Narbenkarzinom: Besseres Verständnis durch Genomtechnologie

Foto: © thodonal – stock.adobe.com (Symbolbild)

Eine neue Studie liefert Erkenntnisse, die bei der Diagnose und Behandlung von invasivem Hautkrebs, der auf chronischen Brandwunden wächst, helfen könnte. Die Studie wurde im Journal of Investigative Dermatology publiziert.

Forschende der University of Calgary setzten eine spezielle Genomtechnologie ein, um das Verständnis des Marjolin-Ulkus (MU) zu verbessern. Dabei handelt es sich um einen seltenen, hochaggressiven Hautkrebs, der chronische Wunden befällt, die oft aus etablierten Narben wie denen von schweren Verbrennungen entstehen.

„Je länger man mit einer chronischen Wunde lebt, desto höher ist das Risiko, ein MU zu entwickeln“, sagt Studienleiter Jeff Biernaskie. „Je mehr wir über die zugrundeliegenden zellulären Interaktionen innerhalb der Wunde wissen und darüber, wie diese Zellen dazu gebracht werden, krebsartig zu werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir eine lebensrettende Behandlung finden können.“

Um besser zu verstehen, wie MU-Tumore wachsen, führte das Forschungsteam eine Analyse Zelle für Zelle durch. Mithilfe der Einzelzell-Ribonukleinsäure(RNA)-Sequenzierung und der räumlichen Transkriptomik, die am Centre for Health Genomics and Informatics (CHGI) der University of Calgary zur Verfügung stehen, erstellten sie eine genaue Kartierung der Genexpression und der zellulären Interaktionen innerhalb eines Tumors. Mit dieser erweiterten Sichtweise konnten die Forschenden nachverfolgen, wie Keratinozyten ihre Funktion umstellen und beginnen, sich wie Fibroblasten zu verhalten, die die Bedingungen schaffen, die das Wachstum von Tumorzellen fördern.

„Die krebsartigen Keratinozyten scheinen einen Karrierewechsel zu vollziehen, indem sie ihre ursprüngliche Rolle als äußere Hautzellen aufgeben und neue Eigenschaften annehmen, die denen der dermalen Fibroblasten ähneln, die die Stützzellen sind, die tiefer in der Haut zu finden sind“, erklärt Sarthak Sinha. „Durch diese Umwandlung sind sie auch in der Lage, eine Art extrazelluläre Matrix zu produzieren, die derjenigen in der sich entwickelnden Haut ähnlich ist. Diese neue Matrix wirkt im Wesentlichen wie fruchtbarer Boden und schafft die perfekte Umgebung für die Krebszellen – die Samen – um Wurzeln zu schlagen, aggressiv zu wachsen und sich auf nahe gelegene Strukturen auszubreiten.“ Es sei diese Wechselwirkung zwischen dem „Samen“ und dem „Boden“, die für das invasive Verhalten des Tumors verantwortlich sein könne. Die Forschenden glauben, dass dieser Prozess nicht nur beim MU, sondern auch bei anderen Hautkrebsarten eine Rolle spielt und zu den schlechten Behandlungsergebnissen beitragen könne.

„Diese Studie zeigt Möglichkeiten auf, den Prozess, der zu MU führt, gezielt zu beeinflussen. Eine Kombination aus chirurgischer Entfernung und medizinischer Intervention könnte die Auswirkungen dieser aggressiven Tumore begrenzen“, sagt Dr. Vincent Gabriel, außerordentlicher Professor an der Cumming School of Medicine und Mitautor. „Erfolgreiche Behandlungen könnten den Überlebenden von Verbrennungen, vor allem denjenigen, die besonders anfällig für diese Krebsarten sind, mehr Seelenfrieden verschaffen und ihnen eine erhebliche Erleichterung nach ihrer schwierigen medizinischen Laufbahn verschaffen.“ Gabriel fügt hinzu, dass die Diagnose von MU auch deshalb schwierig sein kann, weil eine Biopsie der Wunde die Krebszellen übersehen kann, die in der Wunde nicht einheitlich sind.