Neue Biomarker ermöglichen personalisiertes Impf-Schema gegen saisonale Influenza9. Juni 2024 Grippeimpfung (Foto: © terovesalainen/stock.adobe.com) Die Wirksamkeit einer Influenza-Impfung variiert erheblich in Abhängigkeit vom Typ des verwendeten Vakzins und von Patientenmerkmalen. Dabei spielt die Wirtsimmunität eine große Rolle. Nun haben Wissenschaftler einen Weg gefunden, diese Wirtsimmunität zu klassifizieren, was zu einer frühen Identifizierung solcher Personen führen könnte, die nicht gut auf ein regelmäßiges Impfschema ansprechen werden. Es wäre somit möglich, bei diesen Individuen ein anderes Impfregime einzusetzen und so bei ihnen eine langfristige Immunität hervorzurufen. Dies, so betonen die Forschenden würde nicht nur Influenza-bedingte Erkrankungen reduzieren, sondern auch die logistische und finanzielle Belastung im Gesundheitssystem. Dr. Nhan Nguyen aus der Arbeitsgruppe von Prof. Yang Li am Zentrum für individualisierte Infektonsmedizin und Kollegen präsentieren auf der Jahrestagung der European Society of Human Genetics (01.-04.06.2024, Berlin) Ergebnisse einer Studie, für die sie 286 Gesunden im Alter von 18 bis 81 Jahren (45% von ihnen Frauen) während vier Influenza-Saisons Blutproben entnahmen. Anhand dieser versuchten sie solche Personen zu identifizieren, die nach einer entsprechenden Impfung keinen Schutz vor der Influenza aufbauen können. „Nach Feststellung ihres Antikörperstatus vor und nach der Impfung setzten wir Multiomics-Technologien ein, um Proteine und Metaboliten zu ermitteln, die als prädiktive Marker bei der Identifizierung von Personen dienen könnten, die selbst nach einer Vakzinierung einen nur geringfügigen Schutz aufzubauen in der Lage sind“, berichtet Nguyen. „Dieser Weg zur Identifizierung solcher Individuen ist ausgefeilter als der derzeit verwendete, bei dem dieser Schutz lediglich durch die Veränderung in der Anzahl der Antikörper im Blut vor und nach der Impfung festgestellt wird.“ Da der Grippeimpfstoff jedes Jahr an die Varianten des Virus angepasst wird, kann sich der Antikörper-Level vor der Vakzinierung individuell aufgrund vorangegangener Infektionen oder der jeweiligen Impfhistorie unterscheiden. Die aktuelle Berechnung der Impfantwort liefert daher möglicherweise keine wirtsspezifischen Informationen, die ausreichend genau sind, um die Immunantwort einer Person und/oder die Anfälligkeit gegenüber einer zukünftigen Infektion abzuschätzen. Der Grund: Manche Menschen besitzen bereits vor der Vakzinierung einen hohen Antikörper-Level, der sich nach der Impfung nicht signifikant verändert. Die Ergebnisse der Untersuchung erwiesen sich als über alle vier beobachteten Grippe-Saisons und die vier verschiedenen Aktualisierungen des Impfstoffes hinweg konsistent. „Jedes Vakzin gegen die saisonale Grippe ist so gestaltet, dass es gegen drei oder vier unterschiedliche Influenzaviren schützt, sodass viele Faktoren beim Ansprechen einer Person auf ein Vakzin eine Rolle spielen“, erklärt Nguyen. „Wir wollten robuste Signale eines Ansprechens ermitteln, die sich durch unterschiedliche Influenza-Saisons zogen und konsistent waren – trotz der Variationen in der Reaktion ein und derselben Person auf unterschiedliche Grippeviren.“ Die Wissenschaftler hoffen, dass die von ihnen als mit dem individuellen Ansprechen auf eine Impfung in Zusammenhang stehend identifizierten Biomarker die Entwicklung personalisierter Impfungen gegen Influenza ermöglichen werden – zum Beispiel mit höher dosierten Vakzinen, wiederholten Impfungen oder mit Impfstoffen, die zur Verstärkung der Reaktion ein Adjuvanz enthalten. Diese Biomarker würden auch die Kosten für ein Screening auf das Impfstoffansprechen reduzieren und den Schutz durch die Impfung verstärken. Die Forschenden sind der Ansicht, dass ihre Forschungsergebnisse zur Entwicklung individuell angepasster Impfschemata führen können. „Wir testen nun ein Molekül, das möglicherweise als prädiktiver Biomarker dienen könnte, aber auch als Modulator des Impfansprechens. Wir untersuchen außerdem die Möglichkeit einer Entwicklung eines Produktes wie einem diagnostischen Test auf der Grundlage unserer Erkenntnisse.“
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