Neues Hydrogel beschleunigt Heilung infizierter Wunden

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Ein neues Hydrogel einer Arbeitsgruppe aus China kombiniert antimikrobielle Eigenschaften mit einer Regulation des Hautmikrobioms. Eine verbesserte Heilung infizierter Wunden konnte präklinisch nachgewiesen werden.

Infizierte Wunden, insbesondere durch Escherichia coli und Staphylococcus aureus verursacht, stellen in der klinischen Versorgung eine erhebliche Herausforderung dar. Herkömmliche Behandlungsstrategien basieren überwiegend auf Antibiotika, deren Effektivität jedoch durch zunehmende Resistenzbildung und mögliche Toxizität eingeschränkt wird. Hydrogels sind als lokale Medikamententräger eine vielversprechende Alternative, doch bislang konnte mit den meisten verfügbaren Produkten weder das Infektionsrisiko noch die Gewebereparatur ausreichend adressiert werden.

Infektionskontrolle und Geweberegeneration

Forschende aus China beschreiben in ihrer Studie die Entwicklung eines neuen Hydrogels, das ε-Poly-L-Lysin – ein potentes antimikrobielles Peptid – in eine Natriumalginat/Gelatine-Matrix integriert und sowohl die Infektionskontrolle als auch die Wundheilung ermöglicht. Das Team entwickelte ein Hydrogel, ε-PLL@SA/Gel (PSG15), das nicht nur gegen Infektionen wirkt, sondern auch den Heilungsverlauf infizierter Wunden durch Modulation des Hautmikrobioms günstig beeinflusst. Die in „Burns & Trauma“ veröffentlichte Studie belegt, dass das Hydrogel eine beschleunigte Wundkontraktion, verstärkte Angiogenese und reduzierte Entzündung in murinen Infektionsmodellen mit Escherichia coli und Staphylococcus aureus bewirkt. PSG15 wird nach diesen Ergebnissen als aussichtsreicher Kandidat für den klinischen Einsatz im Wundmanagement angesehen.

Die Synthese des PSG15-Hydrogels erfolgte durch Einbindung von ε-Poly-L-Lysin in eine Natriumalginat/Gelatine-Matrix unter Verwendung von Calciumchlorid als Vernetzer. Die Hydrogelmatrix wurde hinsichtlich mechanischer Eigenschaften, Biokompatibilität und antibakterieller Wirksamkeit sowohl in vitro als auch in vivo getestet. PSG15 zeichnet sich durch eine sehr gute Injektabilität, Selbstadhäsion und hohe mechanische Stabilität aus.

Kollagenbildung, Angiogenese und Wundverschluss gefördert

Die Behandlung mit PSG15 reduzierte die bakterielle Belastung durch E. coli und S. aureus um 89,53% beziehungsweise 92,21%. In vivo förderte PSG15 den Wundverschluss, die Angiogenese und die Kollagenbildung. Histologische Analysen belegen eine verbesserte Geweberegeneration in den behandelten Wunden mit erhöhter Gefäßneubildung und einer stärker organisierten Kollagenstruktur im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen. Zudem beeinflusste PSG15 die Makrophagen-Polarisation, indem es die Expression des M2-Markers (CD206) steigerte und gleichzeitig den M1-Marker (CD80) verringerte. Somit trägt PSG15 aktiv zur Modulation der Immunantwort bei. Zusätzlich wurde die Diversität des Hautmikrobioms erhalten, während eine Überwucherung mit pathogenen Bakterien unterbunden wurde.

Der korrespondierende Autor Dr. Chaoji Huangfu vom Chinese PLA General Hospital in Peking, China, betont: „Das PSG15-Hydrogel stellt einen erheblichen Fortschritt in der Wundversorgung dar, indem es antimikrobielle Eigenschaften mit der Regulation des Mikrobioms verbindet. Diese duale Herangehensweise fördert nicht nur die Heilung, sondern minimiert auch das Risiko für chronische Infektionen, die eine zentrale Herausforderung im Wundmanagement darstellen. Wir sind zuversichtlich, dass PSG15 eine sichere und effektive Behandlungsoption für infizierte Wunden im klinischen Alltag bieten wird.“

Reduzierter Einsatz von Antiobiotika

Das multifunktionale PSG15-Hydrogel stellt eine neue Möglichkeit zur Behandlung infizierter Wunden dar, indem es sowohl Infektionskontrolle als auch Geweberegeneration adressiert. Durch die nachgewiesene antibakterielle Wirksamkeit und die Modulation des Hautmikrobioms könnte dieses Hydrogel den Einsatz systemischer Antibiotika reduzieren und somit einen Beitrag im Kampf gegen die Resistenzentwicklung leisten. Die gute Biokompatibilität und fehlende Toxizität sprechen für den klinischen Einsatz.

Künftige Studien sollten die Wirksamkeit des Hydrogels bei chronischen Wundmodellen, wie diabetischen Ulzera, weiter untersuchen und die Mechanismen seiner Interaktion mit dem Hautmikrobiom detailliert erforschen, um das therapeutische Potenzial weiter auszuschöpfen. (ins)