Neuer Leitfaden zur psychosozialen Versorgung vor Herz- oder Lungentransplantationen17. Januar 2025 Die Autorinnen des Handbuchs (v.l.): Hannah Ferentzi, leitende Psychologin im Arbeitsbereich Psychokardiologie und Katharina Schmitt, Leiterin der Psychokardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC). (Foto: ©DHZC) Ein Team der Psychokardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) hat ein umfassendes Handbuch zur psychosozialen Versorgung von Patienten vor einer Herz- und/oder Lungentransplantation entwickelt. Der bundesweit einzigartige Leitfaden bietet Psychologen, Ärzten und anderen Mitgliedern interdisziplinärer Teams konkrete, standardisierte und verlässliche Anleitungen, basierend sowohl auf den gesetzlichen Vorgaben des Transplantationsgesetzes als auch auf nationalen und internationalen Leitlinien, Richtlinien und Empfehlungen. Begleitend wurde ein Artikel in der Fachzeitschrift „Transplantation“ veröffentlicht, der zentrale Aspekte der psychosozialen Betreuung beleuchtet. Entscheidungsprozesse und interdisziplinäre Zusammenarbeit Die Entscheidung über die Aufnahme auf die Warteliste zur Herz- und/oder Lungentransplantation wird in einer Transplantationskonferenz getroffen. Dieses interdisziplinär besetzte Gremium besteht unter anderem aus Medizinern verschiedener Fachrichtungen und – im Falle der Lungentransplantation verpflichtend – einem approbierten Vertreter der psychosozialen Heilberufe, zum Beispiel einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie oder einem psychologischen Psychotherapeuten. Grundlage für die Entscheidungen der Transplantationskonferenz sind das Transplantationsgesetz sowie die von der Bundesärztekammer (BÄK) erarbeiteten Richtlinien. Diese stellen sicher, dass medizinische und psychosoziale Faktoren berücksichtigt werden, um die begrenzten Spenderorgane nach transparenten Kriterien zu vergeben. Psychosoziale Evaluation als zentraler Baustein Ein umfassendes Bild der psychosozialen Situation spielt in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Es hilft, Risiken und Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren, um Patienten gezielt zu unterstützen und auf den Transplantationsprozess vorzubereiten. Die psychosoziale Situation wird gemäß BÄK-Richtlinien bei der Entscheidung der Transplantationskonferenz über die Aufnahme einer Patientin oder eines Patienten auf die Warteliste berücksichtigt. Das neue Handbuch unterstützt Fachkräfte in diesem komplexen Entscheidungsprozess und bietet eine praxisorientierte Hilfe. Struktur und Inhalte Beruhend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, psychologischen Berufsstandards und praktischer Erfahrung definiert das Handbuch einen klaren Rahmen für die psychosoziale Versorgung vor einer Transplantation. Es enthält: Rechtliche und ethische Grundlagen: Übersicht unter anderem über die Vorgaben des Transplantationsgesetzes und die Richtlinien der BÄK. Standards für Evaluationsgespräche: Anleitungen zur Durchführung und Dokumentation psychosozialer Gespräche. Bewertungskriterien und Handlungsempfehlungen: Konkrete Kriterien zur Beurteilung von Risikofaktoren wie Substanzabhängigkeit oder psychischen Erkrankungen und fachliche Handlungsempfehlungen für eine entsprechende Betreuung oder Behandlung. Kulturelle Aspekte: Empfehlungen zum Umgang mit sprachlichen und kulturellen Unterschieden. Praktische Werkzeuge: Unterstützende Messinstrumente, wie beispielsweise Fragebögen, zur Einschätzung von Belastungsfaktoren oder Lebensqualität. „Mit unserem Handbuch möchten wir Mitarbeitenden in diesem Bereich ein Werkzeug an die Hand geben, das die psychosoziale Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten erleichtert“, sagt Dr. Hannah Ferentzi, leitende Psychologin im Arbeitsbereich Psychokardiologie des DHZC und Verfasserin des Handbuchs: „Standardisierte Prozesse, klare Entscheidungskriterien und festgelegte Unterstützungsmaßnahmen sollen sowohl die Qualität der Versorgung verbessern als auch den Zugang zur Warteliste erleichtern.“ Begleitende wissenschaftliche Publikation Der begleitende Fachartikel setzt sich mit den Herausforderungen der psychosozialen Betreuung bei Transplantationspatienten auseinander. Thematisiert werden unter anderem die Abwägung von Dringlichkeit und Erfolgsaussicht, ethische Konflikte bei der psychosozialen Beurteilung und die Bedeutung interdisziplinärer Kommunikation. „Unsere Arbeit zeigt, wie wichtig eine ganzheitliche Herangehensweise an die psychosoziale Versorgung ist“, betont Prof. Katharina Schmitt, Leiterin der Psychokardiologie am DHZC und Mitautorin der Publikation: „Eine umfassende psychosoziale Evaluation bildet die fachliche Grundlage, Patient:innen bestmöglich auf eine Transplantation vorzubereiten. Nur durch interdisziplinären Dialog können wir die komplexen Anforderungen der Transplantationsmedizin meistern.“ Weitere Forschung und der Austausch mit anderen Transplantationszentren seien notwendig, um diese Ansätze kontinuierlich weiterzuentwickeln und die Versorgung auf höchstem Niveau sicherzustellen, betonen die beiden Autorinnen. Am Handbuch interessierte Fachkolleginnen und -kollegen können sich an die Autorin Ferentzi wenden.
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