Neuer Koala-Verwandter füllt eine Lücke in Australiens einzigartiger Beuteltiergeschichte12. September 2023 Vergleich der oberen Molarenmorphologie zwischen Chulpasia jimthorselli, Lumakoala blackae und dem modernen Koala. Abb.: © A Crichton (Flinders Universität) Laut einer neuen Studie australischer und britischer Wissenschaftler trägt die Entdeckung eines alten Verwandten des Koalas dazu bei, eine Lücke von 30 Millionen Jahren in der erstaunlichen Entwicklung der Beuteltiere Australiens zu schließen. Geleitet wurde die Studie von Arthur Crichton, Doktorand an der Flinders University, Australien, der fossile Zähne der neuen Art an der Fossilienfundstelle Pwerte Marnte Marnte südlich von Alice Springs gefunden hat. Es wird angenommen, dass die Zähne etwa 25 Millionen Jahre alt sind. Die Studie ist in „Scientific Reports” veröffentlicht worden. „Die neue Art, die Lumakoala blackae genannt wurde, war etwa 2,5 kg schwer, also etwa so groß wie ein heutiges Fuchskusu oder eine kleine Hauskatze, und fraß wahrscheinlich hauptsächlich weiche Blätter, hätte aber kein Insekt abgelehnt, wenn es die Chance darauf gehabt hätte”, sagt Crichton, der Feldproben aus den Jahren 2014 und 2020 analysiert hat. Paläontologische Forschung an der Flinders University: Arthur Crichton, der fossile Zähne der neuen Art an der Fossilienfundstelle Pwerte Marnte Marnte südlich von Alice Springs fand, von denen angenommen wird, dass sie etwa 25 Millionen Jahre alt sind. Foto: © Flinders University „Unsere Computeranalyse seiner evolutionären Beziehungen deutet darauf hin, dass Lumakoala ein Mitglied der Koala-Familie (Phascolarctidae) oder ein naher Verwandter ist, aber es ähnelt auch mehreren viel älteren fossilen Beuteltieren namens Thylacotinga und Chulpasia aus der 55 Millionen Jahre alten Tingamarra-Fundstelle im Nordosten Australiens. In der Vergangenheit wurde vermutet, dass die rätselhaften Thylacotinga und Chulpasia eng mit Beuteltieren aus Südamerika verwandt sein könnten,” so Crichton weiter. „Die Entdeckung von Lumakoala deutet jedoch darauf hin, dass Thylacotinga und Chulpasia tatsächlich frühe Verwandte australischer pflanzenfressender Beuteltiere wie Koalas, Wombats, Kängurus und Opossums sein könnten. Die Gruppe der Diprotodontia ist heute extrem vielfältig, aber über die erste Hälfte ihrer Evolution ist aufgrund einer langen Lücke im Fossilienbestand nichts bekannt.” Wenn die Hypothese der Wissenschaftler richtig ist, würde sie den Fossilienbestand der Diprodontia um 30 Millionen Jahre „zurückverlängern”. „Wir würden wirklich erwarten, dass es zu dieser Zeit frühe Diprotodontia gegeben hat. Molekulare Informationen deuten darauf hin, dass sich Koalas, Wombats, Kängurus und Opossums vor etwa 65 bis 50 Millionen Jahren von anderen Beuteltieren abgespalten haben,” führt Crichton aus. Co-Autor Robin Beck von der englischen University of Salford sagt, dass die Entdeckung von Lumakoala dazu beiträgt, eine große, 30 Millionen Jahre alte Lücke in der australischen Beuteltierevolution zu schließen. „Diese Tingamarran-Beuteltiere sind weniger mysteriös, als wir dachten, und scheinen jetzt alte Verwandte jüngerer, vertrauterer Gruppen wie Koalas zu sein”, sagt Dr. Beck. „Es zeigt, wie die Entdeckung neuer Fossilien wie Lumakoala, auch wenn es nur ein paar Zähne sind, unser Verständnis der Geschichte des Lebens auf der Erde revolutionieren kann.” Die Studie wirft wichtige neue Fragen auf, unter anderem, ob diese Verwandten der australischen pflanzenfressenden Beuteltiere einst in Südamerika und der Antarktis lebten, sagt Dr. Beck und fügt hinzu, dass es südamerikanische Fossilien gibt, die den Tingamarran-Beuteltieren sehr ähnlich sehen. Die neue Studie berichtet auch über das Vorhandensein von zwei anderen Koala-Arten – Madakoala und Nimiokoala –, die neben Lumakoala lebten und verschiedene Nischen in den zentralaustralischen Wäldern füllten, die vor 25 Millionen Jahren blühten. Professor Gavin Prideaux, Direktor des Paläontologischen Labors der Flinders University, beschreibt das späte Oligozän (vor 23 bis 25 Millionen Jahren) als eine „Art Koala-Blütezeit”. „Bisher gab es keine Aufzeichnungen über Koalas im Northern Territory. Jetzt gibt es drei verschiedene Arten von einem einzigen Fossilfundort”, sagt Professor Prideaux. „Während wir heute nur eine Koala-Art haben, wissen wir jetzt, dass es mindestens sieben im späten Oligozän gab – zusammen mit riesigen koalaähnlichen Beuteltieren, den Ilariiden.” Iliariiden waren zu dieser Zeit mit einem Gewicht von bis zu 200 kg die größten Beuteltiere Australiens. Sie lebten zusammen mit einem Verwandten namens Mukupirna fortidentata und dem bizarren Opossum Chunia pledgei. Rekonstruktion des 25 Millionen Jahre alten Ditjimanka Lumakoala blackae mit (von links nach rechts) dem wallabygroßen Pflanzenfresser Muramura williamsi, dem ausgestorbenen Koala-Verwandten Madakoala devisi und dem kalbsgroßen Ilariiden (Ilaria lawsone). Abb.: © Illustration mit freundlicher Genehmigung von Peter Schouten
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