Neue globale Gefährdungseinschätzung der Amphibien ist alarmierend19. Oktober 2023 Boophis viridis (“Least Conern”) ist eine von rund 100 Froscharten, die in den Regenwäldern um den Ort Andasibe im Osten Madagaskars leben, einem Hotspot der Amphibienforschung. Foto: © Frank Glaw/ SNSB Ein internationales Forscherteam hat die Gefährdung von mehr als 8.000 Amphibienarten untersucht. Koautor und SNSB-Zoologe Frank Glaw hat bei der Bewertung der Amphibien Madagaskars mitgearbeitet, wo fast 5% der weltweiten Amphibienarten leben. Die Zerstörung von Lebensräumen und neuartige Krankheiten sind gut belegte Ursachen für den weltweiten Rückgang der Amphibien, die zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen zählen. Nach der neuen Studie, die von der „Amphibian Red List Authority” der IUCN (International Union for Conservation of Nature) koordiniert und von der Naturschutzorganisation Re:wild gemanagt wurde, entwickelt sich aber auch der Klimawandel immer mehr zu einer großen Bedrohung für Frösche, Salamander und Blindwühlen. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Die Arbeit bewertet das Aussterberisiko von mehr als 8.000 Amphibienarten aus aller Welt und kommt zu dem Ergebnis, dass rund 41% vom Aussterben bedroht sind. Zum Vergleich: Bei den Säugetieren sind es 26,5 %, bei den Reptilien 21,4 % und bei den Vögeln 12,9 %. Der Gefährdungsstatus von Aglyptodactylus laticeps hat sich von “Endangered” auf “Vulnerable” verbessert. Foto: © Frank Glaw/ SNSB „Der Schutz und die Wiederherstellung der Wälder ist nicht nur für den Erhalt der biologischen Vielfalt, sondern auch für die Bekämpfung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung”, sagte Jennifer Luedtke Swandby, Koordinatorin der Red List Authority der IUCN SSC Amphibian Specialist Group und Erstautorin der Studie. „Die Zerstörung und Verschlechterung von Lebensräumen durch die Landwirtschaft wie Ackerbau, Viehhaltung und Waldbau, die Entwicklung von Infrastruktur und anderer Industriezweige bleibt nach wie vor die häufigste Bedrohung und betrifft 93 % aller bedrohten Amphibienarten. Ein erweiterter Schutz der Lebensräume der Tiere und ihrer Verbindungskorridore, besonders in den Hotspots der Artenvielfalt, wird weiterhin von entscheidender Bedeutung sein.” Klimawandel und Abholzung werden immer stärker zur Gefährdung der Biodiversität beitragen Diese Einschätzung teilt auch Frank Glaw, Kurator für Amphibien und Reptilien an der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM), der seit mehr als 30 Jahren die Frösche von Madagaskar erforscht. „Der fortschreitende Klimawandel wird in Zukunft wohl immer stärker zur Gefährdung der Biodiversität beitragen. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die andauernde Lebensraumzerstörung in Madagaskar und anderen Ländern noch immer bei weitem die größte Bedrohung für die Artenvielfalt darstellt. Wenn es nicht gelingt, einen erheblichen Teil der verbliebenen Regenwälder und Trockenwaldgebiete zu erhalten, könnten viele Spezies bereits ausgestorben sein, bevor die Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt deutlich spürbar werden.” Fast 5% der weltweiten Amphibienfauna (derzeit 418 bekannte Arten) lebt ausschließlich auf Madagaskar und viele weitere bereits entdeckte Arten warten dort noch auf ihre wissenschaftliche Erstbeschreibung. Erst nach der taxonomischen Namensgebung kann auch eine Gefährdungseinstufung dieser Arten in der Roten Liste der IUCN erfolgen. An der Studie waren über 100 WissenschaftlerInnen aus aller Welt beteiligt. Über viele Jahre lange erforschten die ExpertInnen den Gefährdungsstatus der Amphibien auf allen Kontinenten der Erde. Die nun in der Fachzeitschrift Nature erschienene Publikation stellt eine Aktualisierung der ersten globalen Gefährdungseinschätzung der Amphibien aus dem Jahr 2004 dar.
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