Neues Anthrazyklin-Derivat zeigt enormes Potenzial zur Tumorbekämpfung

Bei dem neuen Chemotherapeutikum LiPyDau handelt es sich um eine modifizierte Form von Daunorubicin, verpackt in Liposomen. Bild: ©Walter_D – stock.adobe.com

Ein österreichisch-ungarisches Team hat ein neues Chemotherapeutikum namens LiPyDau entwickelt, das in präklinischen Untersuchungen bemerkenswerte Wirksamkeit gegen verschiedene Tumorarten gezeigt hat. Die in „Molecular Cancer“ veröffentlichte Studie stellt eine vielversprechende Strategie zur Bekämpfung medikamentenresistenter Krebsarten vor.

Die Leitung der Studie lag bei der Medizinischen Universität Wien, dem HUN-REN Forschungszentrum für Naturwissenschaften und der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest

Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Gergely Szakács vom Zentrum für Krebsforschung der MedUni Wien hat Mechanismen der Arzneimittelresistenz analysiert und nach Möglichkeiten gesucht, diese zu überwinden. Dabei entwickelten die Wissenschaftler ein hochwirksames neues Anthrazyklin-Derivat.

Zu toxisch für die direkte Verabreichung

Die neue Verbindung, eine chemisch modifizierte Form von Daunorubicin, erwies sich allerdings für die direkte Verabreichung als zu toxisch. Um dieses Problem zu lösen, wurde sie in Liposomen eingekapselt, wodurch LiPyDau entstand. Diese liposomale Formulierung transportiert den Wirkstoff direkt zu den Tumorzellen und minimiert gleichzeitig die Schädigung des gesunden Gewebes. In Mausmodellen verschiedener Krebsarten reduzierte LiPyDau die Tumorlast drastisch und eliminierte sie in einigen Fällen sogar vollständig.

Einzigartiger Mechanismus führt zum Absterben der Tumorzellen

In präklinischen Studien hemmte eine Einzeldosis LiPyDau das Tumorwachstum in einem Melanom-Modell nahezu vollständig. Bei Lungenkrebs war die Behandlung sowohl in einem Standard-Mausmodell als auch in einem Modell mit menschlichen Tumorzellen, die nicht auf gängige Medikamente ansprachen, wirksam. In aggressiven Mausmodellen für Brustkrebs führte die Behandlung mit LiPyDau zu einer fast vollständigen Tumorrückbildung. Bei erblichen, schwer zu behandelnden Formen von Brustkrebs konnten die Tumore sogar dauerhaft beseitigt werden. LiPyDau habe auch eine vielversprechende Wirksamkeit gegen multiresistente Tumorzellen gezeigt, berichtet das Team.

Einzigartiger Mechanismus

Das außergewöhnliche Potenzial von LiPyDau beruht auf einem einzigartigen Mechanismus: Das neue Krebsmedikament verbindet die beiden Stränge der DNA in Krebszellen irreversibel miteinander und verursacht so Schäden, die die Tumorzellen nicht mehr reparieren können, was letztendlich zu ihrem Absterben führt.

Anthrazykline wie Daunorubicin gehören zu den weltweit am häufigsten verwendeten Chemotherapeutika und sind in der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgeführt. Ihre klinische Wirksamkeit wird jedoch häufig durch toxische Nebenwirkungen und die Entwicklung von Resistenzen eingeschränkt. Liposomale Formulierungen werden seit langem erforscht, um diese Einschränkungen zu verringern.

„Unsere Untersuchungen an Mausmodellen zeigen, dass die Einkapselung von 2-Pyrrolino-Daunorubicin in Liposomen die sichere Anwendung eines ansonsten zu toxischen, aber äußerst wirksamen neuen Medikaments ermöglicht. Nun müssen weitere Studien durchgeführt werden, um festzustellen, ob diese vielversprechenden Ergebnisse in die klinische Anwendung überführt werden können“, sagt Studienleiter Szakács.