Neu in Leipzig: Strahlentherapie gegen ventrikuläre Tachykardie

Das Leipziger “STAR”-Team der ersten Stunde (v.l.): Sotirios Nedios, Kerstin Bode, Patient Daniel H., Nils Nicolay und Franziska Nägler. (Foto: ©Universitätsklinikum Leipzig)

Das Herzzentrum Leipzig und das Universitätsklinikum Leipzig haben erfolgreich die sogenannte stereotaktischen Arrhythmie-Radioablation (STAR) bei einem Patienten mit einer ventrikulären Tachykardie angewendet.

Zur Behandlung einer potentiell lebensgefährlichen ventrikulären Tachykardie wird üblicherweise eine kathetergestützte Ablation durchgeführt. Bei manchen Patienten sind die Zielareale jedoch nur schwer zugänglich oder die Ablation zeigt keine ausreichende Wirkung.

Mit STAR können genau diese Herausforderungen überwunden werden. Dabei handelt es sich um ein nichtinvasives hochpräzises Verfahren, bei dem die betroffenen Narbenareale des Herzens sehr genau und einmalig mit hochdosierter Strahlentherapie behandelt werden. Dies verändert die elektrische Erregbarkeit des Herzens und minimiert so das Risiko weiterer potentiell lebensgefährlicher Rhythmusstörungen.

Das neue Verfahren wurde nun zum ersten Mal in Leipzig angewandt, wie das Herzzentrum Leipzig kürzlich bekannt gab. Die Therapie sei durch die enge Zusammenarbeit der Abteilung für Rhythmologie am Herzzentrum Leipzig unter Leitung von PD Dr. Kerstin Bode und der zum Universitätsklinikum Leipzig gehörenden Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie unter der Leitung von Univ.-Prof. Nils Nicolay möglich. Das neue Verfahren wollen beide Kliniken auch künftig gemeinsam anbieten.

Für welche Patientengruppen kommt STAR in Frage?

Die STAR-Therapie bietet sich insbesondere für zwei Gruppen von Patienten an:

  • Patientinnen und Patienten mit schwersten strukturellen Herzerkrankungen, bei denen die medikamentöse Therapie und die vorangegangenen Ablationen nicht den gewünschten Effekt erzielt haben.
  • Patientinnen und Patienten mit einer oder zwei mechanischen Herzklappen, bei denen eine kathetergestützte Behandlung aufgrund technischer Einschränkungen nicht durchführbar ist.

Technik und Herausforderungen der STAR-Therapie

Im Gegensatz zu statischen Organen wie Darm oder Leber bewegt sich das schlagende Herz ständig – eine der großen Herausforderungen bei der Planung und Durchführung der Bestrahlung. „Um die betroffenen Areale möglichst präzise lokalisieren zu können, fusionieren wir die Bilddaten aus der CT-Untersuchung mit elektrophysiologischen Mapping-Daten, die im Vorfeld erstellt wurden“, erläutert Bode. „So können wir die krankheitsverursachenden Bereiche in der Bildgebung millimetergenau identifizieren und markieren. Ziel ist es, die umliegenden Gewebe bei der Bestrahlung so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.“ Die aufwendige Vorbereitung wurde federführend durch PD Dr. Sotirios Nedios aus dem Herzzentrum und Dr. Franziska Nägler aus der Poliklinik für Strahlentherapie umgesetzt.

Genauigkeit im Millimeterbereich

„Die Bestrahlung erfolgt unter Einsatz eines sogenannten Linearbeschleunigers der neuesten Generation. Wir erreichen dadurch eine hochpräzise Kontrolle der Strahlendosis mit einer Genauigkeit im Millimeterbereich“, erklärt Nicolay. „Durch die spezielle Konstruktion des Gerätes sind wir in der Lage, selbst kleinste Bestrahlungsbereiche sicher mit der notwendigen hohen Dosis zu versorgen. Zusätzlich ermöglichen es modernste Bildgebungssysteme im Behandlungsraum, in Echtzeit die Bewegung von Herz und Lunge zu überwachen und kleinste Abweichungen während der Behandlung sofort zu korrigieren.“ Die Behandlung sei für den Patienten absolut schmerzfrei und könne bei vollem Bewusstsein durchgeführt werden, heißt es vom Herzzentrum Leipzig.

Bei dem ersten Patienten habe sich schon nach wenigen Wochen eine deutliche Beruhigung der Herzrhythmusstörungen gezeigt. Dieser Erfolg – insbesondere, weil alle Therapien davor keine Besserung gebracht hatten – bestärke das Herzzentrum Leipzig und das Universitätsklinikum Leipzig darin, weiterhin eng für die Behandlung dieser gefährlichen Rhythmusstörungen zusammenzuarbeiten. Ziel sei es, durch die Verbindung von fachlicher Expertise und hochmoderner Technik den Patienten diese vielversprechende neue Therapiemethode anzubieten und sie während ihrer Behandlung nahtlos begleiten zu können.