Nature-Kommentar: Warum sich die Tumorbenennung ändern muss6. Februar 2024 Bild: ©zhu difeng – stock.adobe.com In einem lesenswerten Kommentar in „Nature“ plädiert ein Team um Prof. Fabrice André vom Institut Gustave Roussy in Villejuif, Frankreich, und künftiger Präsident der European Society for Medical Oncology (ESMO), dafür, metastasierte Krebserkrankungen nach ihren molekularen Merkmalen zu klassifizieren. Dieser Schritt würde den Zugang von Millionen Menschen zu wirksamen Behandlungen beschleunigen. Als Negativ-Beispiel, wozu das aktuelle Vorgehen führt, zieht das Team u.a. Studien zu Nivolumab heran: Etwa ein Jahrzehnt lang hätten Millionen von Menschen mit Tumoren, die einen hohen PD-L1-Spiegel aufweisen, keinen Zugang zu relevanten Medikamenten gehabt, weil für ihre Krebsart noch keine Studien durchgeführt worden waren, als sie erkrankten. Und Patientinnen mit bestimmten Brust- oder gynäkologischen Krebsarten, die PD-L1 exprimieren, hätten 7–10 Jahre warten müssen, um Zugang zu PD1-Inhibitoren zu erhalten. Derzeit organisieren die meisten wissenschaftlichen Organisationen in der Onkologie – wie die American Society of Clinical Oncology (ASCO) und die ESMO – ihre Tagungen nach dem nach „Ursprungsorgan“ und geben ihre Leitlinien danach heraus. Dabei zeigen – wie der Kommentar ausführt – etwa Phase-I- und Phase-II-Studien zum Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab Deruxtecan, dass dieses für die Behandlung von Menschen, deren Krebserkrankungen entweder das HER2-Gen überexprimieren oder eine mutierte Version davon aufweisen, vielversprechend ist – unabhängig davon, in welchem Organ der Krebs seinen Ursprung hat. Aus Sicht der Autoren haben sich die Dinge seit 2017 in eine bessere Richtung entwickelt: Damals genehmigte die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Verwendung von Pembrolizumab zur Behandlung von Menschen mit Tumorzellen mit einer Defizienz im DNA-Mismatch-Reparatursystem – unabhängig davon, aus welchem Organ der Krebs stammt. André et al. plädieren dafür, dass Aufsichtsbehörden, wissenschaftliche Gesellschaften und Versicherungsunternehmen besser definieren müssen, welche präklinische und klinische Evidenz erforderlich ist, um festzustellen, ob bei der Behandlung einer bestimmten molekularen Veränderung Vorrang vor dem Organ gegeben werden sollte, in dem der Krebs seinen Ursprung hat. Einige wissenschaftliche Gesellschaften, wie bspw. die ESMO, entwickelten bereits Leitlinien. Und die FDA arbeite daran, zu definieren, wann ein Medikament auf Grundlage eines molekularen Markers zugelassen werden könne, unabhängig davon, in welchem Organ der Krebs seinen Ursprung hat, ergänzen die Autoren. Als Beispiel für eine Restrukturierung der Onkologie führen sie Teams an, die sich auf die Analyse der molekularen Profile von Patienten konzentrieren, unabhängig von der Krebsart. Mehrere Institute, darunter das National PRecISion Medicine Cancer Center (PRISM) am Gustave Roussy-Krankenhaus, hätten bereits solche Teams gegründet. Da eine Behandlung auf Basis von Mutationen nur möglich ist, wenn diese auch bekannt sind, machen sich die Autoren für breitere Testungen stark. So empfehlen Gesellschaften wie die ESMO seit 2020, dass sich alle Personen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs einem Multigentest unterziehen. , Aktuell werden Tests noch lange nicht so breit eingesetzt werden, wie es ratsam wäre. So zeigte eine Studie mit rund 38.000 Lungenkrebs-Patienten in den USA, deren Diagnose im Zeitraum 2010-2018 gestellt wurde, zeigte, dass gerade einmal 22 Prozent Ergebnisse molekularer Tests in ihrer Krankenakte aufwiesen. Diese Befunde stünden im Einklang mit den Ergebnissen anderer Studien, die sowohl in den USA als auch anderswo durchgeführt wurden. (sf)
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