Neue Avantgarde: Rebellische Vögel bauen Nester aus Vogelabwehr-Spikes12. Juli 2023 Auke-Florian Hiemstra und das Elsternest aus Materialien zur Vogelabwehr. Foto: © Alexander Schippers (CC BY) Als „eine ultimative Anpassung an das Leben in der Stadt“ beschreiben Forschende des Naturalis Biodiversity Center und des Naturhistorischen Museums Rotterdam die neueste Innovation im Nestbau aus Metallstacheln, die eigentlich der Vogelabwehr dienen sollen. Schaut man sich in Städten um, fallen einem an vielen Gebäuden sogenannte „Spikes” zur Vogelabwehr auf. Die scharfen Metallspitzen dienen dazu, Vögel abzuschrecken und sie am Nestbau zu hindern. Aber Vögel lassen sich offenbar nicht so leicht verscheuchen, wie es jetzt scheint. Forscher aus zwei niederländischen Naturkundemuseen sammelten Nester einer Aaskrähe und einer Eurasischen Elster, die größtenteils aus Material gebaut waren, das Vögel hätte abschrecken sollen: Vogelnester aus Anti-Vogel-Spikes. „Eigentlich ist es ein echter Joke“, sagt der Biologe Auke-Florian Hiemstra von Naturalis: „Selbst für mich als Nestforscher sind das die verrücktesten Vogelnester, die ich je gesehen habe.“ Ein Elsternest aus Vogelabwehr-Spikes in einem Baum in Antwerpen. Foto: © Auke-Florian Hiemstra (CC BY) Kreative Vogelköpfe – Ist das Kunst oder rein aus der Not geborenes Erfindertum? Die Anpassungsfähigkeit und Kreativität von Stadtvögeln scheint keine Grenzen zu kennen. Forscher des Naturalis Biodiversity Center und des Naturhistorischen Museums Rotterdam beschreiben diese stacheligen Strukturen in der Fachzeitschrift „Deinsea”. „Gerade wenn Du denkst, Du hättest nach einem halben Jahrhundert Naturgeschichte alles gesehen, überraschen Dich diese erfinderischen Krähen und Elstern auf’s Neue“, sagte Kees Moeliker, Direktor des Naturhistorischen Museums Rotterdam und Mitautor der wissenschaftlichen Publikation . 1500 Metallspikes im Innenhof eines Krankenhauses werden zu uneinnehmbarer Festung Es begann mit der Entdeckung eines riesigen Nestes in Antwerpen, im Innenhof eines Krankenhauses, das von einem der Patienten entdeckt wurde. Hoch oben in einem Baum bauten Elstern ein riesiges Nest aus bis zu 1.500 Metallspitzen. Für dieses besondere Nest haben Vögel bis zu 50 Meter (150 Fuß) Vogelschutznadeln aus der Dachtraufe gezogen. „Eine uneinnehmbare Festung“, sagt Hiemstra, „denn die Elstern scheinen die Spikes genauso zu nutzen wie wir: um andere Vögel von ihrem Nest fernzuhalten.“ Um den Raub von Eiern und Jungtieren zu verhindern, bauen Elstern ein Nestdach und suchen zu diesem Zweck gezielt nach dornigen Pflanzen in der Natur. Stachelige Zweige halten hungrige Eierräuber fern. In der Stadt gibt es noch eine weitere Möglichkeit: die Vogelschutzspikes. „Sie dienen im wahrsten Sinne des Wortes dazu, Vögel fernzuhalten“, sagt Hiemstra, „und so scheinen sie auch von Vögeln genutzt zu werden.“ Rebellische Vögel – Die Ironie der Geschichte Und es ist nicht nur ein Elsterpärchen, das sich an das vogelabweisende Material gewagt hat. Im Artikel wird über mehrere Elsternester mit Anti-Vogel-Spikes als Nistmaterial berichtet. Dieses Verhalten wurde bereits in den Niederlanden, Belgien und Schottland beobachtet. Auch andere scharfe Materialien wie Stacheldraht und Stricknadeln werden von Elstern für das Dach ihrer Nester verwendet. Krähennester aus Vogelabwehr-Spikes sind derzeit nur aus den Niederlanden bekannt. Es war bereits bekannt, dass sich Vögel durch die Abwehr-Spikes nicht so leicht abschrecken lassen. So erlangte die „Parkdale Pigeon“ Berühmtheit dafür, dass sie sich nicht durch die Vogelabwehr-Spikes verscheuchen ließ, sondern ihr Nest darauf baute, wie im Video zu sehen ist. Auch zeigen mehrere Videos das rebellische Verhalten von Vögeln, die die Stacheln von Dächern abreißen. Die Zusammenarbeit zwischen den Museen Leiden und Rotterdam hat nun zur ersten wissenschaftlichen Veröffentlichung geführt, die belegt, dass Vögel diese Anti-Vogel-Spikes auch als Nistmaterial verwenden. Kondome, Sonnenbrillen, Scheibenwischer: So ziemlich alles geht in die Zweitverwertung Auke-Florian Hiemstra (1992) promoviert bei Naturalis und der Universität Leiden über die Verwendung künstlicher Materialien in tierischen Strukturen und hat zuvor über die Verwendung von Gesichtsmasken (face masks) und Plastikpflanzen (plastic plants) in Vogelnestern veröffentlicht. Außerdem stößt er regelmäßig auf Kondome, Feuerwerkskörper, Koks-Briefchen, Sonnenbrillen und Scheibenwischer als Nistmaterial für seine Blässhühner. „Wenn sogar vogelabweisende, scharfe Stacheln als Nistmaterial verwendet werden, kann heutzutage offenbar alles in einem Vogelnest landen. Verrückter geht es nicht, oder?“ Das große mit Vogelabwehr-Spikes gespickte Elsternest aus Antwerpen ist ab dem 11. Juli als neues Highlight im LiveScience-Raum von Naturalis zu sehen und kann kostenlos besichtigt werden. Das Naturhistorische Museum Rotterdam zeigt in der kürzlich eröffneten Ausstellung „Nationalpark Rotterdam“ das Krähennest der Vogelabwehr-Spikes zusammen mit einer Reihe anderer bemerkenswerter Konstruktionen städtischer Tiere.
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