Neuer Referentenentwurf zur Approbationsordnung: AWMF warnt vor “Hammerexamen”

AWMF-Präsident Rolf-Detlef Treede, Foto: Universitätsmedizin Mannheim

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) hat einen neuen Referentenentwurf der Ärztlichen Approbationsordnung scharf kritisiert.

Die AWMF betüchtet, dass der Referentenentwurf, der laut AWMF-Mitteilung “gerüchteweise Mitte Januar im Bundeskabinett verhandelt werden soll”, ein neues “Hammerexamen” bedeuten wird. Grund dafür sei die Verschiebung des ersten Examens hinter das 6. Semester. Dieses solle den kompletten Stoff aus sechs Semestern umfassen. Darüber hinaus enthalte der Entwurf weiterhin Mängel, die schon mehrfach von den Experten aus den medizinischen wissenschaftlichen Fachgesellschaften moniert worden seien.

Weiterhin kritisiert die AWMF den neuen Entwurf als unnötig kompliziert und teuer: Er enthalte 150 Paragraphen auf 147 Seiten gegenüber der Approbationsordnung von 2002 mit 44 Paragraphen auf 64 Seiten, dabei würden die Studienbedingungen eher verschlechtert.

“Mittlerweile entsteht bei uns der Eindruck,“ so Prof. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF, „dass es vor allem darum geht, den Beschluss vom Tisch zu bekommen, sodass der Rat von Fachleuten deswegen nicht mehr berücksichtigt wird.“ Die Fachgesellschaften hätten in den vergangenen Jahren mehrfach alternative Vorschläge unterbreitet, mit denen die grundlegenden Zielsetzungen des Masterplans Medizinstudiums 2020 erreicht werden können, ohne dass dabei Aufwand und Kosten unnötig explodieren, moniert die AWMF. Diese Vorschläge würden das Studium inhaltlich verbessern und dabei die Studierfähigkeit erhalten, seien aber im aktuellen Entwurf nicht umgesetzt.

„Dort, wo offensichtliche Mängel bestehen und der Referentenentwurf das Studium inhaltlich wenig bis gar nicht verbessert, dafür aber komplizierter und teurer macht, muss dringend nachkorrigiert werden“, fordert Prof. Renate Deinzer, Vorsitzende der Ad-hoc-Kommission Approbationsordnungen der AWMF. Die AWMF verweist auf ihre umfangreiche Stellungnahme zu den vorangegangenen Entwürfen und warnt davor, den aktuellen Entwurf in die Beratung der Länder zu geben.

(AWMF/ms)