Neu gegründetes Netzwerk für Wildtierhilfe in Leipzig stößt auf reges Interesse

Prof. Dr. Maria Elisabeth Krautwald-Junghanns. Foto: © Swen Reichhold/ Universität Leipzig

Wer ein verletztes Wildtier findet, muss oft lange nach fachkundiger Hilfe für das Tier suchen. Hier will Prof. Dr. Maria Elisabeth Krautwald-Junghanns, Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien an der Universität Leipzig, Abhilfe schaffen: Sie hat im April 2023 das Netzwerk Wildtierhilfe e.V. gegründet.

Das Gründungstreffen des Netzwerks Wildtierhilfe e.V. fand am 22. April in Leipzig statt. Bereits am 6. Mai folgt die erste Fortbildung zum Thema „Behandlung und Versorgung verunfallter/verletzter Wildtiere“ an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig (alle Plätze bereits ausgebucht). Im Interview mit Esther Benning berichtet Prof. Dr. Maria Elisabeth Krautwald-Junghanns, was sie zu der Initiative bewogen hat und wie das Netzwerk in Zukunft kranken Wildtieren helfen wird.

Wieso braucht Sachsen ein Netzwerk für Wildtierhilfe?

Krautwald-Junghanns: In Sachsen gibt es bereits mehr als 80 Wildtierpflegestellen und mehr als 50 Tierheime und tierheimähnliche Anlaufstellen. Doch weder für sie noch für wildtiermedizinisch tätige TierärztInnen existieren Fortbildungen zum Thema Wildtierpflege. Vor dem Hintergrund von invasiven, also neu eingeschleppten Krankheitserregern, ist dies umso erstaunlicher. Darüber hinaus erfordert die Aufnahme und Pflege von Wildtieren einen erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwand. Hinzu kommen Unsicherheiten im Umgang und in der Unterbringung von Wildtieren sowie das mögliche Infektionsrisiko für den Menschen. Auch tierärztliche Hilfe ist oft rar. Wir hoffen, dass sich die Situation durch das Netzwerk verbessert, indem wir aktuelles Fachwissen zur Wildtiermedizin leichter verfügbar machen, und eine teilweise finanzielle Unterstützung und eine Vernetzung zwischen TierpflegerInnen, TierärztInnen und Behörden in Sachsen ermöglichen.

Was hat Sie gerade jetzt zur Gründung des Netzwerks motiviert?

Krautwald-Junghanns: Letztes Jahr rief mich eine Frau an, die mit ihren beiden Kindern unterwegs war und am Straßenrand eine lebende Taube mit einem abgerissenen Flügel gefunden hatte. Sie hatte bereits acht erfolglose Telefonate mit Stadt, Forstamt und TierärztInnen hinter sich, die ihr alle nicht weiterhelfen konnten. Das war der Punkt, an dem ich beschloss, ein Netzwerk zur Wildtierhilfe zu gründen.

Welche Ziele verfolgt das Netzwerk?

Krautwald-Junghanns: Gemeinsam mit den anderen Gründungsmitgliedern, die teils auch an der Universität Leipzig tätig sind oder waren, und der Landesarbeitsgruppe Tierschutz der Bündnisgrünen, wollen wir ein Netzwerk zur Förderung der Versorgung verletzter und verunfallter Wildtiere aufbauen, an dem Behörden, Tierärzte und Tierschutzorganisationen, aber auch WissenschaftlerInnen beteiligt sind. Ein wissenschaftlicher Beirat mit TierärztInnen und BiologInnen – teilweise auch aus dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit – ergänzt das Netzwerk. Auch eine Studierendengruppe hat sich bereits gebildet, die Angebote für eine Greifvogelstation und ein konkretes Projekt zur Wildtier-Jungtieraufzucht entwickelt hat. Wir wollen regelmäßig kostenlose Informationen per E-Mail sowie Fortbildungen anbieten. Eine erste Fortbildung findet Anfang Mai unter der Federführung der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig statt und stößt bereits auf reges Interesse.