Neuer COVID-19 Test: Schlechte Bewertung und Empfehlung für mehr Transparenz25. August 2020 Ivo Steinmetz im Labor an der Med Uni Graz. (Foto: © Med Uni Graz) Wissenschaftler an der Medzinischen Universität Graz (Österreich) haben einen neuen Test untersucht und bescheinigem diesem, dass er für die Diagnose einer COVID-19 Erkrankung nicht geeignet ist. Aktuelle Zahlen aus dem Gesundheitsministerium zeigen, dass österreichweit mit dem heutigen Tag bereits weit mehr als 1.000.000 Testungen auf das Coronavirus SARS-CoV-2 durchgeführt wurden. Hierfür kommen auch laufend neue PCR-Tests auf den Markt. An der Med Uni Graz wurde einer dieser neuen Tests eines namhaften Herstellers unter die Lupe genommen und auf die Sensitivität für den Nachweis von SARS-CoV-2 untersucht. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass der Test für die Diagnose einer COVID-19 Erkrankung nicht geeignet ist. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich im Journal „Clinical Microbiology and Infection“ publiziert. Neuer COVID-19-Test liefert nur unzureichende Testergebnisse Wissenschafter um Lucie-Marie Matzkies und Ivo Steinmetz am Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Graz haben im Rahmen einer Studie einen neu auf den Markt gekommenen PCR-Test zur Diagnose von COVID-19 untersucht, um festzustellen, ob dieser sensitiv genug ist, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 verlässlich nachweisen zu können. Dafür haben die Forscher mehr als 100 Proben jeweils mit einem etablierten Verfahren und dem neu auf den Markt gekommenen Test vergleichend untersucht. Dabei stellten die Forscher Unterschiede im Testergebnis fest und konnten festhalten, dass der neue PCR-Test Proben von COVID-19-Patienten, in denen sich relativ geringe Virusmengen befinden, nicht mehr als positiv erkennt. „Ein Teil der SARS-CoV-2 positiven Proben wurde vom neuen Test fälschlicherweise als negativ gewertet. Bei einem kleineren Teil der Proben konnte der Test kein Ergebnis erzielen, solche Proben hätten bei einer regulären Testung wiederholt werden müssen“, fasst Steinmetz zusammen. Der an der Med Uni Graz untersuchte PCR-Test verfügt über eine CE-Kennzeichnung, womit der Hersteller erklärt, dass der Test den geltenden EU-Vorschriften entspricht und ein entsprechendes Konformitätsbewertungsverfahren durchgeführt wurde. Mehr Transparenz bei der Zulassung von neuen Testverfahren notwendig „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Qualitätskriterien, die erfüllt werden müssen, um COVID-19-Diagnostika auf den Markt zu bringen, dringend präzisiert werden müssen“ so Ivo Steinmetz. Die Europäische Kommission hat die Herausforderung bereits erkannt und empfiehlt seit April 2020 u.a. die Prüfung von neuen COVID-19-Diagnostika im Vergleich zu Referenzmethoden in wissenschaftlichen Studien, die begutachtet und publiziert werden, und damit für die Öffentlichkeit zugängig sind. „Rechtlich verbindlich ist eine solche Transparenz leider noch nicht“, bedauert Steinmetz. Nur hochsensitive COVID-19-Testverfahren sollten eingesetzt werden Mittlerweile ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Virusmengen im oberen Atemtrakt von COVID-19-Patienten sehr schnell nach Beginn der Krankheitssymptome abnehmen, obwohl die Symptomatik weiterbesteht. Mit anderen Worten, Rachenabstriche die bei COVID-19-Patienten mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung entnommen werden, können falsch-negativ sein, wenn nicht ausreichend sensitive PCR-Verfahren eingesetzt werden. „Solche unzureichenden Tests sind dann nicht nur gefährlich für die einzelne Patientin beziehungsweise den einzelnen Patienten, bei der beziehungsweise dem die Diagnose nicht richtig gestellt wird, sondern können natürlich schwerwiegende Folgen für die Eindämmung der Pandemie haben“, fasst Steinmetz zusammen.
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