Netzhautchip bei trockener AMD: Bonn und Ludwigshafen melden ihre ersten Implantationen21. Dezember 2021 Fundusbild mit dem subretinal implantierten Prima-Netzhautchip. Foto: © Pixium Vision Bonn ist das erste deutsche Universitätsklinikum, an dem die Implantation eines neuen bionischen Netzhautimplantates zur Verbesserung der Sehfunktion bei trockener altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) vorgenommen wurde. Operateur war Klinikdirektor Prof. Frank G. Holz. An der Augenklinik des Klinikums Ludwigshafen hat Chefarzt Prof. Lars-Olof Hattenbach diesen Eingriff erstmals durchgeführt. Die Implantation des zum Prima-System (Pixium Vision, Paris, F) gehörenden Netzhautchips erfolgte in Ludwigshafen bei einer 78-jährigen Patientin mit Geografischer Atrophie und beidseitigem Verlust der zentralen Sehschärfe. „Dabei kam auch erstmals eine Variante der intraoperativen optischen Echtzeit-Kohärenztomographie (iOCT) zum Einsatz, mit der über die gleichzeitige Einblendung des OCT-Bildes im Okular eine direkte, bildgebungsgesteuerte Instrumentenführung durch den Operateur möglich ist“, erklärt Hattenbach. Hierdurch könne die für eine erfolgreiche Implantation des Netzhautchips entscheidende Abhebung der erkrankten Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens präzise kontrolliert und eine nicht erwünschte Abhebung tieferer Gewebeschichten vermieden werden. Derzeit erfolgt die Implantation des Netzhautchips ausschließlich im Rahmen der in Frankreich und Deutschland durchgeführten PRIMAvera-Zulassungsstudie, an der neben Ludwigshafen noch fünf weitere deutsche Zentren (Bonn, Hamburg, München, Tübingen und Sulzbach*) beteiligt sind. Die in Ludwigshafen durchgeführte Implantation ist nach Angaben der dortigen Augenklinik eine von vier in den vergangenen Wochen erstmals überhaupt in Deutschland durchgeführten Implantationen dieses neuartigen Netzhautchips. Im kommenden Jahr sollen weitere Patienten im Rahmen der Studie behandelt werden.Vier Quadratmillimeter groß, 30 Mikrometer dickBei Patienten mit fortgeschrittener trockener AMD, für die es bislang noch keine zugelassene Therapie gibt, soll das Sehvermögen im Netzhautzentrum durch den Eingriff „in einem gewissen Maß wiederhergestellt“ werden, erläutert die Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB).Die Implantation des photovoltaischen, drahtlosen zwei mal zwei Millimeter großen und 30 Mikrometer dicken Chips mit 378 Pixeln wurde in der UKB-Augenklinik unter Echtzeitkontrolle mittels OCT während der Operation durchgeführt. „Diese ermöglicht es, Schnittbilder des Augenhintergrundes in hoher Auflösung aufzunehmen“, erklärt die Klinik. Mit dem Imaging-Verfahren zur Netzhautdiagnostik sei die exakte Lokalisation und Visualisierung zur Implantation des Chips möglich.Auch diese Implantation erfolgte im Rahmen der internationalen Zulassungsstudie. Bonn zählt zu den wenigen hieran beteiligten Zentren. „Die Nachbeobachtung läuft über drei Jahre, wobei die Patientinnen und Patienten ein Trainingsprogramm durchlaufen, um den Netzhautchip zu nutzen“, betont die Bonner Augenklinik. Die Studienteilnehmer würden ergänzend zum Implanatat eine eigens entwickelte Spezialbrille mit Mikrokamera tragen, über die der Chip per Infrarotprojektion sowohl die Bildsignale als auch Energie erhalte. Die induzierten elektrischen Impulse sollen die verbliebenen neuronalen Zellen der Netzhaut stimulieren.„Mit diesem innovativen therapeutischen Ansatz besteht erstmals die Aussicht einer Sehverbesserung für die Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener trockener altersabhängiger Makuladegeneration“, sagt Holz, der zugleich Leiter der klinischen Prüfung und wissenschaftlicher Studienkoordinator ist.*Anm. d. Red.: In der Augenklinik Sulzbach/Saar (Chefarzt Prof. Peter Szurman) fand die deutschlandweit erste Implantation des Prima-Netzhautchips statt (wir berichteten: https://biermann-medizin.de/trockene-amd-deutschlandweit-erste-implantation-eines-neuen-netzhautchips-in-sulzbach-saar/).
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