Neue Wege bei Rücken- und Nackenschmerzen: Körperhaltungstherapie vergleichbar wirksam wie biopsychosoziale Intervention

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Laut einer amerikanischen Multicenter-Studie lassen sich akute Schmerzen im unteren Rückenbereich und im Nacken häufig von selbst beheben, aber die Ausgaben für das Gesundheitswesen sind nach wie vor hoch.

Mit zwei speziellen Interventionen lässt sich die schmerzbezogene Behinderung innerhalb von drei Monaten leicht, aber signifikant reduzieren, wobei nur eine der beiden Interventionen die Gesundheitskosten nicht noch zusätzlich erhöht. Zu diesem Schluss gelangt eine Cluster-randomisierte Studie in „JAMA“, die zwischen 2017 und 2020 an 33 US-amerikanischen Zentren mit 2971 Personen durchgeführt wurde.

Die Studienteilnehmer mittleren Alters (51,7 Jahre; 60,3 % Frauen; 92 % beendeten die Studie) litten seit bis zu drei Monaten an Rücken- oder Nackenschmerzen. Sie wurden randomisiert nach Klinik einer von drei Studiengruppen zugeteilt. Im Rahmen des Modells zur Identifizierung, Koordinierung und Verbesserung der Versorgung (ICE), Physiotherapie, Beratung durch einen Gesundheitscoach sowie durch einen Facharzt für Schmerzmedizin oder Rehabilitation kombiniert, nahmen 829 Patienten an einer risikostratifizierten, multidisziplinären Intervention teil. 1150 Personen erhielten eine individualisierte Körperhaltungstherapie (IPT), einen Ansatz der Haltungstherapie, der Physiotherapie mit dem Aufbau von Selbstwirksamkeit und Selbstmanagement kombiniert, und weitere 992 erhielten die übliche Versorgung. Als primäres Outcome bewerteten die Studienautoren die Veränderung im Oswestry Disability Index (ODI; Spanne 0–100) nach drei Monaten (minimaler klinisch relevanter Unterschied 6 Punkte) sowie die wirbelsäulenbezogenen Gesundheitsausgaben nach einem Jahr.

Zwischen Studienbeginn und dreimonatiger Nachbeobachtung veränderten sich die mittleren ODI-Werte von 31,2 auf 15,4 für ICE, von 29,3 auf 15,4 für IPT und von 28,9 auf 19,5 für die übliche Behandlung. Bei der dreimonatigen Nachuntersuchung betrugen die absoluten Unterschiede im Vergleich zur üblichen Behandlung -5,8 (95 %-KI -7,7 bis -3,9; p<0,001) für ICE und -4,3 (95 %-KI -5,9 bis -2,6; p<0,001) für IPT. Die durchschnittlichen Jahressausgaben lagen bei 1448, 2528 bzw. 1587 Dollar in der ICE-, IPT- und der üblichen ­Behandlungsgruppe. Die Unterschiede bei den Ausgaben im Vergleich zur üblichen Behandlung betrugen -139 Dollar (RR 0,93; 95 %-KI 0,87–0,997; p=0,04) für ICE und 941 Dollar (RR 1,40; 95 %-KI 1,35–1,45; p<0,001) für IPT. (ah)