Neue Erhebungsinstrumente zur gezielten Lehr-Lern-Forschung bei Studierenden12. September 2024 Foto: © Thomas Suchanek/ Vetmeduni In zwei Studien unter Leitung der Vetmeduni Wien wurden neue Erhebungsinstrumente entwickelt und validiert, mit denen sich das Lernen von Studierenden am Arbeitsplatz im Rahmen einer gesundheitswissenschaftlichen Ausbildung messen lässt. Die vorgelegten Ergebnisse bieten auch eine wesentliche Entscheidungshilfe, ob in künftigen Studien Skalen oder Einzelitems verwendet werden sollen. Durch die Anwendung dieser neuen Erkenntnisse können Forscher bei der Datenerhebung zum Lernen am studentischen Arbeitsplatz gezielter vorgehen, mehr Konstrukte einbeziehen und dadurch neue, innovative Ansätze für die Lehre entwickeln. Das selbstregulierte Lernen (SRL, self-regulated learning) ist während der Studienzeit und in der Erwachsenen- und Weiterbildung ein wichtiger Erfolgsfaktor – auch in den Gesundheitswissenschaften. Die bildungspsychologische Forschung berücksichtigt dabei verschiedene Komponenten des selbstgesteuerten Lernens am Arbeitsplatz, darunter Kognition, Motivation, Emotionen und Kontext sowie deren jeweilige Metaebene. Multivariate Längsschnitt- und Tagebuchstudien in diesem Bereich können Teilprozesse des Lernens am Arbeitsplatz aufdecken und zu einem besseren Verständnis beitragen. Diese Art von Studien benötigen Kurzskalen oder gar nur ein einziges Item pro Konstrukt, um die Teilnehmenden nicht zu überlasten. Einfachere Instrumente mit kürzerer Dauer sind insbesondere auch im Arbeitskontext, wo das Stresslevel häufig hoch ist, erforderlich. In der nun veröffentlichten, von der Vetmeduni geleiteten Studie wurden die psychometrischen Eigenschaften sowohl von Kurzskalen als auch von Einzelitems zur Messung verschiedener Aspekte des Lernens am Arbeitsplatz bewertet. Entwicklung von 31 Kurzskalen und 33 Einzelitems zum Lernen am Arbeitsplatz In einem ersten Schritt wurde das Workplace Learning Inventory (WLI) in Health Sciences Education entwickelt. Dieses WLI wurde im Jahr 2023 in der von Evelyn Steinberg, Leiterin des Projektteams „Selbstreguliertes Lernen in der medizinischen Ausbildung“ an der Vetmeduni, geleiteten Studie „Development and validation of the Workplace Learning Inventory in Health Sciences Education: a multimethod study“ erstmals vorgestellt. Dabei identifizierten die Forscher Aspekte, die für die verschiedenen Komponenten des Lernens von Studierenden am Arbeitsplatz relevant sind, und entwickelten entsprechende Kurzskalen. Daraus entstand der WLI, der 31 Skalen mit jeweils drei bis sechs Items umfasst. Forscher, die das Lernen am Arbeitsplatz untersuchen, können hieraus genau jene Skalen auswählen, die für ihre Forschungsfragen relevant sind. Für die zweite Studie untersuchten die Forscher 29 ausgewählte WLI-Einzelitems auf Reliabilität, Informationswiedergabe und Beziehungen innerhalb des nomologischen Netzwerks. Die Autoren analysierten zusätzlich die Beziehungen von vier allgemein formulierten Einzelitems zu den vollständigen Skalen des Workplace Learning Inventory und zu externen Kriterien innerhalb des nomologischen Netzwerks. Teilnehmende waren 214 Studierende der Veterinärmedizin im neunten oder zehnten Semester in Österreich (Veterinärmedizinische Universität Wien) und Deutschland (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover), die im Wintersemester 2021/2022 an unterschiedlichen Arbeitsplätzen lernten. Neue Erkenntnisse zur Weiterentwicklung von Lehre, Lernen und deren Messung „Von den 29 Einzelitems, die aus bestehenden Skalen ausgewählt wurden, wiesen 27 eine ausreichende Reliabilität auf. Allerdings waren die Ergebnisse hinsichtlich der Validität heterogen. Obwohl die Beziehungen der Items innerhalb des nomologischen Netzes denen der vollständigen Skalen ähnelten, war die Informationswiedergabe bei den meisten Items eingeschränkt“, erklärt Studien-Erstautorin Evelyn Steinberg. Die vier allgemeinen Einzelitems zeigten eine akzeptable Validität, wobei die Reliabilität aber nicht bewertet werden konnte. Somit eigenen sich die Einzelitems in wissenschaftlichen Studien eher für die Erhebung von Kovariaten. Sie können aber auch für Screenings oder im Bereich der Learning Analytics eingesetzt werden. Steinberg weiter: „Die Ergebnisse geben Forscherinnen und Forschern in der gesundheitswissenschaftlichen Ausbildung wichtige Anhaltspunkte für die Entscheidung zwischen der Verwendung vollständiger Skalen und einzelner Items. Die vorliegenden Studien unterstützen die weitere Untersuchung des selbstregulierten Lernens von Studierenden der Gesundheitswissenschaften am Arbeitsplatz.“
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