Neu ist immer besser? – Musterweiterbildungsordnung und E-Logbuch27. Oktober 2022 Diskutierteten mit dem Publikum Chancen und Herausforderungen von neuer Musterweiterbildungsordnung und E-Logbuch: Julia Lenz (li.), Lazovic Djordje, Marit Herbolzheimer, Hannes Renken, Jakob Hax und Hansjörg Heep. Foto: ja/Biermann Medizin Einen Überblick zur neuen Musterweiterbildungsordnung (MWBO) lieferte die Sitzung des Jungen Forums O & U auf dem DKOU, wobei der Austausch mit dem Publikum nicht zu kurz kam. Neben neuer MWBO oder E-Logbuch gab es auch einen Blick auf die Facharztausbildung in der Schweiz. Im Vergleich zur alten legt die neue MWBO den Fokus stärker auf Kompetenzen denn auf Richtzahlen, wie Hannes Renken ausführte, der die wichtigsten Neuerungen vorstellte. Vermittelt werden sollen sowohl Methoden- als auch Handlungskompetenz, wobei diese „klar definiert sind“ – im Gegensatz zur alten MWBO. Als weitere wesentliche Unterschiede nannte Renken etwa die kleineren Richtzahlen – jetzt nur noch 36 – oder die Ausrichtung der OP-Richtzahlen nach Verfahren und Lokalisation und nicht nur nach Lokalisation. Geringer ist auch die Zahl der wissenschaftlich begründeten Gutachten. Außerdem ist das neue E-Logbuch verpflichtend. Auf Freud und Leid mit dem E-Logbuch ging Prof. Hansjörg Heep ein. Gleich nach der Registrierung gehe „das Drama auch schon los“, denn es könne bis zu zwei Stunden dauern die Registrierung abzuschließen. Man stehe mit dem E-Logbuch noch ganz am Anfang und das System kranke manchmal noch. Heeps Einschätzung wurde durch das Publikum bestätigt, so lautete etwa eine Wortmeldung in der späteren Diskussion: „Usability ist etwas anderes.“ Das gilt wohl nicht nur für die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, sondern auch für Weiterbildungsbefugte, die sich ebenfalls mit dem E-Logbuch auseinandersetzen müssen. Heep betonte aber, dass die Ärzte in Weiterbildung „alle Macht der Welt“ hätten, denn ihnen gehöre das E-Logbuch. Dass Weiterbildungsgespräche regelmäßig stattfinden, dokumentiert und bestätigt werden müssen, erhöhte den Druck auf die Befugten, diese Gespräche auch durchzuführen. „E-Logbuch – ich kenne das nicht anders“, erklärte Jakob Hax erklärte, der eine Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie in der Schweiz absolviert. Das E-Logbuch funktioniere „recht intuitiv“. Allerdings müsse auch in der Schweiz am Ende alles ausgedruckt und abgezeichnet werden. Hax ging auf die Unterschiede der Weiterbildung in Deutschland und der Schweiz ein. So seien beispielsweise häufigere Wechsel der Arbeitsstelle in der Schweiz während der sechs Jahre Weiterbildung üblicher als in Deutschland. Dabei ist eine nichtfachspezifische Basisweiterbildung von bis zu einem Jahr möglich, gefolgt von fünf bis sechs Jahren fachspezifischer Weiterbildung. Diese sei „sehr strukturiert“ mit mehreren Zwischenprüfungen bis zu den Abschlussprüfungen, was Hax als Vorteil sieht. In Deutschland arbeiten viele noch nicht mit dem E-Logbuch, wie eine Umfrage des Jungen Forums O & U zeigt. So habe die Hälfte der Teilnehmer an der Umfrage angegeben, dass das E-Logbuch noch nicht eingeführt wurde, so Marit Herbolzheimer, die die Umfrage vorstellte, an der 376 Personen teilnahmen vom Arzt in Weiterbildung bis zum Klinikdirektor. In der Hälfte der in der Umfrage dargestellten Kliniken wird die Weiterbildung bereits nach der der neuen MWO durchgeführt. Eines der Probleme, die durch die Umfrage deutlich wurden, ist die Zahl der Operationen, die Ärzte und Ärztinnen in Weiterbildung durchführen können. Herbolzheimer bezeichnete es als erschreckend, dass „lediglich die Klinikdirektoren glauben, dass Ärzte in Weiterbildung 20 Eingriffe pro Monat machen“. Die Antworten des ärztlichen Nachwuchses zeigen eine andere Realität: Demnach gab etwa die Hälfte der Befragten in Weiterbildung an, dass sie nur bis zu fünf Eingriffe pro Monat durchführen und die überwiegende Mehrheit war der Meinung, dass die operativen Eingriffe nicht fair und transparent verteilt werden. Herbolzheimer nannte Bürokratie oder Aufgaben, die eigentlich delegiert werden könnten als Zeitfresser, die Ärzte in Weiterbildung aus dem OP fernhalten. Sie betonte aber auch die Notwendigkeit sich selbst weiterzubilden und sich etwa mithilfe von Online-Angeboten zuhause auf Operationen vorzubereiten. Herbolzheimer mahnte auch mehr Kommunikation und die tatsächliche regelmäßige Durchführung der Weiterbildungsgespräche an: Diese fänden in den meisten Fällen „bestenfalls alle sechs Monate“ statt – auch das hat die Umfrage gezeigt. Weiter Problemfelder wurden in der anschließenden, lebhaften Diskussion mit dem Publikum deutlich, etwa die mangelnde Finanzierung von Kursen. Auch das habe die Umfrage erfasst, erläuterte Herbolzheimer. So decke das Zeit- und Geldbudget für Kurse zur Weiterbildung häufig noch nicht einmal die vorgesehenen Pflichtkurse. (ja)
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