Neue Guidelines für die Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren

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ExpertInnen der führenden onkologischen Gesellschaften haben neue, weltweite Guidelines und Standards für die Behandlung schwerwiegender Komplikationen bei Hirntumoren verfasst.

Das Gehirn kann von einer Vielzahl verschiedener Tumorarten betroffen sein, die zu schwerwiegenden Komplikationen wie epileptischen Anfällen, Hirnschwellungen oder Blutungen und Thrombosen führen können. Bisher fehlten einheitliche Standards zur Diagnostik und Therapie dieser häufigen Beschwerdebilder.

Nun hat ein internationales ForscherInnen-Team, bestehend aus ExpertInnen der führenden onkologischen Gesellschaften ESMO (European Society for Medical Oncology) und EANO (European Association of Neuro-Oncology) neue, weltweite Guidelines und Standards für die Behandlung dieser Komplikationen verfasst, die in den „Annals of Oncology“ erschienen sind. Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie (Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien) hat diese internationale Leitlinie als EANO-Präsident initiiert und als Letztautor federführend koordiniert.

„Rund 18 Millionen Menschen weltweit erkranken jährlich an Krebs, bei jedem bzw. jeder zweiten Betroffenen mit fortgeschrittenen Tumoren kommt es, insbesondere bei Lungen-, Brust- oder Hautkrebs, zu Absiedelungen ins Gehirn. Durch die Breite dieses Feldes sind die neuen Richtlinien von immenser Bedeutung“, erklärt Preusser. „Daher haben sich auch die beiden größten Gesellschaften zusammengetan, um einheitliche Standards zu erarbeiten.“

Mit Hilfe von Algorithmen und zahlreichen Abbildungen wurde ein Referenzwerk zum Nachschlagen geschaffen, um es zu ermöglichen, dass PatientInnen auf der ganzen Welt dieselbe, hochqualitative Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren erhalten.

Fragestellungen wie „wie reagiert man bei Schwellungen des Gehirns?“ oder „was ist bei einem epileptischen Anfall oder bei neurokognitiven Einschränkungen zu tun?“ werden von den interdisziplinär zusammengesetzten AutorInnengruppe bis ins Detail behandelt.

„Diese von uns nun erstellten Guidelines sollen durch die Möglichkeit, diese überall auf der Welt anwenden und umsetzen zu können, zu einer deutlichen Steigerung der PatientInnensicherheit führen“, betont Preusser, der gleichzeitig als Co-Autor auch an einer Leitlinie zur richtigen Behandlung von Gliomen (spezielle Hirntumoren des Zentralnervensystems) mitgearbeitet hat, welche im Journal „Nature Reviews Clinical Oncology“ veröffentlicht wurde.

Publikation: P. Roth1, A. Pace2, E. Le Rhun3-6, M. Weller1, C. Ay7, E. Cohen-Jonathan Moyal8,9, M. Coomans10, R. Giusti11, K. Jordan12, R. Nishikawa13, F. Winkler14-16, J.T. Hong17, R. Ruda18, S. Villà19, M.J.B. Taphoorn10,20, W. Wick14 & M. Preusser21, on behalf of the EANO Executive Board* and ESMO Guidelines Committee. Neurological and vascular complications of primary and secondary brain tumours: EANO-ESMO Clinical Practice Guidelines for prophylaxis, diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol 24.11.2020 doi.org/10.1016/j.annonc.2020.11.003