Neuer Konsensbericht zu Anaphylaxie erschienen

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Ein Autorenteam des „Global Allergy and Asthma Network“ hat einen neuen Konsensbericht zur Anphylaxie verfasst. Die kürzlich veröffentliche Leitlinie zielt auf einen neuen Standard zu Definition und Management der Anaphylaxie ab.

„Viele Menschen, auch kleine Kinder und Erwachsene, tragen Epi-Pens bei sich, um sich im Notfall selbst behandeln zu können. Viele andere tun dies nicht. Auch unser weit verzweigtes medizinisches System, von den Ersthelfern bis zum Notfallpersonal in den Krankenhäusern, folgt nicht konsequent den Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Anaphylaxie“, erklärt Dr. Tim Dribin, Notfallmediziner am Cincinnati Children’s Institute und Erstautor der Veröffentlichung. Gründe dafür seien zum Teil, dass international keine einheitlichen Richtlinien zur Definition, Erkennung und Behandlung von Anaphylaxie verwendet würden, so Dribin weiter, der betont: „Genau das soll mit diesem Bericht behoben werden.“

Das neue Werkzeug enthalte aktualisierte klinische Kriterien für die Diagnose von Anaphylaxie, Kriterien für die Verwendung und Dosierung von intramuskulärem Epinephrin und vieles mehr, ergänzte der Notfallmediziner. Er wies außerdem darauf hin, dass es sich um die erste Handreichung handelt, die spezielle Befunde bei Säuglingen enthält. So soll das Anaphylaxiemanagement bei Kleinkindern verbessert werden.

„Entscheidender Fortschritt in der Behandlung von Anaphylaxie“

Anaphylaxie ist eine ständige Belastung für Patienten und Pflegepersonal. Betroffene sind jederzeit mit Situationen konfrontiert, die zu schweren allergischen Reaktionen führen können, mit Symptomen wie Nesselsucht, geschwollene Lippen und Zunge, Atemnot, Keuchen, Erbrechen und Ohnmacht. Auch wenn Todesfälle selten sind, ist eine schnelle Erkennung und Behandlung Voraussetzung für einen günstigen Verlauf.

Epinephrin ist die einzige bewährte Anaphylaxie-Behandlung, die das Risiko von Krankenhauseinweisung und Tod reduziert. Allerdings haben nicht alle Betroffenen Zugang zu Epinephrin und selbst für Notaufnahmen ist eine unzureichende Verwendung dokumentiert. 

„Das klinische Unterstützungsinstrument ist ein entscheidender Fortschritt in der Behandlung von Anaphylaxie“, erklärte Studienleiter Dr. Hugh Sampson von der Mount Sinai School of Medicine. „Indem wir die Häufigkeit des Einsatzes von Epinephrin verbessern, können wir das Risiko schwerer Reaktionen und tödlicher Unfälle deutlich verringern und letztlich Leben retten.“ Er ist sich sicher, dass der Bericht auch dazu beitragen wird, die Spitzenforschung voranzutreiben. So könnten die Versorgung von und die Outcomes für Patienten mit Anaphylaxie verbessert werden.

Kernelemente des Berichts

Einheitliche Definition: Der Bericht führt eine neue, weithin anerkannte Definition der Anaphylaxie ein. Diese hebt ihr Todespotenzial hervor und beschreibt die beteiligten Organsysteme detailliert. Diese Definition ist so konzipiert, dass sie sowohl für medizinisches Personal als auch für die breite Öffentlichkeit leicht verständlich ist. So soll ein besseres Bewusstsein für Anaphylaxie geschaffen werden.

Pädagogischer Überblick: Dem Willen des Autorenteam nach soll der Bericht ein innovatives Aufklärungsinstrument für Angehörige der Gesundheitsberufe aus verschiedenen medizinischen Bereichen, mit unterschiedlichem Ausbildungshintergrund und Erfahrungsniveau, sein. Die Übersicht enthält wichtige Informationen zur Erkennung und Behandlung von Anaphylaxie, einschließlich der häufigsten Ursachen, Symptome, der rechtzeitigen Behandlung mit Epinephrin und der wichtigsten Konzepte für den Umgang mit lebensbedrohlichen Reaktionen.

Klinisches Hilfsmittel: Es sei ein neues Werkzeug zur klinischen Unterstützung, das medizinischem Personal bei der Diagnose und Behandlung von Anaphylaxie hilft. Der Bericht umfasst aktualisierte klinische Kriterien, Indikationen und Dosierungen für intramuskuläres Epinephrin sowie gemeinsame Befunde der verschiedenen Organsysteme bei Anaphylaxie. Wie die Autoren betonen, sind erstmals spezielle Befunde von Säuglingen enthalten, um das Anaphylaxie-Management bei Kleinkindern zu verbessern. Das komme insbesondere Gesundheitspersonal zugute, für das die Versorgung von Kindern nicht zum Alltag gehört.

Für den neuen Bericht hat ein 46-köpfiges Expertengremium aus 14 Ländern und sieben medizinischen Fachgebieten zusammengearbeitet. Die Ergebnisse wurden von 34 medizinischen Organisationen und Patientenverbänden unterstützt. Die National Institutes of Health, die U.S. Food and Drug Administration und die European Medicines Agency waren an der Studie beteiligt.