Neue Einblicke in den Energiehaushalt von Nervenzellen des Gehirns12. Mai 2025 Mithilfe hochauflösender Fluoreszenz-Mikroskopie konnten die Forschenden live beobachten, wie sich der ATP-Gehalt in einzelnen Nervenzellen während Depolarisationswellen verändert. (Symbolbild) | (Quelle: Foto: Colourbox) Ein Forschungsteam am Carl-Ludwig-Institut für Physiologie der Universität Leipzig hat erstmals gezeigt, wie sich der Energiegehalt einzelner Nervenzellen im Gehirn während Depolarisationswellen verändert. Die Ergebnisse liefern wichtige Grundlagen für das Verständnis des Energiestoffwechsels bei akuter Mangeldurchblutung, wie sie etwa beim Schlaganfall auftritt. Adenosintriphosphat, kurz ATP, ist der zentrale Energieträger in Nervenzellen. In der aktuellen Studie nutzten Wissenschaftler des Carl-Ludwig-Instituts für Physiologie eine eigens entwickelte Mauslinie, deren Nervenzellen im Gehirn ein fluoreszierendes Sensorprotein produzieren. Die Nervenzellen zeigten dadurch, wieviel Energie sie gerade zur Verfügung haben. Mithilfe hochauflösender Fluoreszenz-Mikroskopie konnten die Forschenden live beobachten, wie sich der ATP-Gehalt in einzelnen Nervenzellen während Depolarisationswellen verändert. Die Depolarisationswellen im Gehirn, bei der sich die Nervenzellen ähnlich wie bei einem Kurzschluss nacheinander entladen, werden mit einem fortschreitenden Gewebeschaden beim Schlaganfall in Verbindung gebracht. Bisher gab es keine Studien dazu, wie sich der zentrale Energieträger ATP in individuellen Nervenzellen während dieser Depolarisationswellen verändert. Dargestellt sind farbkodierte Signale des ATP-Sensors‚ den die Nervenzellen der Mäuse exprimieren. Die Bilder zeigen in zeitlicher Folge den ATP-Abfall im Zuge einer Depolarisationswelle ausgelöst durch Sauerstoff- (O2) und Glukose-Deprivation (OGD). (Quelle: © Dr. Karl Schoknecht) „Unsere Studie liefert erstmals hochauflösende Einblicke, wie und wann Nervenzellen im Gehirn bei akuter Mangelversorgung, wie bei einem Schlaganfall, ihre Energiereserven verlieren“, erklärt Dr. Karl Schoknecht vom Carl-Ludwig-Institut für Physiologie, Erstautor der Studie. „Interessanterweise erschöpfen sich die Energiereserven nicht gleichmäßig, sondern im Zuge der Depolarisationswellen. Das Modell soll in weiteren Projekten genutzt werden, um therapeutische Ansätze bei Schlaganfällen zu testen, die den massiven Energieverlust bei Depolarisationswellen verhindern sollen“, berichtet der Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät. Die Untersuchungen in der aktuellen Studie zeigen: Schon im gesunden Gewebe führen diese Wellen zu einem kurzfristigen Abfall des ATP-Gehalts. Besonders deutlich wurde der Effekt der Depolarisationswellen unter Bedingungen von Energiemangel – wie sie beim Schlaganfall herrschen. Hier beschleunigten sie den ATP-Abfall massiv, sodass sich die Energiereserven der Nervenzellen erschöpften. Selbst nach dem Auftreten von Depolarisationswellen sind Nervenzellen grundsätzlich noch in der Lage, ihre ATP-Reserven wieder aufzufüllen, sofern ihnen erneut Glukose und Sauerstoff zugeführt werden. Der Zusammenbruch des Energiestoffwechsels ist also prinzipiell noch umkehrbar. Für die Untersuchungen simulierte das Team Schlaganfall-ähnliche Bedingungen, indem sie Glukose und Sauerstoff in der Nährlösung entfernten. Parallel wurden die Depolarisationswellen mit elektrophysiologischen Methoden erfasst. Den Forschenden zufolge sind die Ergebnisse grundlagenwissenschaftlicher Natur.
Mehr erfahren zu: "Forscher wollen Ependymome mit CAR-T-Zellen bekämpfen" Forscher wollen Ependymome mit CAR-T-Zellen bekämpfen Für die Entwicklung einer neuartigen Immuntherapie beim Ependymom erhalten das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg, das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Medizinische Fakultät Heidelberg eine Förderung in Höhe von 1,5 Millionen Britischen Pfund (GBP) […]
Mehr erfahren zu: "Während der Schwangerschaft: Probleme bei der Emotionsregulation können frühes Warnsignal für Depression sein" Während der Schwangerschaft: Probleme bei der Emotionsregulation können frühes Warnsignal für Depression sein Eine Studie des Universitätsklinikums Tübingen belegt erstmals, dass Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation bereits während der Schwangerschaft auf ein erhöhtes Risiko für depressive Symptome hinweisen können.
Mehr erfahren zu: "CTE und Alzheimer: Gemeinsame genetische Mechanismen aufgedeckt" CTE und Alzheimer: Gemeinsame genetische Mechanismen aufgedeckt Neue Forschung zeigt, dass Patienten mit chronisch-traumatischer Enzephalopathie (CTE) und Alzheimer ähnliche DNA-Schäden aufweisen. Mithilfe von Einzelzell-Genomsequenzierung identifizierten Forschende somatische Mutationen in CTE-Gehirnen, die über die Folgen wiederholter Kopfverletzungen hinausgehen. […]