Neue Einsichten in den programmierten Zelltod: Grundlagen für neue Therapien 

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Der Forschungsbereich Translationale Entzündungsforschung an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat 2021 zwei neue Übersichtsarbeiten veröffentlicht und liefert damit wichtige Erkenntnisse zur Apoptose. 

In den vergangenen Jahren konnte die Forschungsgruppe von Prof. Inna N. Lavrik unter anderem Forschungsergebnisse zum Verständnis der Regulation des Rezeptors CD95/Fas im Signalweg des programmierten Zelltods gewinnen. Dieser Rezeptor löst den zellulären Selbstmord aus.

Die erste Publikation befasst sich mit Mutationen von CD95 bei dem Autoimmun-Lymphoproliferative Syndrom (ALPS), einer seltenen angeborenen Krankheit, bei der das Abwehrsystem fehlgesteuert und die Anzahl der Lymphozyten erhöht ist. Dabei wurden Mutationen von CD95, sowie deren Einfluss auf die strukturellen Aspekte thematisiert und diskutiert. Die zweite Übersichtsarbeit thematisiert die Rolle des Proteins c-FLIP, welches den programmierten Zelltod in Krebszellen reguliert. Dieses Protein ist in Krebszellen in höheren Mengen als in gesunden Zellen vorhanden, was zur Hemmung des programmierten Zelltods führen kann. In dieser Publikation wurden hoch moderne Ansätze präsentiert, wie c-FLIP durch niedermolekulare Verbindungen (sogenannten small molecules), sowie miRNAs oder Histon-Deacetylase (HDAC) Inhibitoren gehemmt werden kann, um Krebszellen effizienter zu töten.

Inna Lavrik, Leiterin der Arbeitsgruppe Translationale Entzündungsforschung an der Universitätsmedizin Magdeburg. (Foto: © privat)

Lavrik erklärt: „Das Verständnis der dreidimensionalen Struktur von Schlüssel-Proteinen innerhalb des programmierten Zelltods wie CD95 und c-FLIP eröffnet neue Wege für die Entwicklung innovativer therapeutischer Strategien. In dieser Hinsicht stellen die neuen Technologien der Strukturmodellierung und des rationalen strukturbasierten Wirkstoffdesigns einen enormen Vorteil dar. Diese Methoden ermöglichen die Entwicklung von 3-D-Strukturmodellen und somit Vorhersagen über molekulare Wechselwirkungen innerhalb von Proteinkomplexen. CD95 und c-FLIP übernehmen eine zentrale Rolle bei Entzündungs- und Krebserkrankungen, weshalb die Analyse ihrer molekularen Mechanismen unter strukturellen Gesichtspunkten neue Perspektiven zur Entwicklung therapeutischer Medikamente eröffnet.“