Neue Wirkstoffklasse verspricht Erfolg im Kampf gegen Tuberkulose und Depressionen11. Dezember 2023 Foto: © ipopba/stock.adobe.com Dresdner Forschende haben gezielt eine Naturstoffklasse weiterentwickelt und festgestellt, dass sich das dabei entstandene Derivat großes Potenzial in der Behandlung von Tuberkulose und Depressionen besitzt. In Zusammenarbeit mit mehreren Forschungseinrichtungen wie den Universitäten Ulm und Mainz konnten Prof. Bernd Plietker und seine Arbeitsgruppe an der Professur für Organische Chemie I der TU Dresden zeigen, dass PPAP53 sehr vielversprechend bei der Bekämpfung multiresistenter Tuberkulose ist und bei neurogenerativen Erkrankungen neue Behandlungsperspektiven eröffnet. Die neue naturstoffbasierte Wirkstoffklasse hatte Plietker durch die Entwicklung einer kurzen und parallelisierbaren Totalsynthese vor einigen Jahren zugänglich gemacht: die polyprenylierten polyzyklischen Acylphloroglucinole (PPAP). „Bereits erste Studien zur antimikrobiellen Aktivität der von uns entwickelten nicht-natürlichen Derivate deuteten an, dass diese Molekülklasse durch Interaktionen mit membranassoziierten Proteinen das Potenzial zur Anwendung im medizinalchemischen Kontext bietet“, erläutert Plietker, der seit 2020 die Professur für Organische Chemie I der TU Dresden innehat. Aufbauend auf diesen ersten Ergebnissen konnten er und sein Team nun in Kooperation mit Prof. Steffen Stenger vom Universitätshospital Ulm zeigen, dass ein spezifisches PPAP – PPAP53 – in der Lage ist, humane Makrophagen für die Bekämpfung resistenter Tuberkulosebakterien zu aktivieren, ohne aber für die Makrophagen selbst toxisch zu sein. Das Bekämpfen von Tuberkulose innerhalb von Makrophagen ist ein vielversprechender Weg, die Infektion in einem frühen Stadium erfolgreich zu bekämpfen und so Resistenzbildungen lange vor dem Auftreten der Infektionserscheinungen zu vermeiden. In mehreren Tests konnte gezeigt werden, dass PPAP53 ausschließlich die intrazelluläre Tuberkulose bekämpft, indem es die Zellmembran passiert oder aktiviert, ohne die Makrophage selbst zu schädigen. Ein weiterer Vorteil von PPAP53 gegenüber bisherigen Medikamenten ist, dass es nicht zu einer Konzentrationserhöhung der Leberenzyme führt. Dies verhindert eine Abnahme der Effektivität der Behandlung durch den unerwünschten Abbau des Wirkstoffs in der Leber. Darüber hinaus werden Kreuzresistenzen mit anderen Therapeutika vermieden, was insgesamt der Behandlung der Tuberkulose zugutekommt. In einer zweiten Publikation wurde die Vermutung untersucht, dass die beobachtete PPAP-abhängige Aktivierung der Makrophagen die Folge einer Interaktion mit membranassoziierten Rezeptoren oder Kanälen sein könnte. Dazu wurden TRPC6-Ionenkanäle, die für den gezielten Transport von Kalzium-Ionen durch die Zellmembran verantwortlich sind, untersucht. Sie finden sich vor allem in neuronalen Zellen und der Nebennierenrinde. „In einer Kombination von biologischen Experimenten und mittels Unterstützung durch moderne künstliche Intelligenz-Algorithmen konnten wir zeigen, dass PPAP53 hochspezifisch am C-Terminus dieses TRPC-Kanals bindet und diesen für den Kalzium-Transport öffnet”, erläutert Erstautor Philipp Pelsalz das Potenzial des neuen Wirkstoffs. „Damit wirkt PPAP53 ähnlich wie der bekannte, aus dem Johanneskraut stammende Wirkstoff Hyperforin, welcher auch als Antidepressivum eingesetzt wird. Im Gegensatz zu Hyperforin bewirkt PPAP53 jedoch keine Erhöhung der Leberenzyme und vermeidet somit Kreuzresistenzen. Durch die vollständige Wasserlöslichkeit von PPAP53 ist die Bioverfügbarkeit deutlich erhöht, gleichzeitig wird durch die spezifische Substitution am Naturstoffkörper eine vollständige Lichtstabilität erreicht. Phototoxische Nebenwirkungen waren neben der Erhöhung der Leberenzymkonzentration einer der Hauptnachteile des Hyperforins. Wir haben nun erstmalig, ein molekulares Verständnis der Struktur-Aktivitätsbeziehung unseres Wirkstoffs PPAP53 ableiten können. Die einzigartigen Eigenschaften von PPAP53 eröffnen faszinierende Perspektiven in verschiedenen medizinischen Bereichen, zum Beispiel in der Makrophagen-Therapie, in der Onkologie und bei neurologischen Erkrankungen.“
Mehr erfahren zu: "DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“" DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“ Fast alle Klinken in Deutschland (98%) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.
Mehr erfahren zu: "Shampoo-ähnliches Gel könnte zu Haarerhalt unter Chemotherapie beitragen" Shampoo-ähnliches Gel könnte zu Haarerhalt unter Chemotherapie beitragen Forscher der Michigan State University (MSU) haben ein Shampoo-ähnliches Gel entwickelt, das in Tierversuchen getestet wurde und Haarausfall während einer Chemotherapie verhindern könnte.
Mehr erfahren zu: "Hinweise auf generationenübergreifende Folgen der Passivrauchexposition gefunden" Hinweise auf generationenübergreifende Folgen der Passivrauchexposition gefunden Kinder, deren Väter dauerhaft Passivrauch ausgesetzt waren, haben später im Leben ein erhöhtes Risiko für eine Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), wie eine neue Studie zeigt. Dieses Risiko nimmt noch zu, wenn […]