Neue Empfehlungen: Individualisierte Vorsorge durch KI-gestützte Herzdiagnostik29. August 2025 KI-generiertes Bild: (©Papukos/stock.adobe.com) Neue Empfehlungen zielen darauf ab, die medikamentöse Behandlung von Atherosklerose zu verbessern. Helfen soll dabei erstmals eine Künstliche Intelligenz (KI), welche die Auswertung von koronaren CT-Aufnahmen verbessert – und so eine individuellere und wirksamere Therapie ermöglicht. Jedes Jahr bekommen in Europa mehr als zwei Millionen Menschen mit Brustschmerzen eine koronare Computertomographie(CT)-Angiographie. Bisher gab es jedoch keine klaren Empfehlungen, wie genau die Ergebnisse dieser Untersuchungen für eine passgenaue medikamentöse Behandlung genutzt werden sollten. Eine internationale Gruppe führender Herzspezialisten hat nun neue Empfehlungen zur individualisierten medikamentösen Behandlung von Atherosklerose im Fachmagazin „Nature Reviews Cardiology“ veröffentlicht. Die Leitung hatten Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin inne, unterstützt wurden sie durch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) mit finanzieller Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Erstautoren sind die zwei Doktoranden Kenrick Schulze und Anne-Marieke Stantien aus dem Graduiertenkolleg BIOQIC. Künstliche Intelligenz für die Plaquebewertung aus CT-Bildern Laut den Experten kann KI dabei helfen atherosklerotische Plaques präziser zu bewerten, sodass die Ergebnisse für individualisierte Behandlungsempfehlungen genutzt werden können. In ihrem Konsensus-Statement fordern sie einen Paradigmenwechsel hin zu einer individualisierten Behandlung, um schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen gezielter vorzubeugen. Die Forschenden der Quantitative Cardiovascular Imaging (QCI) Study Group empfehlen, CT-Daten mithilfe von KI auszuwerten, um das Risiko für Herzinfarkte besser einschätzen zu können. Dabei wird die Plaquemenge im Vergleich zu alters- und geschlechtsspezifischen Durchschnittswerten mithilfe großer Datenmengen schnell und präzise eingeordnet. Frühzeitig behandeln, gezielt vorbeugen „Wenn Ablagerungen in der CT sichtbar sind, sollte das ein Zeichen sein, mit einer medikamentösen Behandlung in Ergänzung zur Lebensstiloptimierung zu beginnen“, erklärt Prof. Marc Dewey von der Charité, Koordinator der QCI-Gruppe. „Liegt die Plaquemenge deutlich über einem bestimmten alters- und geschlechtsspezifischen Wert, rät die interdisziplinäre Gruppe zu einer intensiveren medikamentösen Therapie.“ Eine solche Therapie kann etwa bedeuten, dass cholesterinsenkende Medikamente wie Statine höher dosiert oder mit weiteren Wirkstoffen kombiniert werden. Die Abbildung (©Nat Rev Cardiol 2025) zeigt den Paradigmenwechsel hin zu individualisierten Behandlungsempfehlungen auf der Grundlage einer durch künstliche Intelligenz unterstützten Bewertung von atherosklerotischen Plaques in der Computertomographie (CT). Ein neuer Weg zu personalisierter Medizin Die Empfehlungen basieren auf einem mehrstufigen Expertenverfahren und auf den Daten großer Studien. Sie markieren einen Paradigmenwechsel in der Herzmedizin: Weg von der pauschalen Behandlung nach allgemeinen Risikofaktoren – hin zu individuellen Entscheidungen basierend auf den tatsächlichen Veränderungen in den Gefäßen. „Diese Erkenntnisse helfen uns, gefährdete Patienten früher und gezielter zu behandeln – und andere vor unnötiger Therapie zu bewahren“, sagt Dewey. Der nächste Schritt ist nun, die Wirksamkeit der KI-gestützten Behandlungsstrategie in großen randomisierten klinischen Studien von CT mit KI im Vergleich zu CT ohne KI zu testen.
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