Neue Möglichkeiten und Maßstäbe für die Weiterbildung23. Oktober 2024 Stephan Reppenhagen (Foto: hr) Weiterbildung stößt in Kliniken und Praxen ressourcenbedingt immer mehr an die Grenzen. Der Einsatz neuer technischer Hilfsmittel könnte diese aber in der Zukunft erleichtern. Weiterbildung ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, die Weiterzubildenden und Weiterbildner, sowohl ambulant als auch stationär. Doch die Probleme in der Weiterbildung sind laut Dr. Stephan Reppenhagen, Oberarzt an der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus in Würzburg, eklatant. Begrenzung der Arbeitszeit, ökonomischer Druck, Spezialisierung, Ambulantisierung und Regulierung sowie der Aderlass an kompetenten Ausbildern, die die Kliniken verlassen, sind schlechte Bedingungen für eine Ausbildung im OP und sorgen für Frust unter den Weiterzubildenden, erläuterte der leitende Arzt mit dem Schwerpunkt Sportorthopädie und arthroskopische Operationen in einer vom Referat Weiterbildung des Jungen Forum O&U organisierten Session auf dem DKOU 2024. „Sie kennen alle die Sprüche wie ‚Assistenten müssen frustriert sein, sonst sind sie nicht ambitioniert‘ oder von Diamanten, die geschliffen werden müssten, so Reppenhagen, das aber könne heute nicht mehr der Maßstab der Weiterbildung sein. Von Simulatoren, Virtual Reality und Künstlicher Intelligenz Doch wie diesem Dilemma entgegentreten? Der Referent stellte neue Techniken vor, die dabei helfen könnten, zukünftig die chirurgische Ausbildung des Nachwuchses unter den aktuell schlechten Bedingungen zu verbessern. So bilden Simulatoren OP-Prozesse wirklichkeitstreu im Modell nach. „Sie sind schon lange auf dem Markt und erleichtern das Erlernen von Grundlagentechniken etwa in der Arthroskopie“, so der Weiterbildner. Kurse mit Praxis- und Theorieeinheiten ermöglichten hier eine qualitätsvolle Ausbildung, die etwa mit dem DAS-Score messbar sei. Eine Auswertung habe aber gezeigt, dass ein mehr an Erfahrung in der Arthroskopie nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führe, während Einsteiger zum Teil sehr schnell diese Ziele erreichten. „Manche müssen eben einfach mehr üben, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen“, so Reppenhagen. Die Vorteile dieser Weiterbildungstechnik seien jedoch offensichtlich, denn die Testperson ist die einzige Variable, die eine objektive Beurteilung ermöglicht. Virtual Reality (VR) erschafft eine cumputergenerierte Wirklichkeit mit 3-D-Bild und Ton. „Auch auf dem DKOU ist dieses prozesshafte Lernen in virtueller Umgebung immer sichtbarer“, so Reppenhagen und stelle einen wahren Fortschritt dar. Augmented Reality (AR), bei der digitale Inhalte in die reale Welt projiziert werden, „steckt hingegen noch in den Kinderschuhen und muss weiterentwickelt werden“, so der Experte, dem zufolge die Verschmelzung von Realität und Virtualität aber ein großes Potenzial für die Weiterbildung birgt. Künstliche Intelligenz (KI) schließlich kann Informationen und Daten um ein Vielfaches schneller erkennen und sortieren als der Mensch dazu in der Lage ist. „KI ist circa vier Millionen mal schneller“, konstatierte Reppenhagen. Dies schaffe nicht nur Vorteile bei der Bild- und Datenverarbeitung oder im OP-Saal bei Navigation und roboterassistierter Chirurgie sondern auch in der Aus- und Weiterbildung. „KI schafft nicht nur neue methodische und organisatorische Ansätze in der Schnittstelle zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung über e-Learning oder Chatbots. Sie kann auch Nutzergewohnheiten und Präferenzen analysieren und liefert somit personalisierte digitale Lerninhalte“, erläuterte der Mediziner. Nicht zuletzt könne KI die Effizienz des Lernfortschritt steigern. Reppenhagen zeigte sich überzeugt davon, dass Simulation, VR und KI die Weiterbildung zukünftig beeinflussen werden, da deren zeitliche Unabhängigkeit und Verfügbarkeit von Vorteil ist. „Bei alledem wird aber auch der OP-Saal in der orthopädisch-chirurgischen Ausbildung ein zentraler Bestandteil bleiben“, betonte Reppenhagen. Abschließend plädierte er dafür, dass die Effekte auf die Weiterbildung durch diese neuen Technikhilfen stärker untersucht werden sollten als dies bisher geschehen ist. (hr)
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