig es ist, Plastikverschmutzung noch intensiver zu erforschen, um mögliche Risiken sowohl für Tiere als auch für Menschen frühzeitig einschätzen zu können“, sagt Baufeld.Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Science of The Total Environment“ veröffentlicht. Sie bildet eine wichtige Grundlage, um die Auswirkungen von Nanoplastik auf Tiere besser zu verstehen – und mögliche Risiken für Umwelt und Mensch zu minimieren. Auch in weiteren Arbeiten hat Dr. Anja Baufeld die Effekte von Mikro- und Nanoplastik untersucht, unter anderem in einer Übersichtsarbeit zu möglichen Risiken für Wiederkäuer als wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung (Animals 2024;14(2):350) sowie zu deren Auswirkungen auf die Reproduktion und Tiergesundheit insgesamt (Animals 2023;13(7):1132).Am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie wird das Thema Plastikverschmutzung und ihre Auswirkungen auf Nutztiere auch künftig weiter intensiv erforscht.
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