Nebenwirkungen der COVID-19-Pandemie: Mehr mentale Probleme, Malaria und Herz-Kreislauf-Erkrankungen14. Juli 2025 Symbolfoto: ©Nicholas Felix/peopleimages.com/stock.adobe.com Die COVID-19-Pandemie hatte vielerorts eine Unterbrechung der üblichen Gesundheitsversorgung zur Folge. Welche Auswirkungen das auf die gesundheitlichen Probleme weltweit hatte, zeigt eine aktuelle Studie. Viele Gesundheitsdienste waren während der COVID-19-Pandemie stark eingeschränkt. Laut einer aktuellen Analyse von Daten der Global Burden of Disease Study 2021 ging dies mit einem starken Anstieg anderer, nicht mit COVID zusammenhängender Krankheits- und Todesursachen einher – insbesondere psychischer Störungen, Malaria bei Kleinkindern sowie Schlaganfällen und Herzerkrankungen bei älteren Erwachsenen. Das zeigt eine chinesische Forschungsgruppe in einer aktuellen Publikation im Fachmagazin „The BMJ“. So stieg der Studie zufolge beispielsweise die Zahl der neuen Fälle von depressiven Störungen bei fünf- bis 14-Jährigen um 23 Prozent und die Zahl der Malaria-Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren um 14 Prozent zwischen 2020 und 2021. Die Wissenschaftler um Erstautor Can Chen von der Zhejiang University School of Medicine in Hangzhou, China, simulierten die Belastung durch 174 Gesundheitszustände in den Jahren 2020 und 2021 in verschiedenen Regionen, Altersgruppen und Geschlechtern. In ihre Analyse bezogen sie insgesamt 204 Länder und Gebiete ein. Die wichtigsten Messgrößen waren die Inzidenz, die Prävalenz, Todesfälle und behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALYs) – eine kombinierte Messgröße für Quantität und Qualität des Lebens. Anstieg von Malaria, Depressionen, Angststörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen Die COVID-19-Pandemie hatte der Studie zufolge Auswirkungen auf verschiedene gesundheitliche Probleme – ganz besonders kam es zu einer deutlichen Zunahme von Malaria und depressiven sowie Angsterkrankungen. So stiegen sowohl die altersstandardisierten DALY- als auch Sterberaten für Malaria um je zwölf Prozent. Insbesondere Kindern unter fünf Jahren in der Region Afrika verstarben vermehrt an Malaria. In einem ähnlich Ausmaß stiegen die DALY-Raten für depressive Erkrankungen (12 %) und Angststörungen (14 %) – speziell bei Frauen. Altersstandardisiert stiegen die Inzidenz- und Prävalenzraten für depressive Störungen um 14 Prozent bzw. zehn Prozent, während Angststörungen einen Anstieg von 15 Prozent verzeichneten. Auch die Prävalenzraten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stiegen deutlich an, insbesondere in der europäischen Region sowie bei Personen ab 70 Jahren (169 pro 100.000 für ischämische Herzerkrankungen und 27 pro 100.000 für Schlaganfälle). Erkenntnisgewinn für künftige Pandemiepläne einsetzen Die Forscher räumen ein, dass ihre Methoden möglicherweise nicht die Komplexität und Vielfalt der pandemiebedingten Störungen vollständig erfassen. Sie weisen darauf hin, dass bestimmte Faktoren – uneinheitliche Datenqualität in den verschiedenen Regionen, mögliche Untererfassungen und verzögerte Diagnosen während der Pandemie – die Genauigkeit ihrer Ergebnisse beeinflusst haben könnten. Sie betonen jedoch, dass ihre Analyse einen größeren Umfang als frühere Studien hat und umsetzbare, politikrelevante Empfehlungen zur Verbesserung der Vorsorge im Gesundheitswesen liefert. Daher kommen sie zu dem Schluss: „Diese Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, die Widerstandsfähigkeit des Gesundheitssystems zu stärken, die integrierte Überwachung zu verbessern und syndemiebewusste Strategien zu verfolgen, um eine gerechte Vorbereitung auf künftige Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu unterstützen.“ Laut dem Autor eines begleitenden Leitartikels zeigt die Studie, wie Daten zu einer intelligenteren Krisenbewältigung beitragen könnten, um sicherzustellen, dass künftige Gesundheitskrisen das Leben weniger beeinträchtigen und die Bevölkerung gleichmäßiger treffen. Durch die Integration dieser Erkenntnisse in Pläne für die Zeit nach der Pandemie könnten Länder ihre Widerstandsfähigkeit verbessern, schreibt der Biostatistiker Zhihao Lei von der US-amerikanischen Cornell University und der University of Edinburgh in Schottland. Konkrete Schritte umfassen ihm zufolge: die Zuweisung von Budgets für wesentliche Dienstleistungen in Notfällen die Stärkung der primären Gesundheitsversorgung den Ausbau von Netzwerken zur Krankheitsüberwachung die Priorisierung einer universellen Gesundheitsversorgung mit Schwerpunkt auf benachteiligten oder marginalisierten Gruppen. „Letztendlich wird die Anerkennung und Planung der indirekten Folgen der Pandemie Leben retten und die Gesundheitssysteme für künftige Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit stärker und gerechter machen“, schließt er. (ah/Biermann)
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