Neuer Risikofaktor für zweiten Schlaganfall

Komplizierte Plaques in der Halsschlagader als Risikofaktor für einen erneuten Schlaganfall. (Quelle: LMU Klinikum München)

Sogenannte komplizierte Plaques in der Halsschlagader sind ein wichtiger Risikofaktor für einen erneuten Schlaganfall. Das hat ein Team von Ärzten des LMU Klinikums unter Leitung von Prof. Martin Dichgans (Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung) und Prof. Tobias Saam (ehemals Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums) in einer Studie herausgefunden. 

In bis zu 30 Prozent der Fälle bleibt die Ursache eines Schlaganfalles auch bei ausführlicher Diagnostik ungeklärt. Das Team des LMU Klinikums hatte zusammen mit Kollegen der Universitäten Freiburg und Tübingen sowie der Technischen Universität München schon 2020 von einem Risikofaktor des Schlaganfalls berichtet: sogenannte komplizierte Plaques in der Halsschlagader. Darunter versteht man Hochrisiko-Plaques, die durch mindestens eines der folgenden Merkmale gekennzeichnet sind: eine eingerissene Kappe, eine Einblutung in die Plaque und/oder ein Blutgerinnsel, das außen an der Plaque hängt.

Die Medizineren haben nun 196 Patienten rekrutiert, die einen Schlaganfall erlitten hatten. Ihr Schicksal wurde über drei Jahre nachverfolgt. Die Frage: Welche Patienten würden eine erneute Durchblutungsstörung des Gehirns erleiden – und könnten die komplizierten Plaques ein Grund dafür sein? 144 Patienten blieben bis zum Ende der drei Jahre dabei. Teilweise flossen aber auch Daten der „Aussteiger“ in die Auswertung ein, zum Beispiel, wenn sie „schon nach einem Jahr einen zweiten Schlaganfall erlitten und sie dann nicht mehr an der Studie teilnehmen konnten oder wollten“, erklärt Erstautorin Dr. Anna Kopczak vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD).

Das Ergebnis: Patienten mit komplizierter Plaque haben gegenüber Patienten ohne eine solche komplizierte Plaque ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall oder eine „transiente ischämische Attacke“, kurz TIA.

„Wir können also erkennen, welche Patienten besonders gefährdet sind, einen erneuten Schlaganfall zu bekommen“, erklärt Kopczak, „und dahinter steckt die wichtigste Frage: Müssen wir diese Menschen anders behandeln? Sollten diese Patienten andere Medikamente bekommen oder eine höhere Dosierung? Sollte die Plaque operativ entfernt werden?“

Um diese Frage zu beantworten, planen die LMU-Mediziner eine entsprechende Studie. Eine OP-Methode zur operativen Entfernung gibt es bereits. Sie wird genutzt für Patienten mit Plaques, die ein Blutgefäß um mehr als 50 Prozent verengen. Vielleicht profitieren aber auch Patienten mit einer komplizierten Plaque wie in der aktuellen Münchner Studie, die allesamt keine hochgradigen Verengungen aufweisen.