Neue Messmethode zur Bestimmung von 57 oralen Antitumorwirkstoffen in Blutplasma24. August 2022 Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der FAU. (Foto: © Jörg König) Mittlerweile gibt es eine Vielzahl neuer oraler Tumormedikamente auf dem Markt. Dies hat die Behandlung von Krebserkrankungen erheblich verbessert. Da Patienten aber individuell auf die Dosierung reagieren, teils mit schweren Nebenwirkungen, ist es wichtig, die Konzentration dieser Wirkstoffe im Blut zu kennen. Gefördert von der Wilhelm Sander-Stiftung ist es Forschenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) nun gelungen, eine einzige Messmethode für die Bestimmung von 57 Tumormedikamente zu entwickeln. Bisher waren dafür viele verschiedene Methoden nötig. In Deutschland ist bei etwa 25 Prozent aller Todesfälle eine Krebserkrankung die Ursache. Fortschritte in der Therapie haben in den vergangenen Jahrzehnten sowohl die Dauer des Überlebens, als auch die Lebensqualität der Patienten stark verbessert. Speziell die orale Tumortherapie gewinnt seit mehr als 20 Jahren zunehmend an Bedeutung: Seit 2001 wurden mehr als 80 Wirkstoffe auf diesem Gebiet neu zugelassen. Martin F. Fromm, Lehrstuhlinhaber für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie, Direktor, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie. (Foto: © Martin F. Fromm) Trotz erheblicher Vorteile für Patienten sowie Behandlungsteams, können orale Tumortherapeutika teils schwere Nebenwirkungen verursachen. In manchen Fällen spricht die Krebserkrankung auch nicht auf die Therapie an. Eine der Ursachen ist die Dosierung: Zum Großteil werden orale Tumortherapeutika zulassungsbedingt in Standarddosierungen verabreicht, die individuelle Patientencharakteristika nur unzureichend berücksichtigen. Zudem werden viele Wirkstoffe – beispielsweise abhängig vom Abstand zu den Mahlzeiten oder durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten – sehr unterschiedlich aufgenommen oder vom Stoffwechsel verarbeitet. Die Konsequenz: Trotz identischer Dosierungen variiert die Konzentration der Wirkstoffe im Blut von Patient zu Patient, was den Erfolg der Therapie beeinflussen kann. Zumeist ist nicht bekannt, wo das optimale Dosisfenster liegt, um für möglichst viele Patienten eine Konzentration im Blut zu erreichen, die die beste Balance zwischen erwünschten und unerwünschten Wirkungen bietet. Dies ist nur für einen sehr kleinen Teil der oralen Tumortherapeutika hinreichend untersucht. Um diese Wissenslücke der optimalen Blutkonzentration zu schließen, fehlten bisher Methoden, mit der die Vielfalt der Wirkstoffe in Blutproben gemessen und quantifiziert werden kann. Meist ist ein erheblicher apparativer Aufwand nötig, um unterschiedliche Wirkstoffe zu erfassen, die häufig an Comprehensive Cancer Centers oder in onkologischen Schwerpunktpraxen eingesetzt werden. Deshalb fokussieren sich Studien, die sich mit der Optimierung der Dosierung oder der Konzentration im Blut beschäftigen, in der Regel nur auf wenige Wirkstoffe. Ein FAU-Forschungsteam konnte nun eine Methode entwickeln, mit der gleichzeitig 57 häufig eingesetzte orale Tumorwirkstoffe mit nur einem einzigen apparativen Aufbau zuverlässig im Blut quantifiziert werden können. Dies deckt die Bandbreite der zugelassenen Wirkstoffe um ein Vielfaches besser ab als bisherige Methoden. Darüber hinaus lässt sich die Methode leicht um neu zugelassene Wirkstoffe erweitern. Zukünftige Studien, die zur Verbesserung des Therapieerfolges und der Arzneimitteltherapiesicherheit die individuellen Konzentrationen der oralen Antitumortherapeutika im Blut mitberücksichtigen, können dank der neu entwickelten Methode nun deutlich einfacher durchgeführt werden. Durch die Möglichkeit, 57 verschiedene orale Antitumorwirkstoffe zu vermessen, kann in Zukunft ein wesentlich breiteres Spektrum an Patient:innen sowie Krebserkrankungen in solchen Studien berücksichtigt werden. Die Methode bildet somit einen wichtigen Baustein, um die Arzneimitteltherapiesicherheit für Krebspatient:innen zu erhöhen. Die Wilhelm Sander-Stiftung hat das Forschungsprojekt mit insgesamt rund 115.000 Euro über 24 Monate unterstützt.
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