Neue S2k-Leitlinie Transthorakale Echokardiographie veröffentlicht

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Häufig genutzt, bislang aber nicht standardisiert: Das soll sich mit der jüngst veröffentlichten S2k-Leitlinie zur Transthorakalen Echokardiographie ändern.

Ob in der Notaufnahme, im Operationssaal oder auf der Intensivstation – die transthorakale Echokardiographie (TTE) ist heute das am häufigsten eingesetzte nicht invasive Verfahren zur Beurteilung von Herzstruktur und -funktion. Doch bislang fehlten verbindliche Standards zur Durchführung und Auswertung dieser zentralen Methode.

Eine neue S2k-Leitlinie, die unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) entstanden ist, definiert nun zentrale Standards. Darin sind erstmals strukturierte Abläufe, Mindestanforderungen und Qualitätskriterien für die TTE beschrieben.

Klare Standards für belastbare Ergebnisse

„Der Herzultraschall ist ein zentrales Werkzeug der Inneren Medizin, das schnelle, belastbare und klinisch relevante Aussagen ermöglicht – vorausgesetzt, er wird korrekt durchgeführt“, erklärt DEGUM-Experte PD Dr. Jan Knierim, Koordinator der Leitlinie und Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie am Sana Paulinenkrankenhaus Berlin. Damit die TTE ihr volles Potenzial entfalten könne, braucht es daher qualifizierte Untersuchende und klare Standards.

Die Leitlinie beschreibt detailliert, welche Schnittbilder bei einer vollständigen TTE zu erheben sind – etwa zur Beurteilung von Kammergrößen, Klappenfunktion, systolischer und diastolischer Herzleistung oder des Herzbeutels. Auch zur Geräteeinstellung, Bildvermessung und Befunderstellung gibt sie konkrete Empfehlungen.

Herzultraschall kann in Notfallsituationen Leben retten

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der fokussierten Echokardiographie, die in Notfallsituationen – wie Reanimationen oder akuter Kreislaufinstabilität – entscheidend sein kann. „In kritischen Situationen lassen sich mit gezieltem Herzultraschall zentrale Fragen klären, etwa ob sich ein Herzbeutel mit Flüssigkeit gefüllt hat – also ein Perikarderguss vorliegt – oder ob eine relevante Pumpfunktionsstörung besteht“, so Knierim.

„Die neue Leitlinie stellt sicher, dass solche Untersuchungen strukturiert und qualitätsgesichert erfolgen – auch unter Zeitdruck.“ Die fokussierte Echokardiographie ersetzt dabei nicht die vollständige Untersuchung, sondern dient als rasche Ersteinschätzung mit unmittelbarer therapeutischer Relevanz.

Ausbildung stärken – Qualität sichern

Da die Aussagekraft des Ultraschalls maßgeblich von der Expertise der untersuchenden Person abhängt, versteht sich die Leitlinie zugleich als Instrument zur Förderung von Aus-, Fort- und Weiterbildung. „Ein fundierter Umgang mit dem Herzultraschall gehört heute zur Basiskompetenz vieler internistischer, kardiologischer und intensivmedizinischer Fachbereiche – die neue Leitlinie schafft hier erstmals eine einheitliche Grundlage“, betont Knierim. „Nur wenn Bilder und Messungen nach klaren Kriterien durchgeführt werden, sind Ergebnisse vergleichbar – und damit verlässlich genug, um die bestmögliche Behandlung einzuleiten.“

Die neue Leitlinie Transthorakale Echokardiographie stellt aus Sicht der Verfasser einen wichtigen Fortschritt für die Herzmedizin dar. „Einheitliche Standards schaffen Vertrauen, verbessern die Qualität der Diagnostik und ermöglichen eine noch gezieltere Therapieentscheidung“, heißt es von der DEGUM. Gerade ältere Patientinnen und Patienten würden von dieser Qualitätssteigerung profitieren, da ihre häufig komplexen Herz-Kreislauf-Erkrankungen so schneller und sicherer erkannt und behandelt werden könnten.