Neue Ultraschall-Methode gewährt detaillierte Einblicke ins Gehirn von Neugeborenen25. November 2024 Die Fontanelle gewährt Forschenden Einblick ins Gehirn. (Foto: © demphoto – stock.adobe.com) Neuartige Hochgeschwindigkeits-Ultraschallgeräte erlauben in Kombination mit einer KI-gestützten Bildanalyse hoch aufgelöste Einblicke ins Säuglings-Gehirn. Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wollen diese Methode weiterentwickeln und mögliche Einsatzgebiete untersuchen. Manche Säuglinge erleiden während oder direkt nach der Geburt einen Schlaganfall. Die Diagnose erfolgt bislang meist mit einem Magnetresonanz-Tomographen (MRT). Doch die MRT-Untersuchung von Neugeborenen ist besonders herausfordernd; zudem verfügen nicht alle Krankenhäuser über ein derartiges Gerät. Die neue Ultraschall-Technologie könnte sich den Forschenden zufolge zumindest für eine erste schnelle Abklärung eignen und damit auch die Einleitung einer passenden Therapie beschleunigen. „Die Fontanelle erlaubt es uns, das Gehirn von Säuglingen per Ultraschall zu untersuchen“, erklärt PD Dr. Dr. Adrian Regensburger, Oberarzt in der Kinder- und Jugendklinik am Uniklinikum Erlangen. „Bei Erwachsenen lässt sich dagegen per Ultraschall nur sehr wenig erkennen, weil der Schädel das Gehirn abschirmt.“ Doch auch bei Säuglingen bilden normale Ultraschall-Geräte die Gefäße im Gehirn oft nicht genau genug ab, als dass die Bilder sich zur Schlaganfall-Diagnose eignen würden. Regensburger untersucht daher zusammen mit seinen Kollegen PD Dr. Dr. Ferdinand Knieling und Dr. Gregor Hanslik, ebenfalls Oberärzte in der Kinderklink des Uniklinikums, eine deutlich verbesserte Methode. Bei ihr werden den kleinen Patienten einige Tropfen Kontrastmittel in die Vene injiziert. Die Flüssigkeit enthält kleine Gasbläschen, jedes so groß wie ein rotes Blutkörperchen. Sie erscheinen im Ultraschall hell. KI verfolgt die Reise der Kontrastmittel-Bläschen durchs Gehirn Entsprechend trainierte Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) können im Ultraschall-Film einzelne Kontrastmittel-Bläschen erkennen und ihre Reise durch das Gehirn verfolgen. „Dadurch können wir nicht nur die Gefäße sichtbar machen, sondern auch genau analysieren, wo es Verengungen oder Blockaden gibt“, erklärt Regensburger. Um der KI ihre Arbeit zu erleichtern, nutzen die Wissenschaftler zudem Hochgeschwindigkeits-Ultraschallgeräte. Diese zeichnen nicht wie meist üblich zwanzig Bilder pro Sekunde auf, sondern bis zu dreihundert und mehr. Dadurch verändern die Bläschen von Aufnahme zu Aufnahme nur sehr wenig ihre Position. Sie lassen sich daher sehr viel einfacher nachverfolgen. Ultraschall-Lokalisierungsmikroskopie (ULM) des perinatalen ischämischen Schlaganfalls.A: Aufnahmen des Kopfes eines Neugeborenen in der Frontalebene mittels Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie/diffusionsgewichteter Bildgebung (MRI/DWI; rekonstruiert) und B-Mode-Ultraschall. Mit allen bildgebenden Verfahren wurde ein Infarkt der linken mittleren Hirnarterie nachgewiesen. Für die Diagnose der Schlaganfallregion waren die diffusionsgewichtete MRI-Sequenz und der transfontanellare kontrastverstärkte Ultraschall (CEUS) die überlegenen Methoden.B: Die Zeit-Intensitäts-Kurve analysiert die zerebrale Durchblutung der linken und rechten Hemisphäre, des ischämischen Bereichs und des entsprechenden Bereichs auf der Gegenseite. Visualisierung zweier berechneter Perfusionsparameter (Fläche unter der Kurve während der Ein- und Ausspülungsphase [Wash-In- and Wash-Out-Phase; WiWoAUC] und die Anstiegszeit) innerhalb der betroffenen Regionen. Die Bildgebung wurde während der akuten und postakuten Phase durchgeführt und zeigt eine Verbesserung der Perfusion im Infarktgebiet.C und D: ULM des gesamten Gehirns (C) und zeitaufgelöstes Bild des infarzierten Bereichs (D) während der akuten Phase. Dargestellt sind Karten der Richtwirkung und Geschwindigkeit während der Niedrigflussphase (1,15-1,58 Minuten nach Ankunft der ersten Blase), die eine Hyperperfusion der linken Hemisphäre zeigen. Das Schlaganfallgebiet wurde direkt nach dem Eintreffen der ersten Mikroblase und in den darauffolgenden Zeiträumen (2-7, 7-17 und 17-30 Sekunden) analysiert, um die verbleibende Durchblutung im Schlaganfallbereich nach Zeit zu darzustellen (Kreise). Länge des Maßstabsbalkens: 1 cm(Quelle: © Stroke) „Zusätzlich wollen wir in kommenden Studien einen speziellen Schallkopf nutzen, mit dem wir dreidimensionale Bilder erzeugen können“, berichtet der Wissenschaftler. „Durch die Kombination dieser Maßnahmen können wir die Gefäße im Gehirn und ihren Zustand in sehr hoher Auflösung analysieren.“ Die Forscher haben kürzlich in einer Publikation in der Zeitschrift „Stroke“ veröffentlicht, welches Potenzial diese sogenannte Ultrasound Localization Microscopy hat. In einem von der DEGUM mit 180.000 Euro geförderten Projekt wollen sie das Verfahren noch weiterentwickeln. Außerdem möchten sie untersuchen, inwiefern es sich zur schnellen Diagnose eines Schlaganfalls eignet. „Wir hoffen, dadurch auch früher Behandlungsschritte einleiten zu können, etwa um das verursachende Blutgerinnsel aufzulösen“, erläutert Regensburger. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Asphyxie, einem bedrohlichen Sauerstoffmangel nach der Geburt. Die Forschenden wollen zum Beispiel herausfinden, ob sie mit ihrer Methode die Hirngebiete sichtbar machen können, die besonders stark unter der Mangelversorgung leiden. Außerdem wollen sie untersuchen, wie das Gehirn auf die Notlage reagiert – ob es beispielsweise die Durchblutung der betroffenen Regionen erhöht und dafür die Versorgung anderer Bereiche herunterfährt. „Uns interessiert in diesem Zusammenhang auch, inwiefern wir aus Mechanismen wie diesen mögliche Therapiemaßnahmen ableiten können, um bleibende Schäden des Gehirns zu verhindern“, erklärt der Mediziner.
Mehr erfahren zu: "Aufklärung der Eltern schützt Kinder nicht vor Übergewicht" Aufklärung der Eltern schützt Kinder nicht vor Übergewicht Elternorientierte Programme reichen nicht aus, um Fettleibigkeit bei Kleinkindern zu verhindern, so das Ergebnis einer in „The Lancet“ veröffentlichten Metaanalyse. Die Autoren fordern daher ein Umdenken bei den Ansätzen zur […]
Mehr erfahren zu: "Steigende Kassenbeiträge: Warken schließt Leistungskürzungen nicht aus" Steigende Kassenbeiträge: Warken schließt Leistungskürzungen nicht aus Die Krankenversicherung steuert auf höhere Beiträge zu. Denn die Kosten steigen rasant. Nun schließt die zuständige Ministerin auch einen unpopulären Schritt nicht aus.
Mehr erfahren zu: "Vorstoß: Billigere „Basistarife“ für Kassenpatienten?" Vorstoß: Billigere „Basistarife“ für Kassenpatienten? Schon heute haben Gesetzlich Versicherte private Zusatzversicherungen, etwa für Zahnersatz. Wäre eine Wahl zwischen bestimmten Tarifen generell ein Ausweg, um immer höhere Beiträge zu vermeiden?